Buvette neben Biber-Habitat
Bei der geplanten Renaturierung der Reitsportanlage Schänzli sind die Sorgen gross, dass die neue Anlage überrannt wird.
Vier Reiterinnen trainieren im Viereck in der Mitte des Schänzli-Areals mit ihren Pferden. Nebenan findet ein Hundekurs statt. Gleichzeitig informiert die Gemeinde Muttenz zusammen mit Planungsteams, wie das an der Grenze von Münchenstein zu Muttenz gelegene Areal in Zukunft aussehen soll. Aus der Reitsportanlage wird eine naturnahe Naherholungszone. Das hat die Gemeindeversammlung beschlossen und wird vom Kanton Baselland als Landeigentümer unterstützt. Der Reitsport und die Hundeschule werden dann auf dem Schänzli keinen Platz mehr haben.
2028 soll Baustart sein, erklärte die verantwortliche Muttenzer Gemeinderätin Salome Lüdi (SP). Die Umgestaltung der Reitsportanlage ist das Herzstück des Aktionsplans Birspark Landschaft. Im vergangenen Jahr stellte Muttenz das Siegerprojekt der Basler Landschaftsarchitekten Berchtold Lenzin vor. Der Bereich in Richtung Tramschlaufe soll für den Menschen nutz- und bespielbar sein. Eine Buvette soll in den Sommermonaten für das leibliche Wohl sorgen. Das Gebiet Birs aufwärts in Richtung Münchenstein gehört der Natur. Der Übergang dorthin soll mit entsprechender Gestaltung fliessend erfolgen. Einzelne Abschnitte sollen wie schon heute das Vogelschutzgebiet Vogelhölzli für den Menschen gar nicht betretbar sein. Mensch und Natur sollen auf dem «neuen» Schänzli gemeinsam im Einklang bestehen. Im Norden darf in der Birs gebadet werden, im Süden gehört der Flusslauf den Bibern, Fischen und dem Eisvogel, der hier heimisch werden soll.
Rangerdienst wird in Betracht gezogen
Doch wie soll das möglich sein, wenn an einem schönen Sommertag Tausende Besucherinnen und Besucher auf das Gelände strömen? Alleine in den entstehenden Quartieren Hagnau Ost und West auf der gegenüberliegenden Strassenseite, über deren Mehrwertabgabe die Umgestaltung des Schänzli finanziert wird, werden rund tausend Personen wohnen. Für die wird die einstige Reitsportanlage zum Vorgarten. Bei den rund vierzig Teilnehmenden der Informationsveranstaltung am Montagabend war es dann auch die Hauptsorge, wie sich der Mensch verhalten wird. Werden Begehungsverbote eingehalten und somit Rücksicht auf die Natur genommen? Werden Abfälle korrekt entsorgt? Es sind Fragen, die auch die Verantwortlichen nicht abschliessend beantworten können. Möglich sei ein Rangerdienst wie in der Reinacher Heide, sagte Aurelia Wirth, Abteilungsleiterin Umwelt bei der Gemeinde Muttenz. Immer wieder fiele der Begriff «Besucherströme lenken». Das Areal soll so gestaltet werden, dass jene Bereiche, die ausschliesslich der Natur gehören sollen, gar nicht erst begehbar gemacht werden. Dass dies keine Garantie ist, zeigt das Vogelhölzli, das trotz Umzäunung immer wieder betreten wird, vor allem im Sommer bei Niedrigwasser. «Es wird nicht von Anfang an perfekt sein», mahnte Gemeinderätin Lüdi und meinte damit, dass es laufend Anpassungen wird geben müssen.
Eine weitere Knacknuss der Arealentwicklung ist das Grundwasser. Zwei Pumpwerke befinden sich auf dem Gelände. Der Grundwasserstrom verläuft parallel zur Birs. Weil rechtlich das Trinkwasser höher gewichtet wird als die Revitalisierung eines Flusslaufs, ist der Raum für die Verbreiterung der Birs begrenzt. Doch erst nach der Umgestaltung soll die Grundwasserschutzzone ausgeschieden werden.
Ärger bei den Reitsportlern
Die Gemeinde rechnet für die Umgestaltung des Schänzli-Areals mit Kosten von 15 bis 20 Millionen Franken. Aktuell arbeiten die Verantwortlichen am Vorprojekt, das der Gemeindeversammlung vorgelegt werden soll. Noch bis am 30. April kann sich die Öffentlichkeit im Rahmen der Mitwirkung äussern. Kritik äusserte Sämi Zimmermann, Präsident des Reiterclubs Schänzli beider Basel. «Der Kanton nimmt uns das Areal weg und bietet uns keine Alternative.» Die Verärgerung bei den Reiterinnen und Reitern scheint noch längst nicht verflogen.