Abbruch statt Finanzdebakel

Weil sich die Kosten ­massiv erhöht hätten, stoppte der Gemeinderat den Baustart für die ­Sanierung des Schulstandorts Dillacker.

Bleibt vorerst, wie er ist: Der Pavillon Dillacker. Foto: Nicole Nars-Zimmer
Bleibt vorerst, wie er ist: Der Pavillon Dillacker. Foto: Nicole Nars-Zimmer

Am 8. August, kurz vor Schulstart, hätten die Arbeiten für die Sanierung des in die Jahre gekommenen Kindergarten- und Schulpavillons im Dillackerquartier beginnen sollen. Wenige Tage zuvor stoppte der Gemeinderat das Vorhaben, weil die Kosten für die Arbeiten massiv über dem von der Gemeindeversammlung im vergangenen September mit grosser Mehrheit gesprochenen Kredit von 1,33 Millionen Franken gelegen hätten. Die Sanierung war quasi ein Gegenvorschlag zum von über 600 Eltern per Unterschriftensammlung geforderten Neubau. Als die Gemeinde vor Baustart bei mehreren Unternehmen Offerten einholte, erlebten die Verantwortlichen ein böses Erwachen: Die Preise erhöhten sich im Vergleich zu den Abklärungen vor rund einem Jahr massiv. Das Sanierungsprojekt hätte gemäss Berechnung der Verwaltung rund 750000 Franken mehr gekostet als budgetiert, was einer Kostensteigerung von 56 Prozent entsprochen hätte.

Im Rahmen einer solchen Vorlage für ein Bauvorhaben wird ein Kostenrahmen vordefiniert, der eine gewisse Überschreitung der Kosten miteinberechnet. Eine Verteuerung von über 50  Prozent hätte diesen Kostenrahmen aber deutlich gesprengt. Der für das Departement Hochbau zuständige Gemeinderat René Nusch (parteilos) stellt klar: «Wir dürfen gemäss Gesetz gar nicht zu bauen beginnen, wenn wir vor Baustart von derart massiven Kostenüberschreitungen im Vergleich zum Kredit Kenntnis haben.» Das habe auch nichts mit der schwierigen Finanzlage der Gemeinde zu tun, versichert Nusch. «Auch wenn wir im Geld schwimmen würden, hätten wir das Projekt abbrechen müssen.»

Keinen Einfluss auf laufenden Schulbetrieb

Gemeinderat und Verwaltung hätten vor einem Jahr nicht zu tief kalkuliert, versichert René Nusch. «Die Eingaben damals waren vernünftig und von einem Architekten, mit dem wir schon länger zusammenarbeiten, kontrolliert worden.» Zu den Kostensteigerungen tragen vor allem gestiegene Rohstoffpreise aufgrund des Krieges in der Ukraine und verteuerte Arbeitskosten bei. Es gehe aktuell allen Bauherren so, erklärt Nusch. «Während ein privates Unternehmen in den sauren Apfel beissen und die hohen Preise zahlen muss, damit es weiterarbeiten kann, müssen wir als öffentliche Hand solche Prozesse stoppen, weil der Souverän uns Kredite spricht.»

Auf den laufenden Schulbetrieb habe der Projektabbruch keinen Einfluss, versichert der Gemeinderat. Alle Kinder würden in naher Zukunft einen Kindergartenplatz und Schulraum vorfinden. Dabei hilft, dass die Spitze der wachsenden Schülerzahlen gebrochen sei, verrät Gemeinderat René Nusch. Wie bereits während des letzten Schuljahrs stehen an heiklen Stellen Lotsen bereit, um den Schulkindern auf dem umstrittenen Weg ins Schulhaus Lange Heid zu helfen. «Es ist für kein Kind ein unzumutbarer Schulweg», bekräftigt der Hochbauchef. Nun bespricht der Gemeinderat das weitere Vorgehen. Dass beim Schulstandort Dillacker in naher Zukunft etwas gehen muss, sei klar, so René Nusch.

Unverständnis löst der Projektabbruch bei Patrick Rickenbach aus. Rickenbach ist Co-Präsident der SP-Münchenstein und einer der führenden Köpfe bei der Unterschriftensammlung für den Erhalt der Schule. Per Anfrage will er an der kommenden Gemeindeversammlung vom Gemeinderat wissen, wie es im Detail dazu kommen konnte, und fordert eine lückenlose Aufklärung der Zahlen. Rickenbach äussert Zweifel an der Darstellung des Gemeinderats und befürchtet auch eine Politikverdrossenheit im Quartier, da man stark für das Projekt gekämpft habe.

Genaue Kostenplanung zurzeit «unmöglich»

Die Zukunft fürs Bauen sieht der Gemeinderat im Allgemeinen als «sehr ungewiss». Eine genaue Kostenplanung sei aktuell nicht möglich, da sich die Preise nahezu täglich ändern. Das wird Münchenstein beim Sportplatz Au zu spüren bekommen.

Nusch geht davon aus, dass bei den Umbauarbeiten der Kostenrahmen inklusive plus 20 Prozent mindestens ausgeschöpft wird. Bei den längst begonnenen Arbeiten muss die Gemeinde in den sauren Apfel beissen, beim Dillacker konnte ein finanzielles Fiasko womöglich verhindert werden.

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