Scharfe Kritik am neuen Takt
Der neue Nachtfahrplan für die Region sieht auf einigen Linien erstmals einen Halbstundentakt vor.
«Ungenügend»: So lautete die Einschätzung von SP-Landrat Jan Kirchmayr zum Nachtnetz des Tarifverbunds Nordwestschweiz (TNW). In seinem Vorstoss von 2022 forderte er die Baselbieter Regierung auf, zu prüfen, ob das TNW-Nachtnetz ab Basel Trams und Busse im Halbstundentakt anbieten könnte. Und dieser Meinung ist Kirchmayr auch heute noch.
Obwohl die Baselbieter Regierung nun die Massnahmen für den neuen Fahrplan 2024 bekannt gegeben hat: Auf einigen Linien von der Stadt in die nahe Agglomeration soll ab 10. Dezember eine halbstündige Nachtverbindung möglich sein. Dafür werden vor allem die Tramlinien 6, 8, 10, 11 und 14 angepasst, aber auch mehrere Bus- und Zugverbindungen eingeflochten. «Ich bin ein Stück weit enttäuscht, dass die Regierung nicht gleich Nägel mit Köpfen gemacht hat», so Kirchmayr. In Basel-Stadt steht eine Antwort zu einem gleichlautenden Vorstoss noch aus. Mit Blick auf die Antwort aus dem Baselbiet sagt SP-Grossrat Jean-Luc Perret, der ihn eingereicht hatte: «Ich erwarte die gleiche Antwort, würde mir aber eine andere wünschen.»
Trotz hoher Frequenz kein Ausbau
Dabei sind sich die beiden SP-Politiker einig: Die Stossrichtung für den Ausbau des Nachtnetzes stimmt. Was sich auf die Fahrplanänderung 2023 ändere, sei ein Anfang – aber nicht gut genug. So sagt Jean-Luc Perret: «Ich wünschte mir auf allen Nachtlinien einen flächendeckenden 30-Minuten-Takt auf dem gesamten Nachtnetz.» Was sich mit dem Fahrplanwechsel ändert, ist, dass es künftig keine separate Streckenführung für das Nachtnetz geben wird. Das Nachtnetz wird stückweise an die Tagesstrukturen angepasst. Deshalb verkehren einige Trams zwar künftig im Halbstundentakt, weitere Linien nur alternierend. Wer also im Baselbiet wohnt, hat immer noch das Nachsehen. Auf diesen Strecken soll es bei der stündlichen Verbindung bleiben.
Status quo ist: Es fahren sämtliche Nachtlinien gleichzeitig um 1.30 Uhr, 2.30 Uhr und 3.30 Uhr vom Knotenpunkt Barfüsserplatz/Theater in Basel ab, wobei die letzte der drei Verbindungen nicht aufs Land verkehrt. Kirchmayr hatte in seinem Vorstoss bereits kritisiert, dass das Nachtnetz nie weiterentwickelt wurde.
Dass die S-Bahn nach Möhlin, Gelterkinden und Laufen sowie der 10er und 11er nachts künftig nicht auch halbstündlich fahren, finde er «etwas schräg». Denn die Auslastung, die es braucht, um einen Ausbau zu rechtfertigen, erachtet notabene nicht nur der SP-Landrat, sondern auch der Regierungsrat als gegeben.
Somit ist Kirchmayr insgesamt nicht befriedigt: «Wenn die Regierung das Potenzial doch erkennt, müsste sie eigentlich entsprechend handeln.» Jetzt müsse man weiterhin auf ein ausgereiftes Nachtnetz warten, über das andere Städte wie Bern oder Zürich bereits verfügten.
Wiederaufnahme des «Mobilisk»?
Was die Änderungen in Basel-Stadt betrifft, sagt Jean-Luc Perret: «Dass Bus- und Tramlinien auf verschiedenen Strecken als Halbstundentakt dargestellt werden, finde ich schwierig.» Denn gewisse Linien wie 6 und 33 seien so weit auseinander, dass man zu Fuss fast schneller sei. Dass ein Fahrdienst wie das beendete Pilotprojekt «Mobilisk» dem Nachtnetz-Problem Abhilfe schaffen könnte, kann sich der SP-Grossrat zwar vorstellen. «Ich sehe dies aber nur als Ergänzung für Quartiere, die nachts keine Verbindung haben.» Der «Mobilisk» könne ein Tram sicher nicht ersetzen.
Perret denkt zudem bereits weiter: Er könne sich durchaus vorstellen, das Nachtnetz auf den Donnerstag auszuweiten. Das Ziel müsse jetzt sein, ein Netz zu schaffen, das über das ganze Wochenende stark und sinnvoll genutzt werden kann.