Zäune als Orte des Miteinanders
Im März organisierte der Verein «Lebendige Gartenstadt» einen «Gartenzaundekowettbewerb». 14 Zäune wurden dekoriert, Regen und Schnee haben die Kunst fast beendet.
Beim Gesprächstermin am letzten Samstag ist es kalt und Schnee wirbelt durch die Luft. Der Frühling macht eine Pause und grau hängt der Himmel über der Gartenstadt. In den Strassen des Quartiers ein Zaun am anderen, manchmal eine Mauer, manchmal nichts. Da, ein paar Blumen leuchten im Schneetreiben. Kein Wunder, denn sie sind aus Holz und schmücken den Zaun von Vorstandsmitglied Marc Hellmer. «Da vorne haben Kinder ihren Zaun mit Kreide bemalt und dort war auch noch einer», erinnert sich Hellmer.
Lavinia Besuchet, im Vorstand für die Events zuständig, nickt: «Genau. Insgesamt wurden 14 Häge geschmückt und verziert. Dass wir jetzt kaum noch welche sehen, liegt vielleicht nicht nur am Wetter. Möglicherweise haben manche Menschen gedacht, sie müssten die Deko nach der Aktion wieder abnehmen.» Hellmers Blumen haben jedenfalls bis jetzt gehalten. «Und nachts leuchten sie sogar auch», grinst Hellmer und zeigt auf die Lichterkette. Mit bei der Begehung ist Ludmilla, die aus der Ukraine geflüchtet ist und erst vor kurzem über Kontakte in die Gartenstadt kam.
Barrieren abbauen
«We’re going to walk, so you can see the area for the first time», erklärt Besuchet Ludmilla. Es geht am Gewinnerzaun vorbei. «Das ist kein Hag, das ist eine Mauer», amüsiert sich Besuchet. Auf den einzelnen Erhöhungen sind lustige Osterhasen aus Jute zu sehen, die durch den Schnee schielen. Auf einem Foto mit Sonnenschein wird deutlich, dass die Mauer noch viel mehr geschmückt war, dem haben jedoch Regen und Schnee ein Ende bereitet. «Es war sehr schön und herzig, im Frühling die geschmückten Zäune zu sehen», meint Hellmer.
Aber wie ist es überhaupt dazu gekommen? «Ach, ich habe ständig solche Ideen, ich könnte sonst nicht überleben», lacht Besuchet. Mit der Gartenhag-Idee habe sie ein wenig versuchen wollen, die Jeder-für-sich-Mentalität zu durchbrechen und weiter Barrieren abzubauen. «Wenn eine Gesellschaft anfängt, zu kommunizieren und zu spielen, ist sehr viel gewonnen.» Sie wohne seit 14 Jahren in der Gartenstadt, aber erst nach Gründung des Vereins 2020 und mehr Miteinander erlebe sie eine neue Qualität im Quartier.
Ein eigener WhatsApp-Chat
Inzwischen hat der Quartierverein einen WhatsApp-Chat, welcher auch der Grund ist, warum die Ukrainerin Ludmilla in die Gartenstadt kam. «Da hat jemand gesagt, ein Freund suche ein Zimmer für sie und schon hat’s geklappt», erzählt Besuchet.
Für das weitere Miteinander hat Besuchet viele Ideen, etwa ein Rezeptbuch, für das alle, die möchten, Rezepte beisteuern könnten. Oder gemeinsam Musik hören bei «Teatime Vinyl», einem Anlass im Pavillon des Restaurants Gartenstadt am 9. April und 14. Mai. Dieser ist zwar mehr von Besuchet selbst als vom Verein geplant, aber in diesem Bereich verwischen sich die Grenzen. Besuchet: «Jeder von uns, der etwas macht, schreibt es in den Chat.»