Jeden Tag ein Prozent besser

Volleyballerin Madlaina Matter wurde mit dem Baselbieter Sportpreis ausgezeichnet. Die 121‑­fache Nationalspielerin aus Pfeffingen sieht den Preis vor allem als Wertschätzung.

Preisträgerin: Madlaina Matter erhält den Baselbieter Sportpreis 2024. Foto: zvg / Sportamt BL

Es sind gerade aufregende Tage im Leben der Spitzensportlerin Madlaina Matter. Am Mittwochabend erlebte sie mit Sm’Aesch Pfeffingen einen speziellen Europacup-Abend in der Sporthalle Löhren­acker in Aesch gegen Galatasaray Istanbul. Am Tag danach erhielt sie in Pratteln den Baselbieter Sportpreis, am Sonntag schlug sie mit ihrem Team im Meis­terschaftsspiel Volleyball Franches-­Montagnes souverän mit 3:0.

Für den Montag danach hat Trainer Timo Lippuner dem Team frei gegeben. Geistig ist Madlaina Matter aber auch an diesem Tag gefordert. Mit dem Schreiben ihrer Dissertation befindet sich die 28‑Jährige auf der Zielgeraden des Medizinstudiums. Mehrere Stunden Zeit am Stück zum Schreiben hat Madlaina Matter während der Saison nur selten. Was die Pfeffingerin seit Jahren mit der Doppelbelastung Spitzensport und Medizinstudium leistet, ist aussergewöhnlich. Als Stress sieht sie ihr Leben aber keinesfalls. «Ich mag es, wenn etwas läuft. Ich habe viel zu tun, aber keinen Stress.»

Auch ein Preis für die Familie

Die Auszeichnung mit dem Baselbieter Sportpreis ist für Madlaina Matter vor allem eine Wertschätzung für ihre erbrachten Leistungen. Die Pfeffingerin setzte sich gegen die weiteren Nominierten, Boxer Arnold Gjergjaj und Orien­tierungsläufer Tino Polsini, durch. Den Preis erhielt sie an einer Feier aus den Händen von Regierungsrätin Monica Gschwind. Der Preis gehöre auch der Familie und den engen Freunden, die sie seit Jahren unterstützen und begleiten. «Sie sind auch für mich da, wenn es mal nicht so läuft, wenn ich schwierige Phasen durchmache.»

Dass eine Teamsportlerin eine spartenübergreifende individuelle Auszeichnung erhält, kommt selten vor. Die Mittelblockerin spielt seit Jugendtagen bei Sm’Aesch Pfeffingen und führt das Team seit Jahren als Kapitänin an. In dieser Rolle versuche sie auch Werte zu vermitteln, verrät Matter. Wichtig seien ihr unter anderem Disziplin, Kritikfähigkeit und Freude am Spiel. «Die menschlichen Komponenten sind Voraussetzung für den sportlichen Erfolg.» Die menschlichen Werte unterstreicht Matter immer wieder. Sie sei eine, die gerne persönliche Kontakte pflege. Auch deshalb wäre für sie ein Wechsel ins Ausland wohl schwierig geworden. «Ich könnte mir nicht vorstellen, mit meiner Familie nur noch telefonisch in Kontakt zu sein.» Die Pfeffingerin ist überzeugt, dass es wichtig ist, sich als Team gegenseitig aus ­persönlichen Tiefs zu holen. Gelinge dies bereits in der Qualifikation, sei Sm’Aesch auch für die Playoffs gerüstet. Aktuell befinden sich die Birstaler Volleyballerinnen nach zehn Spielen auf dem vierten Rang und damit voll auf Playoff-Kurs.

Bewusster Verzicht auf Nati-Aufgebot

Madlaina Matter ist auch im Nationalteam eine Leaderin. Mit der Schweiz erreichte sie 2023 zum dritten Mal nach 2019 und 2021 eine Europameisterschafts-Endrunde. Mit der Achtelfinalqualifikation sorgte sie vor gut einem Jahr in der Schweiz für eine kleine Volleyball-Euphorie. In diesem Jahr verzichtete Matter bewusst auf ein Aufgebot für die Länderspiele im Sommer.

Sie habe bereits während der Saison 2023/2024 eine mentale und körperliche Müdigkeit gespürt. «Ich merkte, dass ich mich nicht mehr erholen konnte, auch wenn ich viel schlief. Der Entscheid fiel mir zwar schwer, war aber richtig.»

Die Pause, mal ganze drei Monate am Stück ohne Matches, habe ihr sehr gut getan, auch wenn es während den Länderspielen weh getan habe. «Ich bin körperlich und mental in einem sehr guten Zustand in die Saison gestartet und konnte sogar an kleinen Details arbeiten.» Unter anderem arbeitete sie mit der Basler Hochspringerin Salome Lang an ihrer Sprungkraft und Sprungtechnik. Ein paar Zentimeter mehr oder weniger können im Volleyball schon sehr viel bewirken. Als Kapitänin will Matter auf und neben dem Feld vorangehen. «Ich versuche, jeden Tag ein Prozent besser zu werden», nennt sie eines ihrer sportlichen Leitmotive.

«Identifikationsfigur Nummer 1»

Die besondere Bedeutung von Madlaina Matter für Sm’Aesch Pfeffingen unterstreicht Geschäftsführer Fabio Back. «Es ist einzigartig, was Madlaina im letzten Jahrzehnt für Sm’Aesch Pfeffingen geleistet hat. Sie ist ein Vorbild für junge Mädchen, eine Inspiration für ihre Mitmenschen und eine Leaderin für unser Team. Sie geht voran, hat noch nie ein anderes Trikot getragen und ist somit Identifikationsfigur Nummer 1 bei uns.» Umso schöner sei es, wenn mit Livia Saladin (21) und Tabea Eichler (21) zwei junge Einheimische mitziehen und Schritt für Schritt auch in diese Rolle hineinwachsen. Für Sm’Aesch Pfeffingen ist eine fitte Madlaina Matter ein wichtiger Bestandteil, um das seit Jahren gehegte Ziel, die Meisterschaft oder den Cup zu gewinnen, zu erreichen.

Der Weg dorthin ist auch in dieser Saison noch weit. Die Kapitänin sieht noch in vielen Bereichen Verbesserungspotenzial. Sich auf vergangenen Erfolgen, Anzahl Spielen für Sm’Aesch und das Nationalteam auszuruhen, kommt für die 28‑Jährige nicht infrage.

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