«Der Wald ist nicht mehr da»
Das grossflächige Abholzen abgestorbener Buchen sorgt für Wehmut. Der Revierförster erklärt, warum der Kahlschlag notwendig war.
Auf den täglichen Spaziergängen durch den Wald sind ihm die Bäume ans Herz gewachsen, es hat sich ein gewohntes Bild eingeprägt und auf seiner Lieblings- Sitzbank kam ein tiefes Gefühl von Zufriedenheit auf. Dies alles vermisst der Münchensteiner Einwohner Pierre-Henri Cuendet nun im Gebiet Spitalholz. «Der Wald ist nicht mehr da. Alle Bäume wurden umgemacht», stellt er entsetzt fest. Zwar seien auf einer Infotafel Waldarbeiten angekündigt worden. «Doch das Ausmass übertrifft die kühnsten Befürchtungen», sagt Cuendet. Er dachte, von den Trockenheitsschäden betroffen seien einzelne Bäume. «Ein solch brutaler Eingriff war für mich undenkbar, und ich vermisse bei der Kommunikation der Behörden die Sensibilität», hält Cuenet im Gespräch mit dem Wochenblatt fest. Mit dem Waldstück sei ein Teil seiner Heimat verloren gegangen – «vor allem, weil auch die Sitzbank zerstört wurde, die mit besonderen Erinnerungen verbunden ist».
Die Sitzbank werde auf jeden Fall ersetzt werden, betont Revierförster Fredi Hügi, der ebenfalls zum Gespräch mit dem Wochenblatt gekommen war. Die Forstbetriebsgemeinschaft Arlesheim-Münchenstein sorge dafür, «dass wieder ein Wald entstehen kann, der eine Zukunft hat». 130 Buchen mussten aus Sicherheitsgründen entfernt werden – neu werden 500 Pflanzen auserwählter Baumarten gesetzt. «Die Buche zählt im Klimawandel zu den grossen Verliererinnen. Aufgrund der zunehmenden Trockenheit setzen wir auf andere einheimische Baumarten. Dazu zählen die Eiche, Sommerlinde, Edelkastanie, Föhre, Douglasie und weitere Arten», führt Hügi aus.
Investition in einen Zukunftswald
Letztlich habe sich das Forstrevier zu- gunsten der Bevölkerung für den Verjüngungseingriff entschieden. «Ohne diese Massnahme hätten wir das viel besuchte Naherholungsgebiet sperren müssen», betont Hügi. «Dieses Waldstück bestand nur noch aus Baumleichen. Immer wieder fielen Äste zu Boden und Bäume knickten um.» Die Forstbetriebsgemeinschaft habe sich ihren Entscheid nicht leicht gemacht. «Hätten wir einzelne Bäume stehen lassen, wäre die Gefahr nicht gebannt gewesen. Die Kronen wären dem Wind zum Opfer gefallen, denn sie sind auf den Schutz des Verbundes angewiesen», erklärt Hügi.
Das Waldstück beim Spitalholz war vor 200 Jahren durch Menschenhand entstanden, erklärt der Förster. Jetzt sei man bereit, wieder in einen Zukunftswald zu investieren und dem Naturschutz besonderes Augenmerk zu schenken. So gibt es zusätzlich ein Aufwertungsprojekt zur Förderung der Geburtshelferkröte. Vorgesehen ist auch der Bau von neuen Weihern. Die neuen Bäume erhalten Einzelschutz gegen Wildschäden und sind in den ersten Jahren auf Pflegemassnahmen angewiesen. Die Förster müssen Neophyten entfernen und gegen Brombeersträucher ankämpfen, erklärt Hügi.
Holz für Schnitzelheizungen
Ohne zusätzliche Geldquellen wäre es unmöglich, die Herausforderungen zu meistern, mit welchen die Waldbesitzer durch den Klimawandel konfrontiert sind. «Wir konnten zum Glück bereits einige Sponsoren gewinnen», sagt Hügi. Die Forstbetriebsgemeinschaft Arlesheim-Münchenstein werde im Frühjahr mit der Wiederaufforstung im Spitalholz beginnen. Am Zukunftswald wirken alle mit: Die Bevölkerung werde zur Fronarbeit eingeladen und es gebe Schulprojekte, sagt der Revierförster. Er weist darauf hin, dass sich Waldbesucher immer direkt an ihn wenden dürfen. «Deswegen führen wir auf den Infotafeln die Telefonnummer auf.» In den letzten drei Wochen, in denen die Bäume gefällt wurden, seien bei ihm keine Reklamationen eingegangen. «Wer sich die Bäume genau anschaute, dem war das Ausmass des Schadens bewusst», meint Hügi. Das Holz werde vorerst gelagert, dann komme es der Region zugute. «Es sorgt dafür, dass die Schnitzelheizungen in Münchenstein, Arlesheim und Basel Wärme produzieren», so Hügi.