Das «Rheinufer» am Dreispitz
Nachhaltig und transformativ: Anlässlich der neuen Architekturwoche wurde der «Basel Pavillon» auf dem Dreispitz eingeweiht.
Auf den ersten Blick wirkt die Konstruktion, die am Rande der Gleise an der Frankfurt-Strasse 54 im Dreispitz-Areal steht, zwar gemütlich und putzig, aber keineswegs spektakulär. Es handelt sich um eine 50 Meter lange, offene Veranda mit einer durchgehenden Bank unter einem Satteldach – so weit, so einfach, könnte man meinen. Doch der «Basel Pavillon», der im Beisein internationaler Gäste aus der Architekturwelt am Dienstag eröffnet wurde, ist eine Demonstration klimagerechten Bauens, denn: Das Werk besteht ausschliesslich aus bereits verwendeten Materialien.
Das Architektenduo Marta Colón und Juan Palencia aus Mallorca hatte den Pavillon entworfen und sich in einem Wettbewerb gegen 182 Kontrahenten durchgesetzt: «Der Pavillon hat Pioniercharakter zu Wiederverwertung und Recycling in der Architektur», sagte Palencia bei der Eröffnung am Dienstag. Doch ist das noch nicht alles: Ihr Bauwerk ist nicht einer konkreten Nutzung zugeschrieben, sondern soll «Raum schaffen, der auf vielfältige Weise genutzt werden kann». Dies stehe sinnbildlich für das Dreispitz-Areal, das sich in einem Transformationsprozess zwischen Industriegebiet und Gewerbe-, Kultur- sowie Bildungshotspot mit internationaler Ausstrahlungskraft befindet.
«Der Pavillon wird das Areal beleben und bringt auch das Flair des Basler Rheinufers auf das Dreispitz-Areal», so Palencia. Er lebt zwar in Mallorca, kennt aber die hiesigen Verhältnisse bestens, da er, wie auch seine Partnerin, in der Vergangenheit bei renommierten Basler Architekten gearbeitet hat. Sechs Monate darf der Pavillon auf dem Gleisareal stehen bleiben, dann wird er umplatziert, bleibt aber vermutlich innerhalb des Dreispitz-Areals.
Ambitionierte Bauvorhaben
Die Veranstaltungen auf dem Dreispitz, ein Hotspot der Architekturwoche Basel, hatten die internationale Architekturszene und viele an der Materie Interessierte auf das Grenzgebiet zwischen Basel und Münchenstein gelockt. Während der Eröffnung des «Basel Pavillon» liess es sich auch die Münchensteiner Gemeindepräsidentin Jeanne Locher-Polier (SP) nicht nehmen, auf die architektonischen Ambitionen ihrer Gemeinde hinzuweisen: «Viele Bauten, die für eine nachhaltige, zukunftsweisende Architektur stehen, werden in den nächsten Jahren hier und in der Nähe entstehen.» Dabei verwies sie auf das Kunsthaus Baselland an der Helsinki-Strasse, das ab Herbst 2023 Kunstinteressierte anziehen wird, und den Bau des Spenglerturms, des höchsten Gebäudes von Münchenstein.
Architektonischer Hotspot
Die erste Architekturwoche Basel (AWB) findet während der laufenden Woche bis am kommenden Sonntag statt. Bei der neuen biennalen Plattform für Architektur und Stadtentwicklung handelt es sich um eine Initiative der Stiftung Architektur Dialoge, die sich seit ihrer Gründung 2006 zum Ziel setzt, einem breiten Publikum zeitgenössische Architektur zu vermitteln und das Gespräch darüber mit der Bevölkerung zu suchen. In ihrem Auftaktjahr widmet sich die Architekturwoche Basel dem Thema «Reale Räume».
Es geht um die Frage, wie Globalisierung, Digitalisierung, Migration, Klimawandel und Pandemie unseren Lebensraum und Alltag räumlich beeinflussen. Warum die Architekturwoche ausgerechnet in Basel stattfindet, erklärt Christian Blaser von Architektur Dialoge so: «Basel ist Architekturhauptstadt der Schweiz. In keiner anderen Stadt gibt es eine solche Vielzahl renommierter Architekten.»