Kündigungswelle auf dem Berg
Nach ruhigen Jahren herrscht am Oberstufenzentrum Dorneckberg in Büren ein angespanntes Klima. Ein Drittel der Lehrpersonen verlässt die Schule.
Der Zweckverband des Oberstufenzentrums in Büren muss wieder einmal Krisensitzungen einberufen. Sechs Jahre lang war die Schule zur Ruhe gekommen, vergessen waren die vielen Schulleitungswechsel, die teilweise unter Nebengeräuschen vonstattengegangen waren. Auslöser der neusten Turbulenzen ist dieses Mal eine Kündigungswelle. Sieben von 21 Lehrpersonen werden die Schule im Sommer verlassen, wobei eine Lehrerin sich früher pensionieren lässt. Bereits von Bord gingen während des Schuljahrs die beiden Angestellten im Schulsekretariat.
Interne Kreise der Schule geben gegenüber der bz an, die Mehrzahl der Kündigungen sei als Resignation zu deuten. Die Kinder litten unter dem angespannten Klima, weshalb nun auch Lehrpersonen gingen, die alle Höhen und Tiefen der letzten Jahre durchmachten und teilweise der Schule über zwei Jahrzehnte die Treue hielten.
Im Zentrum ihrer Kritik steht Schulleiter Simon Esslinger, der vor einem Jahr die Führung des Oberstufenzentrums übernahm. Für einige kam seine Anstellung überraschend. Denn Esslinger hatte in der Vergangenheit als Gemeindepräsident von Seewen die Schule in Büren kritisiert und den Standort infrage gestellt. Der Zweckverband setzte ihn dennoch ein und hoffte, mit dem erfahrenen SP-Kantonsrat «die Kooperation zwischen allen Beteiligten zu stärken», wie das Wochenblatt für das Schwarzbubenland und das Laufental vor einem Jahr schrieb.
Schulleiter führt Abgänge auf Fachkräftemangel zurück
Wie eine Quelle aus dem inneren Kreis der Schule berichtet, war Esslinger bislang trotz Leitungsfunktion oft abwesend. Gleichzeitig schiebe der Schulleiter die Verantwortung auf Lehrpersonen ab und belaste sie zusätzlich. Ein weiterer Vorwurf lautet, der Schulleiter meide die Konfrontation mit den Eltern und stelle stattdessen bei Konflikten Lehrpersonen zur Rede.
Esslinger will zu den Vorwürfen nicht persönlich Stellung nehmen und verweist an den Zweckverband. In einem Schreiben an die Eltern teilt der Schulleiter mit, die Stellenmarktsituation an Sekundarschulen führe zu vielen offenen Stellen, die «ausserordentliche personelle Bewegungen nach sich ziehen». Die Schule wird trotz aktuellem Lehrermangel ihre Zukunft regeln müssen. Zweckverbandspräsident Andreas Vögtli schreibt auf Anfrage: «Wir dürfen nach heutigem Kenntnisstand bei fast allen offenen Stellen mit guten Nachfolgelösungen rechnen.»
Auf die Frage, weshalb der Vorstand als Aufsichtsorgan der Schule nicht früher auf die Kündigungswelle der letzten Monate reagierte, schreibt Vögtli: Über grundlegende Missstimmungen oder Unsicherheiten, die den operativen Betrieb beeinträchtigen und zu weiteren Abgängen führen könnten, sei der Vorstand bis vor kurzem nicht informiert gewesen.
Zu den neuerlichen Turbulenzen schreibt der Präsident, in einer Sitzung mit dem Kollegium habe der Vorstand erkannt, dass zwischen den Führungsebenen Kommunikationsdefizite bestehen. Bei wohlwollender Stimmung habe ein langer, konstruktiver Austausch mit den Lehrkräften stattgefunden. Bestehende Abläufe würden hinterfragt und mögliche Veränderungsprozesse schrittweise angestossen.
Weshalb die wiederkehrenden Unruhen?
Obwohl die Schule in den letzten neun Jahren acht Schulleitungswechsel hatte, war das Gefüge der Lehrkräfte stabil geblieben. «Das Bild der Schule war oft vor allem nach aussen negativ behaftet. Von innen gesehen war das Klima gut», sagt eine Person im Umfeld der Schule.
2017 hatte Regula Meschberger, langjährige SP-Landrätin und Gemeinderätin aus Birsfelden, das Zepter der Schule übernommen. Sie wusste um die Herausforderung. Anders als im Baselbiet unterstehen die Oberstufenschulen nicht dem Kanton, sondern den Gemeinden. Im Fall von Büren haben fünf Gemeinden (Büren, Hochwald, Seewen, Gempen und Nuglar) einen Zweckverband gebildet.
Innerhalb des Vorstandes, der als Aufsichtsbehörde agiert, kommt es immer wieder zu Spannungen, da aus den Gemeinden unterschiedliche Meinungen hineingetragen werden. Mehrmals wurde hinterfragt, ob es wirtschaftlich nicht günstiger wäre, die Schülerschaft nach Dornach zu schicken. Die Gemeinden führten deshalb eine detaillierte Kostenrechnung durch und kamen zum Schluss, dass sich die eigene Schule in Büren bewährt.
Eine ihrer wichtigsten Aufgaben sei es gewesen, ein stabiles Verhältnis zum Zweckverbandsvorstand aufzubauen, sagt Meschberger. «Als Politikerin war das mein Vorteil: Ich wusste, wie mit einem politischen Gremium umzugehen ist. Bald hatte ich das Vertrauen der Vorstandsmitglieder, was die Arbeit erleichterte», analysiert sie mit etwas Distanz zu damals.
In diese ruhigen Bahnen will der Zweckverband zurückkehren, wie Vögtli in einem Communiqué an die fünf Gemeinden schreibt. Das Oberstufenzentrum habe in den letzten Jahren dank umsichtiger Führung einen guten Ruf erlangt. «Hier wollen wir anknüpfen, um Schaden von der Schule abzuwenden, einen qualitativ hoch stehenden Unterricht zu gewährleisten und ein kollegiales Arbeits- und Schulklima sicherzustellen.» Eine der Quellen sagt, der bevorstehende Umbruch könne auch eine Chance sein.