Kampf um den Viertelstundentakt

Mit Vorstössen in drei Kantonen soll die Verzögerung beim Viertelstundentakt der S‑Bahn ins Birstal verhindert werden.

Bahnhof Dornach-Arlesheim: Ein wichtiger Knotenpunkt der Birsstadt. Foto: Roland Schmid

Die Verärgerung bei Jan Kirchmayr ist in jedem Satz zu spüren. Der Aescher ­SP-Landrat möchte nicht hinnehmen, dass der versprochene Viertelstundentakt auf der S‑Bahn-Linie 3 zwischen Basel und Aesch erst nach 2035 statt wie einst angekündigt 2028 kommen soll. Die Verzögerung gab der Baselbieter Regierungsrat Anfang September bekannt (das Wochenblatt berichtete). Grund sei der fehlende Platz für ein zusätzliches S‑Bahn-Gleis im Bahnhof Basel SBB. Das für den langfristig stabilen Viertelstundentakt nötige Wendegleis in Aesch solle aber Ende 2028 in Betrieb gehen, kündigte der Regierungsrat an.

Nun fordert Jan Kirchmayr mit einem Postulat im Landrat die Baselbieter Regierung zum Handeln auf. Der Regierungsrat solle sich bei den zuständigen Stellen für die geplante Realisierung des Wendegleises und die Umsetzung des Viertelstundentaktes ab 2028 einsetzen. «Mit dieser Verzögerung hat niemand ­gerechnet, auch die Gemeinden nicht, die gemäss dem angekündigten Angebotsausbau ihre Entwicklung in der Nähe der Bahnhöfe konzentrieren. Es ist nicht zu akzeptieren, dass das Birstal von den SBB derart stiefmütterlich behandelt wird.» Für Kirchmayr ist klar: Die SBB haben ihre Arbeit nicht gemacht.

Das Birstal wächst kräftig

Der Kanton Baselland hat den Viertelstundentakt als Leistung bei den SBB bestellt. Die SBB sprachen von einem «Horizont 2030», wobei die Verantwortlichen im Kanton Baselland stets von 2028 ausgingen – diese Zahl wird so seit Jahren kommuniziert. Der Viertelstundentakt wäre an die Inbetriebnahme des neuen Wen­degleises in Aesch gekoppelt. Der Viertelstundentakt ist ein wesentliches Element des Mobilitätskonzepts in der Birsstadt. Auf die Ankündigung der Regierung, dass der Viertelstundentakt erst Jahre später ins Birstal kommen wird, folgte im Baselbieter Landrat eine lebhafte Debatte. Mehrere Landrätinnen und Landräte von links bis rechts äusserten ihr Unverständnis. Gerade in Sachen Standortförderung sei die Verzögerung verheerend, warnt Jan Kirchmayr. Mit rund 100 000 Einwohnerinnen und Einwohnern gehört das Birstal zu den pulsierenden Tälern im Baselbiet. Das Bahnangebot hinke dieser Tatsache weit hinterher, moniert Kirchmayr.

Um den Druck auf die SBB zu erhöhen, werden auch in den Kantonsparlamenten Basel-Stadt und Solothurn ähnlich lautende Vorstösse eingereicht. Ziel sei es, überparteilich und überkantonal ein Zeichen zu setzen. Mit dem Bahnhof Dornach-­Arlesheim und dem Schwarzbubenland habe auch der Kanton Solothurn Interesse an einem verbesserten Angebot auf der Schiene. Genauso Basel-Stadt, findet Jan Kirchmayr. «Es ist im Interesse der Stadt, wenn die Menschen mit dem öffentlichen Verkehr und nicht mit dem Auto anreisen.»

Kommt ein provisorischer «Ausbau light»?

Sollte der Viertelstundentakt tatsächlich erst nach 2035 kommen, fordert Jan Kirchmayr Kompensationsmassnahmen, für die sich der Regierungsrat bei den SBB einsetzen soll. Dies wären der bereits in einem anderen Vorstoss geforderte Schnellzughalt in Dornach-­Arlesheim, drei statt wie bisher zwei S‑Bahn-Verbindungen pro Stunde in beide Richtungen und der Viertelstundentakt wenigstens in den Stosszeiten.

Schon heute verkehren in den Stosszeiten einzelne Zusatzverbindungen. Der Baselbieter Regierungsrat hat einen provisorischen Ausbau dieses Angebots ab Dezember 2025 in Aussicht gestellt. Gesichert sei die aber nicht. Der Regierungsrat anerkenne das Bedürfnis nach einem Ausbau der S‑Bahn ins Birstal, versichert Andrea Tschopp, Kommunikationsleiterin der Baselbieter Bau- und Umweltschutzdirektion (BUD) gegenüber dieser Zeitung. «Es ist schon lange das Ziel des Regierungsrats, diesen pros­perierenden Teil des Kantons mit der Bahn besser bedienen zu können.» Für Kirchmayr wäre diese Angebotserweiterung nichts mehr als ein «Mini-Ausbau».

SBB-Mediensprecher Moritz Weisskopf gibt zu bedenken, dass es keinen Sinn mache, einen Fahrplan zu erstellen, «der in der Theorie gut aussieht, in der Praxis aber bei der kleinsten Abweichung breit und lange andauernd die Pünktlichkeit aller Züge beeinträchtigt». Zudem erinnert Weisskopf an den Doppelspurausbau ins Laufental und den Halbstundentakt bei den Schnellzügen. «Ein Teil der Reisenden, welche heute die S3 oder die Entlastungszüge von und nach Laufen nutzen, werden künftig die zusätzlichen Fernverkehrszüge nutzen.»

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