Damit die Fische weiterkommen
Weil die Bundesvorgaben strenger geworden sind, muss die Betreiberfirma Aventron beim Kleinwasserkraftwerk Dornachbrugg eine neue Fischtreppe erstellen. Dafür muss auch gerodet werden.
Beim Kleinwasserkraftwerk Dornachbrugg wird mit zwei doppelgesteuerten Kaplanturbinen jährlich Strom für rund 2000 Haushalte produziert. Teil des Kraftwerks ist eine Fischtreppe, die nach dem Einstieg aus der Birs entlang der Überbauung Schappe verläuft. Die Funktionalität dieses Fischpasses ist eingeschränkt. Die Fischtreppe ist so konzipiert, dass sie für Fische nur flussaufwärts nutzbar ist. Aufgrund seiner nicht optimaler Position rund 370 Meter unterhalb der Wehranlage des Kraftwerks wird der Fischpasseinstig von Fischen oftmals nicht gefunden.
Die Vorgaben vom Bund an die Kraftwerkbetreiber sind in Sachen Fischgängigkeit in den vergangenen Jahren strenger geworden. Die Passierbarkeit muss in beide Richtungen uneingeschränkt gegeben sein. Bei der Birs müssen die Kraftwerke zudem neu auch für den wesentlich grösseren Lachs passierbar sein. Eine Erweiterung der bestehenden Fischtreppe sei baulich nicht möglich, sagt Michel Aberle, als Asset Manager bei Aventron verantwortlich für den Betrieb der Kraftwerke Dornachbrugg und Laufen. Ein Neubau ist alternativlos.
Da sich das Kraftwerk Dornachbrugg am Ausgangspunkt der Reinacherheide befindet, müssen auch Natur- und Umweltschutzaspekte beachtet werden. Aventron hat deshalb im gesamten Planungsprozess Interessierte und Beteiligte früh miteinbezogen. Das Projekt liegt aktuell auf. Noch bis zum 5. Dezember können Einsprachen eingereicht werden.
Fischtreppe wird länger und breiter
Im Kern bleibt die Funktionsweise der neuen Fischtreppe identisch mit der bestehenden. Der Wasserstrom verläuft durch einzelne Becken, die einen Höhenunterschied von je rund 13 Zentimetern aufweisen. Die geringe Höhendifferenz ist notwendig, damit die Treppe von den Fischen genutzt werden kann. In den Becken hat es Bereiche mit wenig oder gar keiner Strömung, damit sich die Fische zwischenzeitlich ausruhen können. Um die gesamte Höhendifferenz der Birs zwischen vor und nach dem Kraftwerk mit der Fischtreppe überwinden zu können, wird die Treppe entsprechend lang. Vorgesehen sind 73 Becken. Die Becken müssen für den Lachs mit rund 6 Quadratmetern grösser werden als bei der bestehenden Fischtreppe. «Dafür braucht es entsprechend in der Breite und der Länge insgesamt mehr Platz», beschreibt Marc Jermann, Chief Operating Officer (COO) bei Aventron.
Der Einstieg zur neuen Fischtreppe unterhalb des Kraftwerks rückt näher an das Kraftwerk heran. Er muss so platziert sein, dass er sich auch bei Niedrigwasser im Wasser befindet. Neu wird es die Möglichkeit geben, bei sehr geringer Strömung künstlich Wasser beizufügen, um eine stärkere Strömung beim Eingang zu erzeugen, damit die Fische «angelockt» werden und der Einstieg auffindbar wird. Auch dies werde ein Fortschritt gegenüber der heutigen Situation sein, betont Michel Aberle an.
Die neue Fischtreppe verläuft zuerst flussabwärts entlang der Uferböschung auf der Arlesheimer Uferseite. Nach einer Wende nach rund 85 Metern verläuft die Fischtreppe fast parallel dazu zurück zum Kraftwerk und muss auf diesem Weg eine bestehende Abwasserleitung im Untergrund passieren. Aufgrund der nötigen Dimensionen seien die baulichen Eingriffe markant, sagt Marc Jermann. «Auf der Seite in Richtung Bahnhof wird das Kraftwerk in Zukunft anders aussehen», kündigt der COO von Aventron an.
Ein zentrales Element eines Kleinwasserkraftwerks ist der Einlaufrechen, der verhindert, dass grösseres Material in die Turbinen gerät. Dessen Winkel wird nach den Umbauarbeiten flacher sein, was das verletzungsfreie Passieren des Kraftwerks für Fische flussabwärts vereinfachen soll.
Der flachere Rechen soll die Anströmgeschwindigkeit zu den Rechenstäben verlangsamen und Fische zu einem Abstiegsbypass führen, damit diese das Kraftwerk verletzungsfrei überwinden können.
Kraftwerk wird durch Fischtreppe weniger effizient
Für die Aventron hat die neue Fischtreppe eine Effizienzminderung des Kraftwerks zur Folge, weil im Vergleich zum heutigen Zustand mehr Wasser durch die neue Fischtreppe und neu auch den Abstiegsbypass geleitet werden muss. Der Schappekanal, der entlang der Strasse auf Arlesheimer Boden verläuft, wird weiterhin mit Wasser versorgt, um das dortige Ökosystem zu erhalten. Eine Fischtreppe ist landschaftlich und baulich ein grosser Eingriff.
Für deren Bau muss an der Arlesheimer Uferseite auf 766 Quadratmetern gerodet werden. Zwei geschützte Eichen bleiben bestehen. Auch der Mergelweg bleibt erhalten. In Absprache mit dem Kanton Baselland forstet Aventron entsprechend der gerodeten Fläche beim Kraftwerk Dornachbrugg an zwei alternativen Standorten neu auf oder finanziert eine Renaturierung.
Die neue Fischtreppe kostet rund drei Millionen Franken und wird vom Bund aufgrund dessen Verfügung finanziert. Baustart soll im Frühjahr 2026 sein.