Die Staupe geht wieder um
Die tödliche Fuchskrankheit ist im Schwarzbubenland aufgetaucht. Für Menschen ist sie harmlos, nicht aber für Hunde.
Wer in diesen Tagen im Hinteren Leimental oder am Dorneckberg durch Wälder und Wiesen streift, stösst auf Plakate an den Waldeingängen. Sie warnen vor Staupe, eine Nervenkrankheit, die vermehrt festgestellt worden ist. Das ist kein Grund zur Panik: Die Viruserkrankung befällt nicht den Menschen, sondern nur Tiere, hauptsächlich Füchse, aber auch Dachse. Staupe attackiert ihr Nervensystem, sie bedeutet für die Tiere meistens den Tod. Fälle von Staupe vermeldet wurden neulich in Seewen und Büren, aber auch im Hinteren Leimental, etwa in Hofstetten, Metzerlen-Mariastein und Flüh. «Wir stellten einige Füchse fest, die im Kreis herumrannten und wirr aussahen», sagt Thomas Karlin, Wildhüter in Metzerlen. Ein Kadaver wurde zur Überprüfung an ein Labor geschickt. Dieses bestätigte: Die Staupe ist wieder in der Region. Auch die Fälle in Hochwald sind eindeutig belegt.
Tote Tiere den Behörden melden
Neu ist das nicht, denn Staupe taucht immer wieder in Wellen auf. Das Solothurner Amt für Wald, Jagd und Fischerei hat jetzt den Jagdverantwortlichen in den betroffenen Gemeinden ein Merkblatt für den Umgang mit Staupe zukommen lassen. Viel kann man allerdings nicht dagegen unternehmen. Spaziergänger und Jäger können einen Beitrag gegen die Ausbreitung leisten, indem sie tote Füchse melden, etwa dem zuständigen Wildhüter. Staupe überträgt sich über die Luft und über Körperflüssigkeiten wie Speichel und sonstige Ausscheidungen.
«Je mehr Kadaver eingesammelt werden, desto weniger stark breitet sich die Krankheit aus», sagt Urs Kilcher, Jagdaufseher in Hochwald und Büren. Jäger sind aufgerufen, kranke Tiere zu erlegen – wobei das gar nicht einfach ist, weil die Krankheit oft nicht zu erkennen ist. Auch Hundehalter sollten sich in acht nehmen. Staupe kann sich nämlich von Füchsen auf Hunde übertragen, die meist daran sterben. Man sollte sein Tier deshalb nicht in die Nähe von Fuchsbauten oder Füchsen lassen – was leicht geschehen kann, weil von Staupe befallene Füchse zutraulich und langsam sind. Hunde kann man mit einer regelmässigen Impfung schützen. Diese ist zwar nicht obligatorisch, wird aber gerade jetzt dringend empfohlen – insbesondere für Jagdhunde, die fast zwangsläufig mit Füchsen in Berührung kommen.
Bis ins Baselbiet scheint die aktuelle Staupewelle bisher nicht gelangt zu sein. Jedenfalls wurden in den vergangenen Monaten keine Fälle gemeldet – in den vergangenen Jahren gab es allerdings hin und wieder Erkrankungen, wie Daniel Zopfi sagt, Mitarbeiter der Abteilung Jagd- und Fischereiwesen im Baselbieter Amt für Wald: «Wir hatten eigentlich den Eindruck, dass es jetzt mit der Staupe ruhiger werde. Jetzt gibt es in der Nähe doch einen neuen Herd.»
Verbreitung über Muttermilch
Und der könnte sich ausweiten wie Zopfi vermutet: «Während der Fortpflanzungszeit Anfang Jahr sind die Männchen mobiler. Da wird sich die Staupe schneller ausbreiten.» Auch der Fortpflanzungsakt selber wird zur Verbreitung beitragen, weil dann die Männchen die Weibchen mit einem Nackenbiss fest halten, inklusive Verletzungen. Kilcher gibt zu bedenken, dass die Mütter das Virus mit der Milch weitergeben. «Dann sterben die Jungen elendiglich.» Eigentlich ist die Verbreitung der Staupe abhängig von der Grösse einer Population. Je grösser diese ist, desto eher schlägt das Virus zu. Allerdings sind die Fuchsbestände in den vergangenen Jahren bereits durch Räude und den Fuchsbandwurm stark dezimiert worden. Füchse halten in der Landwirtschaft die Mäuse in Schach, und im Wald wirken sie als Aufräumer, indem sie zum Beispiel tote Vögel wegfressen. Sie sind also wichtig fürs Ökosystem. Doch die drohende Staupe-Welle ist kein Anlass zur Sorge, wie Zopfi erklärt:«Fuchspopulationen sind sehr dynamisch und erholen sich rasch.»