Jäger der Nacht: Die Fledermaus verdient mehr Fakten

Am Samstag luden die Merian-Gärten und der Verein Pro Chiroptera zur internationalen Fledermausnacht ein. Neben Wissensvermittlung und Führungen wurde für ein passendes Ambiente gesorgt.

Fachkundig: Nicolas Beerli und Pascale Hutter präsentierten einen Abend ganz im Zeichen der Fledermaus – 
auch mit Hilfe von Präparationen. Foto: Caspar Reimer
Fachkundig: Nicolas Beerli und Pascale Hutter präsentierten einen Abend ganz im Zeichen der Fledermaus – auch mit Hilfe von Präparationen. Foto: Caspar Reimer

Geht es um Fledermäuse, herrscht in der Bevölkerung meist grosses Unwissen. Vielmehr dienen die Tiere als Stoff für Schauergeschichten – von Fledermäusen, die Menschen angreifen und Blut saugen, ist die Rede. Um mit Märchen aufzuräumen und Wissen zu vermitteln, findet seit 1997 in 30 Ländern eine internationale Fledermausnacht statt. Am vergangenen Samstag hatten die Merian-Gärten und der Verein Pro Chiroptera, der sich in der Nordwestschweiz für den Schutz von Fledermäusen einsetzt, zum Lehmhaus in die grüne Lunge neben Basel eingeladen. Auf dem Programm standen etwa Führungen zu verschiedenen Themen, ein Fledermausquiz und eine grosse Fledermausexpedition zu späterer Stunde. Der Anlass wurde passend mit Feuerschale, Stockbrot und Sommerbar umrahmt. Vor allem Familien mit kleineren Kindern hatte die Aussicht her­gelockt, mehr über die geheimnisum­witterten Tiere zu erfahren und vielleicht sogar eine Fledermaus zu sehen.

Fehlender Lebensraum

«30 verschiedene Fledermausarten leben in der Schweiz, und viele sind vom Aussterben bedroht», erzählte Pascale Hutter, Biologin und Vertreterin des Fledermausvereins, zur Begrüssung. Viele Fledermausarten hausten in nicht ausgebauten Dachstöcken, fänden dort ihren Unterschlupf. Durch Neubauten und Sanierungen verschwinden die klassischen Estriche zunehmend, wodurch den Fledermäusen der Lebensraum fehlt. Ein weiteres Problem: «Fledermäuse ernähren sich ausschliesslich von Insekten. Weil deren Anzahl zurückgeht, fehlt ihnen eine Nahrungsgrundlage», so Hutter. Nicolas Beerli, Mitarbeiter Vermittlung bei den Merian-Gärten, führte die Besucherinnen und Besucher in die Estriche und Kellergewölbe der alten Gemäuer, um zu demonstrieren, welche Massnahmen ergriffen wurden, um der Fledermaus Lebensraum zu bieten: «Über die Hälfte der Merian-Gärten sind Naturschutzfläche. Fünf Fledermausarten leben hier. Wir haben viele alte Gebäude, die oben offen sind und die den Fledermäusen Zugang bieten. Dort haben wir etwa Jutesäcke angebracht, an denen sich Fledermäuse während des Tages festkrallen können.»

Fledermäuse verschlafen etwa die Hälfte des Jahres – von Anfang November bis Ende März halten sie Winterschlaf. Das müssen sie auch, denn als Insektenfresser ist Nahrung in der kalten Jahreszeit Mangelware. Um für den Winterschlaf vorzusorgen, legen die kleinen Flattermäuse im Herbst 20 bis 30 Prozent an Gewicht zu. Im Spätherbst suchen sie ihre Winterquartiere auf, die zwar kühl und feucht, aber frostfrei sind. Man findet sie denn in Höhlen, Stollen, Bunkern oder Kellern. Im Winter wohnen Weibchen und Männchen gemeinsam in ihrem Quartier, im Sommer hingegen leben die Geschlechter an getrennten Orten. Die aktive Jahreszeit der Fledermäuse beginnt meist im April, je nach Witterung auch schon früher: Nachdem sie mit den ersten Sonnenstrahlen aus dem Winterschlaf erwacht sind, suchen sie ihre Sommerquartiere auf.

Nächtliche Exkursionen

Der Verein Pro Chiroptera ist jährlich an der internationalen Fledermausnacht aktiv, sucht sich jeweils einen Partner, um den Anlass durchzuführen. «Vor zwei Jahren suchte der Verein den Kontakt zu uns mit der Bitte, die Nacht hier in den Merian-Gärten abzuhalten. Das war für uns sehr interessant. Also waren wir gerne dabei, als uns der Verein nun erneut anfragte», sagt Beerli zum Wochenblatt. Pascale Hutter, seit ihrem Studium aktiv im Fledermausschutz, hat sich ganz dem Jäger der Nacht, wie die Tiere auch bezeichnet werden, verschrieben: «Über Fledermäuse wissen die Leute sehr wenig, denn sie ist sehr schwer zu beobachten. Dieses Geheimnisvolle hat mich fasziniert. Die Exkursionen finden immer nachts statt. Da ist auch etwas Abenteuer dabei.»

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