Die Geschichte des Spitzenklubs vom Dorfe

Seit 2005 spielt der fünf Jahre zuvor gegründete Volleyballverein in der höchsten Schweizer Liga. Am Samstag feierte Sm’Aesch-Pfeffingen mit einem speziellen Event seinen 25. Geburtstag. Die Gelegenheit für einen Rückblick auf eine ­bewegte Geschichte.

Kracher des Jubiläumsabends: Sm’Aesch-Pfeffingen gegen Volley Düdingen. Foto: Niels Sörensen

Gründervater und Ex-Präsident Werner Schmid sitzt in seinem Autohaus in Reinach, wo der heute 75‑Jährige zahlreiche Geschichten aus seiner Zeit bei Sm’Aesch-Pfeffingen erzählt. Der Anlass ist der 25. Geburtstag des Vereins, der am 27.  Januar 2000 aus der Fusion des VBC Aesch und des VBC Pfeffingen entstand und dessen erste Frauenmannschaft seit 2005 ununterbrochen in der NLA spielt.

Schmid war nicht nur Gründer, er war Manager und Präsident, holte zahlreiche Sponsoren an Bord und war sich auch nicht zu schade, als Aushilfsabwart oder Nebenjoborganisator für seine Spielerinnen zu sorgen. 2019 trat Schmid als Präsident zurück, doch als Fan leidet und freut er sich weiterhin mit. Denn Schmid ist wie kein Zweiter mit dem Spitzenklub vom Dorfe verbunden.

2000 bis 2004: Gründung und Durchmarsch

In der Anfangssaison beim neu gegründeten VBC Pfeffingen kam es 1985 durchaus vor, dass Angreiferin Bettina Schmid laut «Mami» rief, um im Anschluss einen Pass von Zuspielerin Doris Schmid zu ­bekommen. An der Seitenlinie stand mit Werner Schmid der Papi und Ehemann. Doch diese spezielle Konstellation hielt nicht lange. Schnell wurde das Volleyballteam jünger und besser und stieg bis in die 1. Liga regional auf.

Werner Schmid zog als Manager und Präsident schon damals die Fäden. Mit Rinaldo Ragonesi kam sogar ein mehrfacher Schweizer-Meister-Trainer aus Luzern ins Baselbiet, um das Team voranzubringen. Doch die Halle in Pfeffingen war eigentlich zu klein, weshalb man in der 1. Liga nur mit Sondergenehmigung antreten durfte.

Da es im Nachbardorf Aesch, wo der örtliche VBC ein paar Ligen tiefer unterwegs war, eine Dreifachturnhalle gab, lag der Gedanke einer Fusion nahe. Und im Jahr 2000 war es dann so weit. «Eine Win-win-Situation für beide Klubs», sagt Schmid. Das neu kreierte Volleyball-Wortspiel «Sm’Aesch» stammt von Schmids Schwägerin, der ehemaligen Aescher Gemeindepräsidentin Marianne Hollinger. Kurz darauf wurde das Männerteam aufgelöst und Sm’Aesch-Pfef­fingen zu einem reinen Frauen- und Mädchenverein.

Allerdings dauerte es weitere drei Jahre, bis der angestrebte Aufstieg in die NLB gelang, worauf Ragonesi noch ein Jahr anhängte. 2004 kam mit Daniel Haussener dann ein neuer bekannter Name aus dem regionalen Volleyball als Trainer nach Aesch. Er brachte einige Spielerinnen mit, und mit ihm gelang im Frühling 2005 der Aufstieg in die NLA. Innert zwölf Jahren schaffte es der Verein also, von der 5. Liga ins Oberhaus durchzumarschieren.

2005 bis 2013: Etablierung im Oberhaus

In der NLA verpflichtete Sm’Aesch-Pfeffingen erstmals ausländische Spielerinnen. Die Serbin Sasa Miklosic und die Brasilianerin Renata verstärkten das Team. Hier begab sich Teamchef Schmid problemlos auf neues Terrain. «Es gab schon damals Agenten, die Vorschläge machten, und dann galt es, gut auszuwählen und zu verhandeln», erzählt er.

