Schweizer Curlerinnen setzen sich in Arlesheim gegen namhafte Konkurrenz durch

In Arlesheim spielen Schweizer Curlerinnen an der Weltspitze. Trotzdem gleicht eine Curling-Karriere einem Überlebenskampf.

Auf Erfolgskurs: (v. l. n. r.) Alina Pätz, Silvana Tirinzoni, Selina Witschonke und Carole Howald gehören zu den besten Curlerinnen der Welt. Das haben sie in Arlesheim einmal mehr unter Beweis gestellt. Foto: zvg / Roland Beck

20 Teams der Curling-Weltelite haben sich am vergangenen Wochenende von Freitag bis Sonntag in der Curlinghalle Arlesheim am 19. Women’s Masters Basel in Wettkämpfen gemessen. Wie im vergangenen Jahr ging das Schweizer Team um Silvana Tirinzoni als Sieger gegen das – ebenso wie im letzten Jahr – zweitplatzierte schwedische Team Anna Has­selborg hervor. Die vier Frauen im Team Tirinzoni, das sich aus Sportlerinnen des Curling Club Aarau zusammensetzt, befinden sich damit weiter auf Erfolgskurs, sind sie doch bereits Europa- und mehrfache Weltmeisterinnen. «Auch nach all diesen Jahren ist jedes Spiel anders, es ist nie langweilig. Curling hat extrem viele Facetten. Dadurch kann man sich ständig verbessern», sagt Silvana Tirinzoni. Was ihre sportlichen Ziele seien? «Als Nächstes gilt es, dass wir uns für die Olympischen Spiele in zwei Jahren qualifizieren», sagt die 45-Jährige.

Schweiz ist top

Das internationale Turnier, das jedes Jahr in Arlesheim stattfindet, dient den Curlerinnen jeweils als Vorbereitung auf internationale Wettkämpfe wie die Europameisterschaft im kommenden November. Bruno Schallberger, Prä­sident der Genossenschaft Curling­zentrum Region Basel, sagt: «Es sind hochkarätige Teams, die gerne nach Arlesheim kommen, weil die Halle in der Curling-Szene weltweit für ihre Qualität bekannt ist.» Auch das Preisgeld kann sich sehen lassen: 35 000 Franken werden an die Teams vom ersten bis zum achten Rang verteilt, wobei das Siegerteam 11 000 Franken erhält. Dies sei der höchste Betrag, der in Europa an einem solchen Turnier ausbezahlt werde, so Schallberger. Welche Länder im Curling besonders vertreten seien? «Im Weltverband sind 73 Nationen. Einige Staaten sind neu dazugekommen, wie Mexico oder Guyana. Traditionell stark sind Kanada, Schottland, Norwegen oder Schweden. Und die Schweiz – sie ist immer ganz vorne mit dabei.» So war es auch 1998, als Curling erstmals offiziell ins Programm der Olympischen Winterspiele aufgenommen wurde und das Schweizer Team unter der Leitung Schallbergers prompt die Goldmedaille holte.

Überlebenskampf trotz Erfolg

Der Erfolg der Sportlerinnen kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass es – im Gegensatz zum Fussball etwa – um die Förderung des Curlings nicht gerade rosig bestellt ist. Viele junge Curlerinnen müssen in einem Beruf ­arbeiten, um ihre Karriere zu finanzieren. Schallberger dazu: «Gerade Junioren haben es sehr schwer. Die ­Sponsorenlandschaft ist relativ klein. Ein junges Team, das an der Spitze spielt, muss pro Saison zwischen 40 000 und 50 000 Franken aufbringen. Erst internationale Wettbewerbe werden vom Verband bezahlt.» In dieser Beziehung sei Curling noch immer eine Randsportart. Silvana Tirinzoni, die es an die Weltspitze geschafft hat, gab 2019 ihren Beruf als Projektmanagerin bei einer Bank auf. Sie sagt: «Ich habe mich zwar entschieden, nicht mehr in meinem Beruf zu arbeiten und mich ganz auf das Curling zu konzentrieren. Dabei muss ich aber extrem viel Zeit für die Sponsorensuche aufwenden, um überleben zu können.»

Charakter gefragt

Bruno Schallberger, der heute 83 Lenzen zählt, war unter anderem einst Goalie beim EHC Basel, hat sich jedoch im Alter von 34 Jahren ganz dem Curling verschrieben. Das hat seinen Grund: «Beim Curling ist Charakter gefragt. Wer einen miesen Charakter hat, kann nicht Curling spielen. Jeder Curler hat immer einen guten Teamgeist, sonst wäre er hier falsch.» Natürlich brauche man auch eine gute Kondition, mentale Stärke und ein gutes Erinnerungsvermögen: «Ich muss wissen, was im Spiel vor zwei Stunden gelaufen ist.»

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