Bilder, die mehr Fragen stellen als Antworten geben
Der kroatische Kunstmaler Sascha Dejanovic stellt im neuen Kunst-Raum Rhein im Dornacher Haus Julian aus. Die Bilder entstanden über Jahre und erhielten so ein unverkennbares Eigenleben.
Tobias Gfeller
Es ist der bekannte Wow!-Effekt, der sich einstellt, wenn man die Tür zum Haus Julian öffnet und den Raum mit den Bildern von Sascha Dejanovic betritt. Die Decke wellenförmig gewölbt, die Wände gewinkelt. Die Bilder passen sich den edlen Verhältnissen im Raum mit seinen feinen und unauffälligen Farben an und bezaubern die Besucher durch das einmalige Zusammenspiel von Kunst und Architektur. Es fühlt sich an, als sei der Raum nur für diese Ausstellung konzipiert worden. Diesen Raum im Haus Julian adäquat zu füllen, stellt für jeden Künstler eine grosse Herausforderung dar. Sascha Dejanovic hat es geschafft.
Aus Bildern werden Schöpfungen
Die Malerei des kroatischen Künstlers auf einen Nenner zu bringen, ist schlichtweg unmöglich. Zu vielfältig sind die gewählten Motive, die benutzten Farben und die verwendeten Materialien. Die 28 ausgestellten Werke stellen eine «Auswahl einer Auswahl» dar, wie Dejanovic selber betont. Es sind keine konkreten Personen, Objekte oder Landschaften, die er male. «Ich möchte mit meinen Bildern nicht etwas abbilden. Ich habe die Hoffnung, dass es mir gelingt, dass aus meinen Bildern Schöpfungen werden.» Die Bilder interpretieren und hoffen, dass sie einem Antworten zu gewissen Fragen liefern, sei sinnlos, findet Schriftsteller, Journalist und Kunstsammler Thomas Brunnschweiler. «Die Bilder stellen mehr Fragen, als sie Antworten geben.» Dejanovic Werke entstehen über Jahre. «Ich hole sie immer wieder vor und male weiter, ohne ihren ursprünglichen Charakter zu zerstören.»
Kein Mainstream-Künstler
Brunnschweiler ist seit Jahren ein enger Begleiter von Dejanovics Schaffen. In seiner Rede an der Vernissage am Freitagabend lobte er den Künstler als «einen Flaneur, der seine Sinnes- und Geisteseindrücke in Skizzen, Zeichnungen oder aber auch mit der Kamera einfängt». Er habe einen eminent begabten Blick auf die Welt, so Brunnschweiler. «Seine Kombination von struktureller Trennschärfe und ausufernder Expressivität steht in der Kunstlandschaft da wie ein Monolith. Diese Kombination zeichnet den Künstler aus, weil sie eine Grundspannung des Lebens einfängt und auf kleinstem Raum wiederzugeben vermag.» Er gehöre nicht zu den Mainstream-Künstlern, die gerade machen, was «en vogue und gefragt ist».
Die Region Basel als zweite Heimat
Sascha Dejanovic wurde 1968 im kroatischen Istrien geboren. Sein wichtigster Lehrer sei sein Vater gewesen, betont er mehrfach. Zwischen 1999 und 2004 absolvierte er ein Studium der Malerei in Basel. Seit Jahren hat er in einem alten Haus in Dornach beim Apfelsee ein Atelier gemietet. In der Region Basel fühle er sich mittlerweile auch zu Hause. Basel erinnere ihn aufgrund der internationalen Lage immer wieder an Istrien. «Dort leben wir ebenfalls in einem Dreiländereck, von Kroatien, Slowenien und Italien.»
Inspiration in der Ermitage
Viele Wochen des Jahres lebt und arbeitet Dejanovic im Raum Basel. Die Region gebe ihm sehr viel Inspiration. «Die Ermitage in Arlesheim gefällt mir sehr», schwärmt er. Jeden Sonntag spaziere er von Dornach an den Metallwerken vorbei zur Ermitage. Neben den alltäglichen Begegnungen mit Menschen und Landschaften dient ihm vor allem die Literatur als Inspirationsquelle. Weltliteratur von Hemingway, Tolstoi oder Dostojewski, aber auch Schweizer Autoren wie Dürrenmatt, Alex Capus und Urs Widmer haben es ihm angetan. «Und natürlich Thomas Brunnschweiler», sagt er mit einem Lächeln zu seinem Freund.