«Ein Münchensteiner will in Münchenstein bleiben!»

Am Dienstag fand in der Stiftung Hofmatt ein Anlass zum Thema ­«Alter» mit Dieter Rehmann statt. Die Seniorinnen und Senioren machen sich vor allem Sorgen um zu wenig Plätze in Pflegeheimen.

Zuständig für das Thema «Alter»: (v.l.) Gemeinderat Dieter Rehmann, Joachim Bühler, Leiter Koordinationsstelle für das Alter, seine Nachfolgerin Lisa Kaufmann und Andreas Iten, Leiter Soziale Dienste. Foto: Jeannette Weingartner
Zuständig für das Thema «Alter»: (v.l.) Gemeinderat Dieter Rehmann, Joachim Bühler, Leiter Koordinationsstelle für das Alter, seine Nachfolgerin Lisa Kaufmann und Andreas Iten, Leiter Soziale Dienste. Foto: Jeannette Weingartner

Joachim Bühler freute sich, dass trotz der Hitze so viele interessierte Seniorinnen und Senioren am Dienstag den Weg in den Saal der Stiftung Hofmatt gefunden hatten. Der Leiter der Koordinationsstelle für das Alter in Münchenstein begrüsste die Teilnehmenden zu einem seiner letzten Anlässe: eine Informa­tionsveranstaltung, bei der Anliegen der älteren Generation thematisiert werden. Der Anlass wurde auch dazu genutzt, die Nachfolgerin von Bühler vorzustellen. Er selbst geht in zwei Monaten in Rente, Lisa Kaufmann übernimmt ab September seine Aufgaben.

Nach der Begrüssung übergab Bühler das Wort an Gemeinderat Dieter Rehmann, Vorsteher des Departements Soziales, Gesundheit und Freizeit. Die rund 30 Interessierten hörten dem Vortrag von Rehmann gespannt zu, bevor die Frage- und Diskussionsrunde eröffnet wurde. Rehmann klärte über den aktuellen Stand rund um das Thema «Alter» in Münchenstein auf. In den vergangenen acht Jahren sei grosse Arbeit geleistet worden. Die Fachgruppe Alter treffe sich halbjährlich und bespreche den aktuellen Stand der Dinge.

Ein Thema, das Rehmann aktuell beschäftigt, ist das seit 2018 in Kraft getretene kantonale Altersbetreuungs- und Pflegegesetz. Aufgrund dieses Gesetzes haben sich Gemeinden zu Versorgungsregionen zusammengeschlossen. Münchenstein gehört zusammen mit Arlesheim, Reinach, Aesch, Pfeffingen und Duggingen zu der Versorgungsregion Birsstadt und umfasst zirka 55000 Einwohner. Im Vergleich zu anderen Regionen gibt es hier proportional mehr Seniorinnen und Senioren.

In der letzten Woche wurde ein Strategieprozess von den Delegierten, bestehend aus Vertretern der Gemeinderäte, gestartet. Mit dem Prozess soll ausgearbeitet werden, welche Angebote geschaffen werden sollen und wer dabei federführend sein soll. Dabei soll auch überprüft werden, ob die Versorgungsregion richtig organisiert ist.

Hofmatt ist beliebt in der Gemeinde

Aktuell sieht der Gemeinderat verschiedene Herausforderungen. Die Grafiken an der Leinwand zeigen: Der Anteil an älteren Leuten in den Gemeinden nimmt immer mehr zu. Für die kommenden Jahre reicht das aktuelle Angebot nicht aus – daher müssen die Versorgung und die Finanzierung sichergestellt werden. Bei den Angeboten gilt, dass die Autonomie der Seniorinnen und Senioren so lange wie möglich beibehalten werden kann. «Wir gehen nach dem Credo: ambulant vor stationär», betonte Rehmann dabei.

Nach dem Input von Rehmann nutzte Roger Fasel von den «Senioren Münchenstein und Umgebung» die Gelegenheit, die erste Frage zu stellen. «Was ist geplant für die Zukunft, denn die Stiftung Hofmatt könnte bereits jetzt ein weiteres Stockwerk gebrauchen?», fragte er. Heimleiter Marc Boutellier verwies auf eine aktuelle Studie: Auch wenn intermediäre Angebote ausgebaut würden, gäbe es in Zukunft nicht genug Betten in Pflegeheimen. Gleichzeitig merkte er an, dass die Stiftung Hofmatt nicht ausbauen möchte, denn «jeder kennt hier jeden» bei der aktuellen Grösse. Eine Lösung müsse zeitnah her. «Es gibt keine Zeit für ein Kompetenz­gerangel, das zehn Jahre anhält», sagte er. Rehmann wies darauf hin, dass zum Beispiel in der Region Reinach-Aesch das neue Pflegeheim Senevita entsteht, wobei wieder mehr Platz geschaffen werde. Doch davon wollten die Münchensteiner Senioren im Raum nichts wissen. Eine Frau aus dem Publikum erzählte von einem Bekannten, der aufgrund von Platzmangel nach Ormalingen ins Pflegeheim musste, was empörtes Gemurmel im Saal auslöst. «Ein Münchensteiner will auch in Münchenstein bleiben!», ergänzt Fasel.

Aktuell sind in der Hofmatt zwei Drittel der Bewohnerinnen und Bewohner aus Münchenstein, ein Drittel kommt aus anderen Gemeinden. Das Heim ist beliebt, so möchte auch eine weitere Frau aus dem Publikum dort später einmal einen Platz bekommen und fände es richtig, wenn die Münchensteinerinnen und Münchensteiner bevorzugt würden.

Rehmann erklärte, dass man manchmal ein bisschen über die Grenzen hinausdenken müsse. Und er versicherte: «Wir sind da dran!»

Platz in Wohngemeinschaften

Einige aus dem Publikum diskutierten alternative Lösungen. Man könnte gemeinsam mit Freiwilligen und Stiftungen Betreuungen organisieren. Dafür wäre eine Unterstützung der Gemeinde wünschenswert. Willy Toggenburger, Präsident des Seniorenrats, wies auf die Möglichkeit von Senioren-Wohngemeinschaften hin. Da gäbe es noch viel Platz.

Bei dem vom Kanton gestifteten Apéro mit hausgemachter Bowle und Eistee lassen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer den Nachmittag ausklingen. Die angeregten Gespräche zeigen: Das Thema rund um die Betten in der Hofmatt ist noch nicht vollständig geklärt und wird weiterhin beschäftigen.

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