Satte Farben, schwungvolle Linien und ikonische Formen
Am vergangenen Samstag fand endlich wieder das beliebte Oldtimer-Treffen im Walzwerk statt. Bilanz: über 1000 Fahrzeuge und 5000 Teilnehmende.
Chrom, Lack, Leder, Gummi, röhrende Motoren und Benzingeruch – am Samstag war das Münchensteiner Walzwerk wieder voller Oldtimer. Sie standen einfach überall und waren für alle Automobilfreunde eine Freude für Auge und Ohr. Schon gleich am Eingang ging es los mit einer dunkelblauen Corvette, an deren schwungvollen Linien sich so manches heutige Auto ein paar Scheiben abschneiden könnte. Überhaupt scheint es, als wäre die vergangene Zeit eine deutlich stilvollere, wenn auch vielleicht unvernünftigere gewesen. Während in den 50er- und 60er-Jahren noch Autos mit bis zu sechs Meter Länge fuhren, lassen sich diese Masse heute eigentlich nur noch bei praktischen Transportern finden.
René ist mit seiner Frau und seinen Freunden in drei luxuriös anmutenden Cadillacs aus Zürich angereist. «Wir sind hier, um schöne Autos anzuschauen und auch die Location», so der Oldtimer-Fan, während neben ihm tief der Motor röhrt. Sein Cadillac ist von 1952 und noch im Originalzustand. «Das sind Jubiläumsausgaben, denn 1952 wurde die Marke 50 Jahre alt.» Und Jubiläum bedeutet Goldakzente und viel glänzendes Chrom.
«Es ist ein sehr emotionaler Anlass»
In der Halle des Oldtimer Vereins Walzwerk stehen zwei Ledersitze, auf denen das Gespräch mit Roland Pfister, Präsident des Vereins und des OKs, stattfindet. Die zwei Sitze sind aus einem Alfa Romeo Giulia von 1975 und so weich und bequem, wie auch das heute nicht mehr möglich scheint. Während von draussen flotte Rock-’n’-Roll- und Swing-Musik hereintönt, sagt Pfister: «Dieser achte Event macht mir wie immer grosse Freude! Denn es ist kein kommerzieller, sondern ein sehr emotionaler Anlass, mit dem wir unserer Begeisterung für die alten Sachen Ausdruck verleihen.» Diese Freude zu teilen und rüberzubringen, so Pfister leidenschaftlich, sei das Ziel der Veranstaltung. «Das spüren alle, denn es wird kein Eintritt und auch sonst nichts verlangt, man kann nur geniessen.»
Dass der Anlass beliebt ist und genossen wird, beweist folgendes Detail: «Wir haben 700 Give-aways parat gemacht, die um elf Uhr vergriffen waren. Und der Event hat um zehn Uhr begonnen.» Wer mit seinem Wagen, Motorrad oder auch Fahrrad teilnimmt, wird auf einer Route durchs Restaurant und die Musik geführt – «Für viele das Highlight!», so Pfister – und am Ende auf einen Platz eingewiesen. «Dann heisst es, eben, den Anlass zu geniessen.»
Postauto und Oldtimer-Tram als Shuttle
Einer von den Geniessern ist Jürg, der mit seiner Frau Claudia und seinem Porsche gerade angekommen ist. «Wir sind jedes Jahr dabei, weil wir in der Nähe wohnen und die Location passt. Ausserdem sind die Leute gut drauf, das Auto wird bestens präsentiert und es lässt sich mit Gleichgesinnten plaudern.» Den Porsche RS 3.0 von 1975 mit 3,7-Liter-Hubraum hat Jürg selbst aufgebaut. «Das Auto wird für Bergrennen eingesetzt, hin und wieder auf der Rennstrecke und auf Rallyes.» Jürg hat gerade zu Ende gesprochen, da ertönt das «Dü-da-do!» vom Postauto und am Eingang ist ein Oldtimer-Posti zu sehen, das als Shuttle fungiert.
Ebenfalls als Shuttle gibt es das Oldtimer-Tram, das in Kooperation mit der BLT Interessierte vom Basler Bahnhof nach Münchenstein und zurück bringt. «Das Tolle ist, dass fast alle, die im Walzwerk-Areal ansässig sind, heute mitmachen, und es lässt sich sagen: Das Areal lebt! Überall kann man sich hinsetzen und etwas trinken, sensationell», freut sich Roland Pfister.