Dem «Heckenschwein» auf der Spur

Wie steht es eigentlich um die Population der Igel im Birseck? Dem möchte das Projekt «Wilde Nachbarn beider Basel» auf den Grund gehen und braucht dafür die Unterstützung der Bevölkerung.

Igel gesucht: Julia Felber und Fabrice Bucheli von «Wilde Nachbarn beider Basel» mit einem Spurentunnel. Foto: Florin Bürgler

Kurz gesagt: Die Lebensräume für den stacheligen Winterschläfer nehmen weltweit stetig ab. Zu diesem Schluss kam die Weltnaturschutzorganisation (IUCN) im letzten Jahr und setzte den westeuropäischen Igel – den Braunbrustigel – entsprechend erstmals auf die Rote Liste der bedrohten Arten mit der Einstufung «potenziell gefährdet». Wirft man einen Blick auf die Schweiz, so sieht es nicht besser aus: Eine Erhebung in der Stadt Zürich zeigt, dass sich die Igelpopulation zwischen den Jahren 1992 und 2017 um 40% reduziert hat. Gleichzeitig verringerte sich sein Verbreitungsgebiet um 17%.

Diesem Rückgang möchte der Verein «StadtNatur» entgegenwirken. Mit 20 Projekten in der ganzen Schweiz möchten die Verantwortlichen den Lebensraum von Wildtieren im Siedlungsraum bewahren, bestenfalls vergrössern. Für die Region Basel wurde das Projekt «Wilde Nachbarn beider Basel» gegründet, dessen Leitung Julia Felber innehat. Beim Gespräch mit dem Wochenblatt in der Reinacher Heide lässt der erste interessante Igel-Funfact nicht lange auf sich warten: «Der englische Begriff für den Igel, ‹hedgehog›, bedeutet wörtlich ‹Heckenschwein›, denn in Hecken hält er sich auch am liebsten auf.»

Der Igel brauche freie, offene Flächen wie Wiesen oder Blumenrasen mit vielen Strukturen wie Büschen, hohem Gras oder Asthaufen, worin er sich verstecken kann. Solche Lebensräume gibt es durch die zunehmende landwirtschaftliche Nutzung in den letzten 100 Jahren immer weniger, weswegen der Igel mittlerweile fast nur noch im Siedlungsgebiet vorkommt. Denn dort findet er oftmals in Gärten einen geeigneten Unterschlupf. «Dadurch haben wir auch eine grosse Verantwortung, den Lebensraum für die Igel im Siedlungsgebiet zu schützen. Schon kleine Anpassungen, wie einen Durchschlupf in einem Lattenzaun zu schaffen, helfen dem Igel enorm», meint Felber. Kompostflächen seien zudem ein Schlaraffenland für die Insektenfresser.

Doch zunehmend verbreite sich ein neuer Feind für die Igel in den Gärten: der Mähroboter, der die Tiere verletzen kann. In der Natur ist der Dachs sein grösster Kontrahent, dessen Klauen fast dazu gemacht scheinen, die stachelige Schutzkugel einfach so aufzubrechen.

In der Nacht legen Igel etwa zwei bis drei Kilometer zurück. Sie sind klare Einzelgänger und wenn sich zwei Exemplare nachts kreuzten, seien das meist eher unfreundliche Begegnungen.

Spurentunnel-Paten gesucht

Ganz im Gegensatz dazu die Wahrnehmung von uns Menschen: «Der Igel ist einfach ein Sympathieträger. Man findet ihn niedlich und hat meist einen positiven Bezug», meint Felber. Das sei auch mit ein Grund gewesen, wieso sich das Projekt den Igel gross auf die Fahne geschrieben habe. Denn wenn man die Lebensräume für den beliebten Igel aufwerte, würden unzählige weitere Tierarten im Siedlungsgebiet davon profitieren.

Um die Lage der Igel in unserer Region genauer einschätzen zu können, möchte «Wilde Nachbarn beider Basel» eine Erhebung durchführen. Nachdem man bereits im letzten Jahr in elf Gemeinden unterwegs war, sind nun Münchenstein, Arlesheim, Reinach, Aesch und Pfeffingen an der Reihe. Diese werden in 19 Quadrate à je circa einen Quadratkilometer Fläche aufgeteilt.

Darin wird jeweils ein kleineres Quadrat à 500 × 500 Meter ausgewiesen, worauf dann zehn sogenannte Spurentunnel mit einem Mindestabstand von ungefähr 100 Metern zueinander aufgestellt werden. So ein Spurentunnel ist aus wetterfestem Karton, etwa einen Meter lang, und innen drin wird eine Köderschale sowie ein Papier- und Farbstreifen platziert, der die Pfotenabdrücke dokumentieren soll, erklärt Fabrice Bucheli, der das Igelsuchprojekt leiten wird.

Nun gehe es darum, Leute aus der Region zu finden, die Zeit und Lust haben, ein solches Quadrat mit den jeweiligen Spurentunneln zu betreuen. Was es dafür braucht? «Im Zeitraum zwischen Mai und Juli muss man einmal sechs Tage am Stück jeweils circa zwei Stunden pro Tag Zeit haben. Das kann wirklich für alle etwas sein. Beim letzten Mal haben viele Familien, Studierende, Pensionierte und eine Schulklasse mitgemacht, die sich die Arbeit geteilt haben», meint Felber über den Aufwand.

Am 7. Mai findet in Reinach ein In­formationsanlass statt, bei dem mehr über den Igel und auch das Projekt erfahren werden kann. Bei Interesse kann man sich bereits jetzt online auf beidebasel.wildenachbarn.ch «sein» Quadrat reservieren.

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