Vor allem nach Brasilien hatte Schmid gute Kontakte. Nach Renata kamen noch fünf weitere Spielerinnen aus Südamerika nach Aesch. Mit Kerley Becker blieb eine sogar sechs Jahre im Team. Auch das heutige Schweizer Beachvolleyball-Ass Anouk Vergé-Dépré spielte 2010/11 eine Saison in Aesch in der Halle.

Abstiegssorgen hatte Sm’Aesch-­Pfeffingen praktisch nie. Im Gegenteil: 2006 und 2008 erreichte der Underdog sogar den Cupfinal, einmal wurde dabei Serienmeister Köniz im Halbfinal geschlagen. «An der Präsidentenkonferenz im Vorfeld wurde schon über den Final Zürich gegen Köniz diskutiert», sagt Schmid und schmunzelt.

Durch gute Transfers und unermüd­liche Überzeugungsarbeit bei grossen und kleinen Sponsoren schafften es Schmid, der die jährlichen Defizite Ende Saison stets aus der eigenen Tasche ausglich, und sein Team aus zahlreichen Helfenden, dass das Budget kontinuierlich wuchs. 2010 spielte Sm’Aesch auf Mallorca erstmals im Europacup und alle zwei Jahre kam ein neuer Trainer: Drahoslav Greso, Johannes Nowotny, Ex-Spielerin Jana Surikova und Alessandro Lodi folgten in dieser Reihenfolge seit 2007 auf Aufstiegstrainer Haussener.

Und als es schon während der Saison zwischen dem von Schmid gerne als «Professor» bezeichneten Lodi und den Spielerinnen krachte, wurde dieser im November 2013 durch den damals 32‑jährigen Timo Lippuner ersetzt.

2014 bis 2019: Aufstieg zum ewigen Zweiten

Unter Lippuner verpasste Sm’Aesch zwar die Playoffs, doch es folgten in der Liga die Ränge vier und zwei. Mit Maja Storck, Laura Künzler und Madlaina Matter debütierten zu dieser Zeit auch drei junge Schweizerinnen, von denen mit Storck und Matter auch zwei aus der 2011 gegründeten und von Ex-Trainer Nowotny geführten Sm’Aesch-Nachwuchsakademie stammen und seit Jahren zum Gerüst der Schweizer Nati zählen.

Im Playoff-Final 2016 war das damals dominierende Voléro Zürich noch eine Nummer zu gross. Doch Schmid und der heutige Präsident Matthias Preiswerk, der schon zu dieser Zeit an der Seite von Schmid die Geschicke mitgestaltete und ebenfalls viel Privatvermögen investierte, stellten im Anschluss einen Dreijahresplan auf mit dem Ziel, sich in der nationalen Spitze zu etablieren und um Titel zu spielen.

Das gelang auf Anhieb, nur mit dem Titel klappte es nicht. Sm’Aesch sammelte in der Folge in Liga und Cup zahlreiche zweite Ränge. Auch im Europacup gelang zweimal der Vorstoss in den Viertelfinal. National war Sm’Aesch einem Titelgewinn mehrfach sehr nahe. Doch auch als Lippuner 2017 nach Deutschland wechselte und durch Andi Vollmer ersetzt wurde, blieb der Fluch des ewigen Zweiten bestehen.

Zwischendurch wurde es absurd. 2018 pfiff Voléro auf Anordnung von Geldgeber Stav Jacobi mitten im Spiel zwei des Playoff-Finals auf die Ausländerinnen-Regelung und ersetzte zwei Schweizerinnen durch weitere Ausländerinnen, um nicht mit 0:2 in der Best-of-five-Serie in Rückstand zu geraten. Voléro wurde für das Vergehen von der Liga mit 20000 Franken gebüsst, drehte so aber den Final. «Eine Genugtuung für unsere Leistung», sagt Schmid heute. Dass Sm’Aesch im Folgejahr trotz der Abwanderung von Voléro in die französische Liga im Final gegen Newcomer Neuchâtel UC erneut unterlag, tat weh.

