Eine Liebeserklärung an das Leben auf der Bühne

Mit der Hauptrolle des Stücks «Der Theatermacher» verabschiedet sich Georg Darvas nach zwei Jahrzehnten vom Publikum des Neuen Theaters Dornach.

Voll in seinem Element: Georg Darvas als Theatermacher Bruscon. Foto: zVg
Voll in seinem Element: Georg Darvas als Theatermacher Bruscon. Foto: zVg

Das Neue Theater Dornach hat schon viel erlebt. Ursprünglich im ehemaligen Dorfkino untergebracht, fand es in der alten Druckerei am Stollenrain in Arlesheim eine vorübergehende Bleibe, bis schliesslich im Jahr 2015 das neue Gebäude direkt beim belebten Bahnhof zur neuen Heimat wurde. Von Anfang an dabei: Georg Darvas, der das Theater zusammen mit seiner Partnerin Johanna Schwarz durch dick und dünn begleitete. Seit letztem Jahr steht nun ein neues Leitungsteam rund um Sohn Jonas Darvas in der Verantwortung – während einer Pandemie ein speziell anspruchsvolles Unterfangen.

Der Bühnenabschied von Darvas in der Hauptrolle von Thomas Bernhards Stück «Der Theatermacher» war ursprünglich bereits im letzten Jahr geplant, musste aus bekannten Gründen aber kurzfristig abgesagt werden. «Niemand war überrascht, alle hatten bereits damit gerechnet», meint Darvas zum pandemiebedingten Aufschub des Stücks. Umso mehr freuen sich alle Beteiligten, dass «Der Theatermacher» am 22. Oktober in Dornach das Bühnenlicht der Welt erblicken wird.

Autobiografische Parallelen

Wie passend das Stück ist, wird schnell klar: Der Theatermacher Bruscon landet auf seiner Beizentournee im Schwarzen Hirschen, einem nicht besonders theaterfreundlichen Lokal – eine morsche Bühne, schwüle Luft und ein fauler Wirt erschweren die Vorbereitungen auf die Vorstellung, während der getriebene Bruscon sein Familienensemble herumdirigiert.

Im Stück wird das Theatermachen unter widrigen Umständen thematisiert, etwas, das Darvas aus eigener Erfahrung kennt: «Damals im alten Kino gab es keine Garderobe, sondern lediglich einen kleinen unbeheizten Raum, der nur durch eine steile Leiter zu erreichen war. Zudem hörte man beim Spielen die schreienden Kinder aus der darüberliegenden Wohnung sowie die Wasserleitungen, die unter der Bühne verliefen.» Eine weitere Parallele der Handlung ist das gemeinsame Theaterspiel in der Familie, denn sein Sohn Jonas führt beim aktuellen Stück die Regie. Darvas dazu: «Unsere Zusammenarbeit ist sehr harmonisch, wir setzen auf eine professionelle Kommunikation untereinander, und das funktioniert gut.»

Der in Wien geborene Darvas, der schon früh in kulturellen Kreisen unterwegs war, fand schliesslich in den 1970er-Jahren in Israel zur Theaterkunst. Das Bedeutendste am Schauspiel sei für ihn die tiefe Auseinandersetzung mit dem Text, denn nur so könnten auf der Bühne aus den Spielenden echte Figuren entstehen.

«Das Theater hat einen gewissen Höhepunkt überschritten»

Angesprochen auf die Rolle der Kunst in Krisenzeiten wie der Coronapandemie meint Darvas: «Kunst kann etwas mit Menschen machen, andere Sichtweisen ermöglichen und aufzeigen, dass es noch andere Dinge auf der Welt gibt.» Und wie sieht seine persönliche Zukunftseinschätzung für die Theaterkunst aus? «Ich denke, das Theater hat einen gewissen Höhepunkt überschritten – mittlerweile gibt es fast mehr Leute, die Theater machen, als solche, die es schauen», meint Darvas augenzwinkernd. Optimistisch blickt er aber auf die freie Schauspielszene in der Schweiz, die sich seiner Meinung nach sehr gut entwickelt hat.

Sein Abschiedsstück «Der Theatermacher» setzt nun einen Punkt hinter zwanzig Jahre Herzblut für das Neue Theater Dornach, was aber noch lange kein definitiver Abschied sei: «Es ist ein offizieller Abschluss, doch sicherlich kein radikaler.» Am 22. Oktober öffnet sich der Vorhang an der Bahnhofstrasse in Dornach zur Premiere: Das Stück ist eine Liebeserklärung an das Leben auf der Bühne – vorgetragen vom Theatermacher himself: Georg Darvas.

Aufführungen: 22./29./30. Oktober und 3./4./12./13. November. Neues Theater Dornach. Tickets: neuestheater.ch

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