Tee zieht immer

Die älteste Teemanufaktur der Schweiz hat ihren Sitz in Münchenstein. Ein Besuch in einem Familienunternehmen, dessen Geschichte ins 19. Jahrhundert zurückreicht.

Familiensache: (v. l.) Noël, Vater Matthias und Fabrice Bisang führen das Unternehmen gemeinsam. Foto: Fabia Maieroni

Familiensache: (v. l.) Noël, Vater Matthias und Fabrice Bisang führen das Unternehmen gemeinsam. Foto: Fabia Maieroni

Die Mischung macht’s: Noël Bisang (l.) gibt die Geheimzutat dazu – nach einer halben Stunde ist der Weihnachtstee fertig. Fotos: Fabia Maieroni

Die Mischung macht’s: Noël Bisang (l.) gibt die Geheimzutat dazu – nach einer halben Stunde ist der Weihnachtstee fertig. Fotos: Fabia Maieroni

Die Teemischmaschine läuft täglich, das Geschäft brummt. Von Hand befüllt Noël Bisang die beiden Stahltröge mit Hagebutten, Hibiskus, Orangenschalen, Holunderbeeren und einer Geheimzutat, die der Teemeister nicht verrät. In rhythmischen Bewegungen werden die Ingredienzen vermengt – nach einer halben Stunde ist der Weihnachtstee fertig. Ein Kassenschlager in der Adventszeit, verrät Noël Bisang. Noch beliebter sei derzeit nur der Winterzauber.

Der Duft in den Hallen der Teemanufaktur ist intensiv – nach kurzer Zeit kann das ungeschulte Geruchsorgan die einzelnen Komponenten nicht mehr unterscheiden. «Auch deshalb tragen wir eine  Schutzmaske», sagt Noël Bisang, der zur vierten Generation der Tee-Dynastie gehört, schmunzelnd. «Die ätherischen Öle und der Teestaub benebeln sonst schnell die Sinne.»

Hier, an der Reinacherstrasse 97 in Münchenstein, wird seit 1955 auf 1200 Quadratmetern täglich Tee gemischt, veredelt, verpackt und in die ganze Welt versendet. Der doppelstöckige London Bus weist den Weg in die Teewelt. Die Geschichte des Unternehmens geht bis in das 19. Jahrhundert zurück. 1896 wurde die London Tea Company in der englischen Hauptstadt gegründet und noch im selben Jahr im Handelsregister der Stadt Basel eingetragen, wo die erste Filiale entstand. 1915 wurde diese in eine eigene Firma umgewandelt, die seither in den Händen derselben Familie geblieben ist. «Wir sind die älteste Teemanufaktur der Schweiz», erklärt Inhaber Matthias Bisang, der das Unternehmen in der dritten Generation führt. 24 Angestellte arbeiten heute an den Standorten in Münchenstein und am Spalenberg in Basel.

Tee nimmt schnell Geschmack an

250 bis 300 Teesorten lagern in Fässern im Keller der Teemanufaktur in Münchenstein. Kühl muss es sein, Sonnenlicht darf keines einfallen. «Tee ist sehr heikel und nimmt schnell andere Gerüche an, wenn er falsch gelagert wird», weiss Matthias Bisang. Diese Eigenschaften machen sich die Spezialisten für die Aromatisierung zunutze. Die Vielfalt kennt kaum Grenzen: Da gibt es Schwarztees, mal mit Vanille, mal mit Gin, mal mit Ingwer verfeinert, daneben steht ein «Räpplitee», ein «Basler Tee», ja sogar ein «Züri Tee». Ganz spezielle Trouvaillen lagert die Familie im Raritätenkeller.

Ausgesucht werden die Tees von den Bisangs selbst. Sie arbeiten mit Maklern zusammen, die eine erste Vorauswahl bei den Teeproduzenten vornehmen. Aus rund 30 Proben schaffen es dann einige wenige ins umfangreiche Sortiment. Dort findet man seit kurzem auch den teuersten Tee des Ladens: eine eigene Matcha-Sorte, die von Hand gemahlen und in handgenähten Stofftäschlein verpackt ist. 100 Stück gibt es davon, der Preis liegt bei stolzen 119 Franken.

Bisangs legen Wert auf Qualität. In den letzten Jahren hat das Unternehmen stark auf Bio-Labels gesetzt. Was viele nicht wissen: Gerade Schwarz- und Grüntee weisen oft Pestizidrückstände auf. Deshalb würden sämtliche Tees in einem deutschen Labor getestet, versichert Noël Bisang. Die Kontrolle der Anbaubedingungen sei jedoch schwierig, gibt der 30-Jährige zu. Darum unterstützt die Teemanufaktur nun erste zertifizierte Projekte.

Das Tee-Wissen haben sich sowohl Vater Matthias Bisang als auch die beiden Söhne Noël und Fabrice – beide ursprünglich gelernte Köche – in Hamburg angeeignet.

«Dort konnten wir hinter die Kulissen des internationalen Teehandels schauen und unzählige Teesorten testen», erklärt Noël Bisang. Auch Vater Matthias Bisang war in Hamburg, genoss seine Ausbildungsjahre aber zudem auch in London – früher die Teehauptstadt. Heute spiele sie kaum mehr eine Rolle im internationalen Teehandel, so Bisang. Der 58-Jährige führt das Geschäft zusammen mit seiner Frau Viviane, die den Teeladen am Spalenberg führt, und den beiden Söhnen. «Noël ist für die Produktionsleitung zuständig und wirkt beim Tee-Einkauf mit. Fabrice fokussiert sich derzeit auf die Bereiche Marketing und E-Commerce.» Alle drei sind in der Manufaktur in Münchenstein grossgeworden. Tee gehört zu ihrem Leben, zur Familie. Ob sie nie genug von diesem Getränk haben? «Eigentlich nicht», sagt Noël Bisang lachend. «Die Vielfalt ist enorm und Tee kann man ja warm oder kalt trinken.»

Gemeinsam will die Familie das Unternehmen in den nächsten Jahren weiterentwickeln. Das erklärte Ziel: moderner werden und dabei die lange Tradition nicht vergessen.

Geschenksets gewinnen

Das Wochenblatt verlost exklusiv fünf Geschenksets bestehend aus einer Designdose mit zwei winterlichen Teesorten und einer süssen Überraschung. Beantworten Sie folgende Frage richtig: Wie viele Teesorten lagern in den Hallen der Teemanufaktur in Münchenstein?

Senden Sie uns Ihre Antwort bis Montag, 18. Dezember, 12 Uhr an redaktion.arlesheim@wochenblatt.ch. Name, Adresse und Telefonnummer nicht vergessen! Die Gewinnerinnen und Gewinner werden direkt benachrichtigt. Viel Glück!

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