Sensationsfund in Augusta Raurica
Bei einer Notgrabung wurde eine Münze aus der Mitte des 3. Jahrhunderts vor Christus aus dem Boden gehoben. Sie ist das älteste Exemplar der Schweiz.
«Ich arbeite seit Jahrzehnten in Augusta Raurica, aber so ein Fund ist sehr aussergewöhnlich», sagt Numismatiker Markus Peter. Beim Münzforscher ist die Freude gross, wie er auf Anfrage sagt. In der Römerstadt wurde bei einer Ausgrabung eine Bronzemünze aus der Mitte des 3. Jahrhunderts vor Christus entdeckt. Es handelt sich um die älteste Münze, die bisher in der Schweiz gefunden wurde.
Die Besiedlung der Römerstadt begann erst um die Jahrtausendwende. «Die Münze muss damals schon mindestens 300 Jahre alt gewesen sein. Eigentlich war es Kleingeld, aber die Münze wurde wohl als etwas Wertvolles angesehen», erklärt Peter.
Wenn in Augst oder Kaiseraugst Bauprojekte anstehen, finden jeweils Notgrabungen statt, da sonst Ruinen, Schichten und Gegenstände aus der einstigen römischen Siedlung für immer verloren wären. Im September dieses Jahres stiess man in Augst auf die kleine Münze, die in Italien geprägt worden war.
In Italien kein seltener Fund
Die Münze zeigt trotz ihres hohen Alters nur geringe Abnutzungsspuren. «Wahrscheinlich wurde sie bereits in römischer Zeit als besonderes Objekt betrachtet und entsprechend sorgfältig aufbewahrt», heisst es in einer Medienmitteilung der Römerstadt. Während Münzen dieses Typs in Italien nicht selten vorkämen, sei dies der bisher erste bekannte Fund in der Schweiz.
Das Areal, auf dem die Münze ausgehoben wurde, befindet sich am oberen Rand der Oberstadt des antiken Augusta Raurica, ist 800 Quadratmeter gross und liegt rund 250 Meter vom Theater entfernt. «Uns stellt sich die Frage, ob die Münze absichtlich dort deponiert wurde», sagt Markus Peter. «Es könnte sein, dass sie aus sakralen Gründen in den Boden gelangte.» In unmittelbarer Nähe des Fundortes hätten sich einst mehrere Tempel befunden.
Für die Expertinnen und Experten in Augusta Raurica ist jedoch nicht nur die Münze von grosser Wichtigkeit. Bei der Ausgrabung kamen zudem zwei Inschriftenfragmente zum Vorschein. «Sie erwähnen namentlich zwei Bewohner der antiken Stadt», ist der Mitteilung zu entnehmen. «Eine Analyse durch einen Inschriften-Experten zeigte, dass die Inschriften die Namen Marcus und Gaius festhalten.»
Die Inschrift auf einem Sandstein aus dem Amphitheater deute darauf hin, dass ein gewisser Marcus als Bürger der Stadt einen reservierten Platz in der vordersten Reihe des Theaters hatte. Die zweite Inschrift auf einem Steinfragment stamme hingegen höchstwahrscheinlich von einem Weihealtar, der mit dem Namen seines Stifters Gaius, eines Bewohners von Augusta Raurica, versehen ist.
Seit Beginn der Grabungen im April 2023 seien bereits «mehrere eindrucksvolle Funde und Befunde gemacht» worden, schreibt die Römerstadt. Darunter der Kopf einer Venus-Figur aus Terrakotta und ein monumentales Eingangsportal. Die Grabung werde im nächsten Jahr fortgesetzt.
Und wie geht es mit der ältesten Münze der Schweiz weiter? «Sie bleibt in der Sammlung von Augusta Raurica und wird mit Sicherheit eines Tages ausgestellt», sagt Numismatiker Peter. Anhand der Bedeutung der Münze könnte es sein, dass sie auch bei anderen Museen auf Interesse stösst.