2019 bis 2021: Doppeltes Corona-Pech

Auch weil Schmid 2019 nicht mehr bereit war, das immer grösser werdende und mittlerweile sechsstellig gewordene Defizit zu decken, Preiswerk aber weiterhin um Titel spielen und dafür finanziell mehr Risiko eingehen wollte, kam es zu Differenzen zwischen den beiden Mäzenen. Schmid trat zurück und Preiswerk führte sein Werk in ähnlichem Stil weiter. Als Co-Präsidentin holte er die heutige BS-Regierungsrätin Esther Keller an seine Seite. Mit Fabio Back brachte auch ein neuer Geschäftsführer Schwung in den Verein.

Erneut nahe am ersten Titel der Vereinsgeschichte war Sm’Aesch im Frühjahr 2020, doch dann wurde die Saison wegen Corona vorzeitig abgebrochen. Sm’Aesch stand zu diesem Zeitpunkt im Cupfinal und wäre als Nummer 1 in die Playoffs gegangen. Der Supercup-Sieg im Herbst 2020 war nur ein schwacher Trost, zumal die Quarantäneregelungen des Verbandes in der Folgesaison dafür sorgten, dass das Team gegen Düdingen äusserst bitter am grünen Tisch im Playoff-Halbfinal aus dem Wettbewerb genommen wurde.

Ein Jahr später endete die Amtszeit von Trainer Vollmer mit einem weiteren Vizetitel. Im Playoff-Final unterlag Sm’Aesch Neuchâtel UC mit 1:3.

2022 bis heute: Die «pinke Bewegung» wächst

Vollmers Nachfolger wurde Vorgänger Timo Lippuner, der 2022 zurückkehrte. Sportlich konnte mit den Rängen vier und drei der Anschluss an den Serienmeister bislang noch nicht geschafft werden. Auch in dieser Saison liegen mit Lugano und Schaffhausen aktuell zusätzlich zu Neuchâtel noch zwei weitere Teams vor Sm’Aesch. Doch neben dem Platz hat sich in den letzten Jahren einiges getan.

Durch Zusatztribünen, Poster und LED-Wand, besseres Catering und Merchandising, Kinderbeschäftigungen wie Hüpfburg und Maskottchen und viele Events (Lottoshow, Sommerfest auf dem Schlossplatz, Konzerte usw.) hat es Sm’Aesch geschafft, die Zahl der Anhänger zu vergrössern und vor allem auch viele jüngere Fans in die Halle zu locken. Geschäftsführer Back vergleicht Spieltagfotos von heute gerne mit älteren Exemplaren. Denn darauf sieht man, wie sehr sich die Szenerie verändert hat. Die Dreifachturnhalle sieht am Spieltag unter­dessen ganz anders aus also früher und hat sich den selbst gegebenen Namen Sm’Aesch-Arena zumindest im Ansatz auch verdient. Back spricht von einer pinken Bewegung, welche rund um den Löhrenacker entstanden ist und wächst.

Im Europacup gegen Galatasaray sorgten im Herbst 2024 rund 1000 Fans im Löhrenacker für eine fulminante Stimmung. Auch im Breitensport wächst Sm’Aesch-Pfeffingen. 228 Mitglieder zählt der Verein aktuell. Neben den Profis gibt es neun weitere Teams im Amateur- und Juniorenbereich. Und auch für Jungs öffnet sich der Klub, der in Zukunft kein reiner Frauenvolleyballverein mehr sein wird. Sm’Aesch-Pfeffingen will beiden Geschlechtern die Möglichkeit geben, Spass an Volleyball zu haben.

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