Birsecker Nationalratssitz in weiter Ferne

Weder das Birseck noch das Dorneck können für die nächsten vier Jahre einen Vertreter nach Bern schicken. Zwar erzielten vier Kandidierende persönliche Erfolgsergebnisse auf ihren Listen, Aussichten auf einen Nationalratssitz scheinen aber unrealistisch.

Erzielten gute persönliche Resultate (v. l.): Béatrix von Sury (CVP), Miriam Locher (SP), Balz Stückelberger (FDP) und Caroline Mall (SVP).  Bild: ZVG / WOB
Erzielten gute persönliche Resultate (v. l.): Béatrix von Sury (CVP), Miriam Locher (SP), Balz Stückelberger (FDP) und Caroline Mall (SVP). Bild: ZVG / WOB

Béatrix von Sury hat gut lachen: Auf der ausgeglichenen Liste der CVP, auf der Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter obenaus schwingt, schaffte es die Reinacher Gemeindevizepräsidentin auf Platz zwei und ist somit erste Nachrückende. Zwar ist nicht davon auszugehen, dass Schneider-Schneiter während der kommenden Legislatur zurücktritt. Trotzdem ist das Resultat für von Sury ein persönlicher Erfolg. «Ich habe mir schon erhofft, dass ich mich vorne platzieren kann. Platz zwei ist natürlich super.» Sie habe von ihrer Bekanntheit im Unterbaselbiet als Gemeinderätin, im ganzen Kanton von ihrem Landratsamt und von ihrer menschen- und sachbezogenen Politik generell profitiert, glaubt von Sury.

Einen Achtungserfolg landete auch Caroline Mall. Auf der SVP-Liste schaffte es die Reinacherin hinter den gewählten Thomas de Courten und Sandra Sollberger sowie Parteipräsident Dominik Straumann auf den vierten Platz. «Ohne Budget, ohne Wirtschaftskammer, ohne Lobby und ohne Verband im Rücken ist das eine Sensation», frohlockt die Bildungspolitikerin, die andeutet, dass «sich hinter den Kulissen zugunsten gewisser Kandidierender Sachen abspielten». Ihr selber würden auch immer wieder Bremsklötze in den Weg gelegt. Doch davon lasse sie sich nicht verbiegen. Ihr gutes Resultat sei Zeichen dafür, dass sich die Basis davon nicht abschrecken lässt.

Reelle Chancen auf einen Nationalratssitz hatten vor der Wahl die Münchensteinerin Miriam Locher (SP) und der Arlesheimer Balz Stückelberger (FDP) im Falle einer Wahl ihrer Parteikollegen in den Ständerat. Doch daraus wird nichts. Das liegt bei Stückelberger an seinem eigenen Resultat, bei Locher an Eric Nussbaumer, der den zweiten Wahlgang im Ständeratsrennen knapp verpasst hat. Locher ist auf der SP-Liste die erste Nachrückende nach den wiedergewählten Eric Nussbaumer und Samira Marti. In ihrer Heimatgemeinde Münchenstein erzielte sie das beste Ergebnis aller Kandidierenden. Obwohl sie als Fraktionspräsidentin im Landrat Bekanntheit im ganzen Kanton geniesst, sei der dritte Platz auf der SP-Liste kein Selbstläufer gewesen. Ihr engagiert geführter Wahlkampf habe sich ausgezahlt: «Dabei habe ich weiter meine Politik gemacht wie sonst auch, diese aber noch mehr nach aussen getragen.» Der dritte Platz und das eigene Resultat sieht Locher als «gute Ausgangslage» für Ämter in der Zukunft. Zwar ist es eher unwahrscheinlich, dass Eric Nussbaumer während der kommenden Legislatur zurücktritt und Miriam Locher nachrücken würde, doch für die Münchensteinerin ist Bundesbern nicht weg vom Fenster. «Dafür bin ich zu sehr Politikerin und würde mich zu gerne in Bern einbringen.»

