Belastetes Trinkwasser schlägt Wellen
Eine Untersuchung des Konsumentenmagazins «K-Tipp» hat eine Verunreinigung des Trinkwassers durch chemische Substanzen in Schweizer Ballungsgebieten ergeben. Demnach gehört Münchenstein zu den stark belasteten Gebieten.
Im Juni schlug eine Leseraktion des Konsumentenmagazins «K-Tipp» hohe Wellen: Rund 1500 Leserinnen und Leser füllten Trinkwasser aus dem Hahn in eine Flasche und schickten es dem «K-Tipp» zu. Ein deutsches Labor untersuchte das Wasser auf Industriechemikalien, konkret per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS). Diese Stoffe kommen nicht natürlich vor und wurden seit den späten 1940er-Jahren hergestellt. Die Stoffe sind wasser-, fett- und schmutzabweisend und werden in zahlreichen Verbrauchsprodukten wie Kosmetika, Kochgeschirr oder Textilien eingesetzt. Sie gelten als extrem langlebig und verteilen sich über Wasser in der Umwelt. Einzelne dieser Substanzen sind mittlerweile in Europa verboten, trotzdem sind sie weiterhin in der Umwelt, in der Nahrung und im Menschen nachweisbar. In der Schweiz gelten weit höhere Grenzwerte als in der Europäischen Union. Dies dürfte sich aber in nächster Zeit ändern, da die Verunreinigungen mit PFAS ins öffentliche Bewusstsein gerückt sind und Kritik an der Schweizer Gangart laut geworden ist. Die Stoffe stehen im Verdacht, krebserregend zu sein.
Untersuchung läuft bereits
Im Rahmen der «K-Tipp»-Untersuchung waren von 872 Proben fast 400 mit PFAS verunreinigt. Zu den stark belasteten Gebieten gehören etwa die Ballungsgebiete Basel, Bern und Zürich. In Münchenstein sei laut der Untersuchung der Grenzwert der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit überschritten worden. Nachgefragt auf der Gemeindeverwaltung, nehmen Didier Doggé, Leiter Bauverwaltung, und Sandra Thomann, Projektleiterin Tiefbau, schriftlich Stellung: «Um die Situation richtig zu erfassen, hat das Amt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen Basel-Landschaft im Rahmen einer Studie von September 2020 bis Juni 2022 den Gehalt an PFAS im Trinkwasser des ganzen Kantons untersucht.» Dabei wurden in rund zwei Dritteln aller Proben PFAS nachgewiesen. Der in der Schweiz bisher festgelegte Höchstwert liegt bei 300 Nanogramm pro Liter, im Trinkwasser in Münchenstein liegt er laut dem Schreiben der Verwaltung bei 37 Nanogramm. «Die Gemeinde Münchenstein erfüllt somit sowohl die Vorgaben gemäss Verordnungen des Eidgenössischen Departementes des Inneren als auch jene der EU-Trinkwasserrichtlinie.»
Industrie und Gesetzgeber gefordert
Die Kontrollen des Trinkwassers erfolgen gemäss Jahresplan des Kantons einmal im Monat. Zusätzlich gibt es eine Probeentnahme durch das Amt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen. «Bei auffälligen Werten wird abgeklärt, ob allenfalls im Zuflussbereich einer Wasserversorgung Einträge von PFAS, etwa über kontaminierte Böden, erfolgen», so Doggé und Thomann. Am wirksamsten sei es, wenn problematische Stoffe ersetzt würden und nicht mehr in die Umwelt gelangten. «Hier ist die Industrie gefordert, aber auch der Gesetzgeber.»
Zur «K-Tipp»-Aktion äussern sich die beiden kritisch: «Solche Untersuchungen sind nicht zwingend repräsentativ für das Trinkwasser einer Wasserversorgung, zumal auch Hausinstallationen, bei der Probeentnahme getragene Kleidungsstücke oder Probeentnahmegefässe die Ursache von Verunreinigungen sein können.»