Krieg und Frieden in Pinselstrichen
Cartoons von Künstlern aus der ganzen Welt gastieren zurzeit im Foyer der Kirchgemeinde Münchenstein. Gewalt und Gewaltlosigkeit spielen dabei eine zentrale Rolle.
Im September 2019 lancierte der Künstler und Karikaturist Vikram Nayak aus Delhi einen Cartoon-Wettbewerb, um einen Friedensmarsch zu unterstützen. Der Wettbewerb stiess weltweit auf grosse Resonanz, und es gab rund 1400 Einsendungen aus 80 verschiedenen Ländern. Daraus wählte eine Jury über 100 Bilder für ein Booklet aus. 28 Cartoons reisen seither im Rahmen einer Wanderausstellung durch verschiedene Ausstellungsorte, realisiert vom Förderverein Centre for Socio-Cultural lnteraction (CESCI).
Aktuell beherbergt das Foyer der Reformierten Kirchgemeinde Münchenstein die Stellwände. Es geht um die Darstellung von Gewalt – aber auch von Frieden. Damit passt die Ausstellung gut zum Thema, das sich Pfarrer Markus Perrenoud und sein Team für die Passionszeit gesetzt haben: «Selig die Gewaltlosen». «Die Cartoons stammen unter anderem von Künstlern aus dem Iran, Polen, der Ukraine, Russland und Afrika. Viele der Künstler haben selbst Krieg erlebt», erklärt Perrenoud. Das CESCI schreibt dazu: «Alle Künstlerinnen und Künstler verbindet die Idee einer Welt in Gerechtigkeit und Frieden und die Verantwortung aller zu deren Veränderung auf gewaltfreie Weise.»
Sprechende Friedenstauben
Die Botschaften und Motive der Zeichnungen sind vielfältig: Auf einem Werk «Erste Hilfe für den Frieden» der polnischen Künstlerin Izabela Kowalska-Wieczorek versucht ein Soldat eine Friedenstaube zu reanimieren. Auf dem Bild von Taher Shabani aus dem Iran fährt ein Panzer über ein Papier mit der Überschrift «Peace» und hinterlässt dabei eine nicht erkennbare Schrift. Friedenstauben spielen auch auf dem Cartoon von Bazela Naaz Siddiqi aus Indien eine wichtige Rolle: Zwei Vögel, die auf einem Kriegsfriedhof auf einem Grabstein sitzen, fragen sich, warum von «Ruhe in Frieden» gesprochen wird und nicht auch «in Frieden gelebt» wird.
Während der 40 Tage vor Ostern hat die Reformierte Kirche ein Programm zusammengestellt, das sich mit Gewalt, aber auch Gewaltlosigkeit beschäftigt. «Gewalt ist für viele Realität, nicht nur in Bezug auf den Ukrainekrieg», erklärt Perrenoud. Sie sei gerade in der Passionszeit sehr zentral, denn das Christentum sei mit dem Kreuzestod von Jesus Christus durch aus einer Gewalterfahrung heraus entstanden. «Gewalt gibt es, seit es Menschen gibt. Schön wäre es, wenn Gewalt in etwas Positives verwandelt würde – dafür steht Ostern.»
Pizza- und Spielabend
Nebst einer Predigtreihe nutzt das Team der Kirche verschiedene Gefässe, um sich dem Thema anzunähern. Es gibt einen Beitrag aus der Erwachsenenbildung und einen Liedernachmittag für Seniorinnen und Senioren. Zudem die Cartoon-Ausstellung, die mit einem Pizza- und Spieleabend am Freitag eröffnet wird.
Die Ausstellung richte sich aber nicht allein an die Kirchgemeinde, führt Perrenoud aus. «Wir wollen nicht auf engen Schienen gehen, alle Leute sind ein-geladen.» Da es im Kirchgemeindehaus viel Laufkundschaft gibt – das Gebäude wird auch vom Turnverein, von Pilatesgruppen und anderen genutzt –, ist das Foyer ein idealer Ort dafür. «Die Menschen sollen die Bilder auf sich wirken lassen», sagt Perrenoud. «Jeder soll sich dazu eigene Gedanken machen.»
«Selig die Gewaltlosen», Cartoon-Ausstellung. Vernissage am Freitag, 10. März, Lärchenstr 3, mit Pizza- und Spieleabend ab 18 Uhr. Anmeldung bis heute an e.lauber@refk-mstein.ch oder 077 489 27 05. Geöffnet Di bis Fr, 9 bis 19 Uhr. Bis 22. März.