Schwere Vorwürfe aus der Lehrerschaft: Schulleiter kündigt und bleibt zu Hause

Alle drei Schulleitenden der Sek Reinach haben gekündigt. Doch nur gegen einen erhebt die Lehrerschaft schwere Vorwürfe.

Konflikt entbrannt: Die Sekundarschule Reinach – hier der Standort Bachmatten – steht bald ohne die komplette bisherige Schulleitung da. Foto: Kenneth Nars
Konflikt entbrannt: Die Sekundarschule Reinach – hier der Standort Bachmatten – steht bald ohne die komplette bisherige Schulleitung da. Foto: Kenneth Nars

Die Sekundarschule Reinach verliert auf den Sommer hin alle drei Schulleitungsmitglieder. In zwei Briefen an die Lehrerschaft und die Eltern nahm der Schulrat deshalb letzten Donnerstag und Freitag Stellung. Die Schreiben liegen der bz vor.

Während die Wechsel der Rektorin und des einen Schulleiters an andere Schulen der Region vom Schulrat als «zwar sehr bedauerliche Kündigungen» beschrieben werden, betont das Gremium, dass sie «zum normalen Personalentwicklungsprozess einer so grossen Schule dazugehören». Anders sieht es bei der Trennung vom dritten Schulleiter aus. Im Brief steht zurückhaltend, dass er sich «aufgrund unterschiedlicher Auffassungen zur Führung» entschlossen habe, die Schule auf Ende 2023 zu verlassen. Der Satz, der folgt, lässt aufhorchen: «Bis zu seinem Austritt wird er von operativen Aufgaben entbunden, er wirkt aber im Hintergrund weiterhin beratend und unterstützend bei der Einführung der neuen Schulleiterin mit.»

Hat der Schulleiter Grenzen überschritten?

Im Brief an die Lehrerschaft ergänzt Schulratspräsident Gilbert Giger, dass der Schulleiter fortan «auch an keinen Präsenz- oder öffentlichen Veranstaltungen teilnehmen wird». Über die Gründe dieser Massnahme schweigen sich die Schreiben aus. Doch vor allem im Lehrerbrief wird klar: An der Schule ist ein Konflikt entbrannt. Der Schulrat schreibt von einer «angespannten und schwierigen Situation zwischen der überwiegenden Mehrheit des Lehrerkonvents und der verbleibenden Schulleitung».

Recherchen zeigen, dass der Schulleiter bereits länger im Homeoffice ist. Die Lehrerschaft erhebt schwere Vorwürfe gegen ihn. Schon am 21. April wandte sich die Mehrheit der Lehrpersonen in einem Schreiben an den Schulrat, Anstellungsbehörde der Schulleitung. Angeprangert wird vor allem der dominante Führungsstil des Schulleiters. Doch das allein erklärt nicht die Aufruhr, die derzeit unter der Lehrerschaft herrscht.

Die Vorwürfe betreffen auch den zwischenmenschlichen Bereich, wie sich der Schulleiter gegenüber einigen Lehrkräften verhielt. Vor allem ausserhalb der Schule soll er gewisse Grenzen überschritten haben. Die bz konnte mit mehreren Quellen sprechen, deren Schilderungen sich unabhängig voneinander decken. Der Schulleiter wurde aber weder angezeigt noch verurteilt, weswegen wir die Vorwürfe nicht näher beschreiben.

Fakt ist: Der Schulrat startete eine Untersuchung, die von einem Juristen geleitet wurde. Man sprach mit den Betroffenen und liess sich von der Bildungsdirektion beraten. Schulratspräsident Giger sagt auf Anfrage: «Die Vorwürfe sind gravierend. Dass sich ein grosser Teil der Lehrerschaft an uns wandte und vor allem das Führungsverhalten kritisierte, spielte bei unserer Bewertung eine Rolle. Wir nehmen die Fürsorgepflicht gegenüber unseren Mitarbeitern sehr ernst.» Giger spricht von Macht- und ­Abhängigkeitsverhältnissen zwischen Schulleitung und Lehrpersonen. Er betont aber auch: «Die Vorwürfe betreffen in keiner Weise die Schülerinnen und Schüler.» Auch sei der Schulbetrieb gewährleistet, da man bereits eine Nachfolgerin als Schulleiterin habe finden können.

Schulleiter äussert sich

Unterstützt wird der Schulrat vom Kanton. In dieser Woche findet eine Sitzung statt, um zu diskutieren, wie die Übergangszeit geregelt wird, bis wieder eine zweite Schulleitungskraft gefunden wurde. Christian Weiss, beim Amt für Volksschulen zuständig für die Sekundarschulen, spricht von einem aussergewöhnlichen Fall. Auch die Massnahme, einen Schulleiter der operativen Aufgaben zu entbinden, sei ungewöhnlich. Weiss weist darauf hin, dass das schärfste personalrechtliche Mittel einer fristlosen Kündigung vom Schulrat nicht ergriffen wurde: «Wir rieten dem Schulrat, genau abzuklären und dann klar zu handeln. Das hat er getan.»

Die bz konnte auch mit dem betroffenen Schulleiter sprechen. Das Erste, das er betont: «Ich habe kein Hausverbot erhalten, keine Anordnung zum Home­office, sondern ich habe gemeinsam mit dem Schulrat entschieden, dass es besser ist, getrennte Wege zu gehen, um einen wirklichen Neuanfang zu ermöglichen.» Auch Giger bestätigt, dass die gefundene Lösung im gegenseitigen Einverständnis gefasst wurde.

Zu den Vorwürfen möchte er sich nicht im Detail äussern. Aber er sagt: «Sollten sich gewisse Mitarbeitende wegen meines Stils unwohl gefühlt haben, bedaure ich das sehr. Mir liegen die Sek Reinach und die Menschen dort sehr am Herzen. Wenn es nicht gut ankommt, wie ich führe, handle oder mich verhalte, dann bin ich der Letzte, der sich einer Lösung versperrt.»

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