Ein Meister seines Fachs

Der Meistertrompeter Reinhold Friedrich kommt mit seinen Schülern nach Münchenstein und entführt musikalisch in das Venedig des 16. Jahrhunderts.

Unzertrennlich: Die Trompete gehört zu Reinhold Friedrich, seit er ein Kind war. Foto: ZVG
Unzertrennlich: Die Trompete gehört zu Reinhold Friedrich, seit er ein Kind war. Foto: ZVG

Gerade mal sieben Jahre war er alt, als er eine Langspielplatte mit Trompeten­klängen der Brandenburgischen Konzerte von Johann Sebastian Bach bei einem Freund hörte und der Funke auf ihn übersprang: «Ich ging zu meinen Eltern und sagte: Ich bin Trompeter. Ich brauche eine Trompete.» Dass es sich bei ­dieser Eingebung um mehr als einen kurzlebigen, kindlichen Enthusiasmus handelte, beweist der heute 63-jährige Reinhold Friedrich, der zu den berühmtesten Trompetern weltweit gehört und seit seinem Erfolg in einem ARD-Wettbewerb 1986 auf allen wichtigen Podien der Welt zu Gast ist. Sein musikalisches Repertoire ist riesig und umfasst Alte Musik und zeitgenössische Komponisten. Seit 2003 spielt er als Solotrompeter des Lucerne Festival Orchestra, wo er auch als künstlerischer Leiter dem Brass-Ensemble vorsteht. Zudem ist er Professor für Trompete an der Hochschule für Musik Karlsruhe, weltweit gefragter Dozent für Meisterkurse und Honorarprofessor an der Royal Academy of Music in London, in der Sibelius-Akademie Helsinki, in Hiroshima sowie an der Escuela Superior de Musica Reina Sofia in Madrid. Die Escuela ist derzeit die einzige private Hochschule, die eine Kammermusikklasse für Bläser anbietet und unter dem Protektorat der spanischen Königin steht.

Am kommenden Sonntag kommt Friedrich mit seiner 15 Schülerinnen und Schüler zählenden Trompetenklasse in die römisch-katholische Kirche St.Franz Xaver zu Münchenstein, um zusammen mit der Posaunenklasse von Brandt Attema, der ebenfalls in Karlsruhe an der Musikhochschule unterrichtet, unter dem Titel «Grosses Blechbläserkonzert– Venedigs Glanz und Glorie» ein fulminantes und feierliches Musikerlebnis zu bieten. Die insgesamt über 30 Blechbläserinnen und Blechbläser werden unter anderem mehrchörige Kompositionen des im 16. Jahrhundert in Venedig lebenden Kirchenmusikers Giovanni Gabrieli sowie Werke seiner Zeitgenossen zusammen mit Orgelbegleitung zum Besten geben. «Es ist eine Musik, die unfassbar tief ist», sagt Friedrich. Eine Sonate umfasst 22 verschiedene Stimmen – ein Feuerwerk an Melodie und Klang also.

Der «Fluss der Atmung»

Im Internet sind Videos zu finden, auf denen Friedrich mit seinen Schülern bei der Probe zu sehen ist und es fällt sogleich ins Auge und ins Ohr, mit wie viel Begeisterung der Mann bei der Sache ist. Und als Meister seines Fachs weiss er genau, worauf es ankommt: «Das A und O beim Spielen ist der Fluss der Atmung», erklärt er. Beherrsche man die richtige Technik, sei der Fluss an Luft fast unerschöpflich, wobei ohne Übung natürlich nichts geht– 90 Prozent sei Arbeit, 10Prozent Talent, sagt er, und manchmal könne sich ein besonders fleissiger Schüler mehr erarbeiten, als einer, der weniger übt, weil ihm das Talent in die Wiege gelegt worden ist. «Man sollte zwischen drei bis vier Stunden täglich üben, aber auch nicht mehr, da der Körper die Regeneration braucht.» Friedrichs Leben ist die Musik und so tritt er neben vielen weiteren Engagements mit der Pianistin Eriko Takezawa, die zugleich seine Ehefrau ist, als Duett auf. Während Corona das Leben des Musikers etwas ausgebremst hat, nimmt es nun wieder Fahrt auf – zahlreiche musikalische Engagements stehen bevor, so natürlich auch die Frühlingsausgabe des Lucerne Festivals, wo unter anderem Mendelssohn und Wagner gespielt wird.

Auf dem Fahrrad durch Europa

Man würde es zwar, wenn man mit ihm spricht, nicht für möglich halten, doch Reinhold Friedrich führt noch ein Leben abseits der Musik: Vor vier Jahren hatte sich der Künstler eine Auszeit genommen und fuhr mit seinem Fahrrad kreuz und quer durch Europa. Und, wenn er gerade nicht im Dienst der Trompete unterwegs ist, geht er seinem Hobby, dem Pilzesammeln, nach.

Grosses Blechbläserkonzert – Venedigs Glanz und Glorie; Sonntag, 6.März, 17Uhr, Kirche St.Franz Xaver, Münchenstein

www.reinhold-friedrich.de

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