Nach 40 Jahren ist Schluss: Ruine Dorneck braucht neuen Wärter

Die Magdalenen-Zunft ehrte zu seinem Abschied Schlosswart Alois Hasler. Dessen Enkel hat inzwischen einen digitalen Rundgang für die Ruine Dorneck erstellt.

Ehrung: Schlosswart Alois Hasler (links) mit René Umher, Zunftmeister der Magdalenen-Zunft. Ende Jahr hört der 79-jährige Hasler auf. Fotos: Tobias Gfeller

Ehrung: Schlosswart Alois Hasler (links) mit René Umher, Zunftmeister der Magdalenen-Zunft. Ende Jahr hört der 79-jährige Hasler auf. Fotos: Tobias Gfeller

Burg-Team: (v.l.) Nico Piazzalonga (Burgführer), Florian Hasler (erstellte den Audio-Guide) und Francis de Andrade (produzierte den Dokfilm zu Dornach).

Burg-Team: (v.l.) Nico Piazzalonga (Burgführer), Florian Hasler (erstellte den Audio-Guide) und Francis de Andrade (produzierte den Dokfilm zu Dornach).

Bis vor zwei Wochen wusste Alois «Wisi» Hasler nichts von diesem speziellen Tag. Als Enkel Florian Hasler Andeutungen machte, ahnte der Schlosswart der Ruine Dorneck, dass etwas Spezielles passieren könnte. «Ich wusste aber überhaupt nicht, um was es geht.» Am Samstag ehrte die Magdalenen-Zunft Dornach den langjährigen Schlosswart der Ruine Dorneck. Bei der Ruine würdigte Zunftmeister René Umher das Schaffen des 79-Jährigen. Er habe zur Ruine geschaut, als wären es seine eigenen vier Wände. Nach 40 Jahren im Amt hört Alois Hasler altershalber Ende Jahr auf. «Ich bin zum Beispiel nicht mehr so trittfest. Und das muss man hier sein», begründet der Schlosswart seinen Entscheid und zeigt mit dem Finger in Richtung Ruine mit den teilweise steilen Aufgängen.

Seine Aufgabe nahm Hasler vor 40 Jahren als Vertreter des mittlerweile aufgelösten Verkehrsvereins Dornach auf. Damals war die Ruine noch fast gänzlich zugewachsen. «Aufgrund der Bäume konnte man sie von unten her gar nicht richtig sehen», erinnert sich Hasler. Seitdem sorgt er zusammen mit dem Forstbetrieb und dem Zivilschutz dafür, dass das Dornacher Wahrzeichen stets gut sichtbar ist. Die kleineren Gärtnerarbeiten habe er stets alleine erledigt. Als seine wichtigste Arbeit bezeichnet Hasler das Abfallwesen. Die aufgestellten Abfallkübel hätten geholfen, doch noch immer hinterlassen Besucherinnen und Besucher alle Arten von Müll. Für den Schlosswart sind diese Arbeiten ein Ärgernis, weil sie einfach zu verhindern wären, wenn sich die Menschen nur anständig verhalten würden.

Die Begeisterung dem Enkel weitergegeben

Für immer mehr Arbeit und Ärger beim Schlosswart sorgten die zunehmenden illegalen Partys und ausufernde Feste. «Einst räumte ich nach einem 1. August sechs Stunden lang auf», berichtet Alois Hasler. Der Schlosswart war auch Ansprechperson für jene, die bei der Ruine heiraten oder Fotoshootings abhalten wollten. Trotz der Umstände war es Hasler immer wichtig, dass die Ruine mit Ausnahme der Wintermonate für alle zugänglich bleibt. Ihm selber sei die Ruine über all die Jahre ans Herz gewachsen. Wehmut verspüre er nur ein bisschen, versicherte Hasler, bevor es nach dem Apéro bei der Ruine zum gemeinsamen Essen im Restaurant Schlosshof ging. Apéro und Nachtessen wurden vom «Schlosshof»-Wirt und Zunftbruder Urs Schindler sowie der Raiffeisenbank Dornach offeriert. Wer künftig zur Ruine schauen wird, weiss der abtretende Schlosswart nicht.

«Wisi» Hasler konnte seine Begeisterung für die Ruine Dorneck seinem Enkel weitergeben. Das Interesse bei Florian Hasler ging so weit, dass er als Maturarbeit einen Audio-Guide, einen digitalen Rundgang für die Ruine Dorneck erstellt hat. Nachdem die erste Tafel dafür beschmiert wurde, konnte er am Samstag eine neue, noch umfangreichere Tafel mit zwei QR-Codes enthüllen. Der eine Code führt nach dem Scannen zu seinem Rundgang, der andere zu einem Dokumentarfilm von Francis de Andrade. Der Film handelt von der Ruine und den Jahren zum Ende des Spätmittelalters, als Dornach nach dem grossen Erdbeben von Basel in Schutt und Asche lag. Florian Hasler und Francis de Andrade sind aktuell daran, einen auf Kinder ausgerichteten Rundgang zu erstellen. Der Schlosswart-Enkel sprach immer wieder vom Privileg, das er als Kind hatte, dass ihm sein Grossvater all die spannenden Fragen zur Ruine Dorneck beantworten konnte.

Wachsendes Interesse an Burgführungen

Auf der von Florian Hasler überarbeiteten Website finden sich auch die Angebote von Burgführer Nico Piazzalonga, der wie kein Zweiter die Geheimnisse der Ruine Dorneck kennt. Die Nachfrage nach seinen Führungen habe zuletzt zugenommen, berichtet Piazzalonga. Auf den geführten Rundgängen erzählt er die Geschichte der Ruine, zeigt archäologische Fundstücke und Bilder aus längst vergangenen Zeiten. Besonders sei die Ruine Dorneck, weil sie einerseits sehr gut erhalten ist, andererseits, weil sie eine der wenigen mittelalterlichen Burgen ist, die zu einer Festung ausgebaut wurde, verrät Piazzalonga.

Die Faszination für Burgen ist im Baselbiet ungebrochen. Mit den neuen digitalen Angeboten kann man die Ruine Dorneck mit seinem Smartphone neu auch selber erkunden.

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