Schwierigkeiten im Oberbaselbiet

Bei Balz Stückelberger war von Anfang an klar: Schafft er es hinter der Bisherigen Daniela Schneeberger – deren Einzug in den zweiten Wahlgang im Ständerat unbestritten war – auf den zweiten Platz, hat er realistische Chancen, für Schneeberger nachzurücken, falls diese ins Stöckli gewählt würde. Der lukrative zweite Platz auf der FDP-Liste war im Wahlkampf dementsprechend umkämpft. Am Ende setzte sich aber Parteipräsidentin Saskia Schenker vor Balz Stückelberger durch. Der Bonus des Parteipräsidiums habe ihr sicherlich geholfen, glaubt Stückelberger. «Aber das ist ja auch richtig so. Sie hat sich für die Partei im ganzen Kanton starkgemacht.» Während Schenker im ganzen Kantonsgebiet Stimmen geholt hat, war Stückelberger vor allem im Unterbaselbiet stark und dominierte in seiner Heimatgemeinde Arlesheim klar. Doch seine Stärke in der Agglomeration ist gleichzeitig auch eine Schwäche. Sein Image als «stadtnaher, urbaner und liberaler Politiker» helfe ihm zwar in der Agglomeration, ab Liestal aufwärts nehme seine Unterstützung aber markant ab. «So wird man auf dem Land halt nicht gewählt», meint Stückelberger trocken. Verbiegen wolle er sich deswegen aber keinesfalls. Immerhin konnte der Arlesheimer den bekannten Wirtschaftskammerdirektor auf der FDP-Liste, Christoph Buser, hinter sich lassen.

Caroline Mall und Balz Stückelberger kommen zu einem gemeinsamen Fazit: Kandidierende aus dem Unterbaselbiet haben es schwer, im ganzen Kantonsgebiet Stimmen zu holen. Miriam Locher profitierte wohl von ihrem Amt als Fraktionspräsidentin und davon, dass sie medial regelmässig im ganzen Kanton in Erscheinung treten kann, wohingegen Mall und Stückelberger vor allem in ihrem lokalen Umfeld punkten. Einen herben Dämpfer erlitt Reinachs Gemeindepräsident Melchior Buchs, der auf der FDP-Liste Zweitletzter wurde. Aeschs Gemeinderat Andreas Spindler wurde auf der Liste der SVP sogar
Letzter.


Eggs fährt bestes Resultat in Dornach ein

Im Kanton Solothurn haben es die Kandidierenden aus Dorneck-Thierstein für gewöhnlich schwer, im ganzen Kantonsgebiet hinter dem Berg Stimmen zu machen. Trotzdem schaffte es Dornachs Gemeindepräsident Christian Schlatter auf der Liste der Grünliberalen auf den hervorragenden zweiten Platz. Im Wissen um die Schwierigkeiten der Kandidierenden aus Dorneck-Thierstein habe er sich beim Wahlkampf auf seine Umgebung, insbesondere auf seine Heimatgemeinde, konzentriert.

Wohl aufgrund seines eher defensiven Wahlkampfs wurde Schlatter aber ausgerechnet in Dornach geschlagen. Überraschend erzielte Janine Eggs von den Grünen das Spitzenresultat. Die Klima- und die Frauendiskussion hätten ihr dabei sicher geholfen, sagt sie. «Das tolle Resultat motiviert mich natürlich für die Zukunft.» Florian Lüthi, Präsident der Grünen Dorneck-Thierstein, erklärt das gute Resultat damit, dass Eggs in Dornach äusserst gut vernetzt sei. Unterstützung erhielt Eggs unter anderem auch vom erfahrenen Wahlkämpfer und Dornacher Gemeinderat Daniel Urech. Es sei schwierig, sich aus dem Schwarzbubenland in Solothurn bemerkbar zu machen, stellt er fest.
In Gempen konnte Roman Baumann Lorant (FDP), Vizepräsident des kantonalsolothurnischen Gewerbeverbandes und in Gempen wohnhaft, das beste Einzelresultat erzielen. Hochwald hingegen vergab Christian Imark (SVP) aus Fehren die meisten Stimmen.


Ein Schwarzbube im Ständerat?

Spannend werden dürfte es noch im Rennen um die zwei Solothurner Ständeratssitze. Während CVP-Mann Pirmin Bischof den Sitz bereits auf sicher hat, müssen die anderen Kandidaten für den zweiten Sitz in einem weiteren Wahlgang antreten. Dabei wird der mit einem Glanzresultat wiedergewählte Nationalrat Christian Imark, der auch für den Ständeratssitz kandidiert, gegen Roberto Zanetti (SP) antreten. Der zweite Wahlgang wird am 17. November stattfinden.

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