«Zwei Flaschen Wein pro Schicht waren keine Seltenheit»

Am 1. Metalli-Talk in der Wydekantine schwelgten ehemalige Mitarbeiter der Metalli in Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit.

Kennen die Metalli wie ihre Hosentasche: (v. l.) Pete Geesing, Karl Blind und Hubert Gehrig mit Moderator Patrick Tschan. Foto: Benedikt Kaiser
Kennen die Metalli wie ihre Hosentasche: (v. l.) Pete Geesing, Karl Blind und Hubert Gehrig mit Moderator Patrick Tschan. Foto: Benedikt Kaiser

Es war eine Art Familientreffen, das vergangenes Wochenende im ehemaligen Refektorium der Metalli stattfand. «Scho lang nüm gseh!» war, gefolgt von einem «weisch no», der typische Gesprächsanfang, der an diesem Abend in unzähligen Variationen zu hören war. Mittendrin aber irgendwie auch nicht dabei war Patrick Tschan, Schriftsteller, Betreiber der Kulturkantine und Moderator des von ihm injizierten ersten Metalli-Talks. Das sei gut so, lachte der 60-Jährige: «Heute stehe sicher nicht ich im Mittelpunkt!» Kern des Anlasses waren vielmehr die anwesenden ehemaligen Mitarbeiter der Metalli, speziell Hubert Gehrig, Karl Blind und Pete Geesing, die zusammen mit Tschan auf der kleinen Bühne der Wydekantine sassen.

Feueralarm im Lehrlingslager

Zu einer Diashow mit alten Bildern der Metalli und ihren Mitarbeitern erzählten Gehrig, Blind und Geesing Ankedoten aus ihrer Zeit in der Metalli. Immer wieder wurden sie dabei von Tschan animiert. Ein erstes Mal richtig in Fahrt kamen die drei bei einem Bild vom Lehrlingslager in Unterägeri 1969. «Wir konnten mit der Lehrlingsabteilung jeweils im Sommer immer ein Lager machen», erinnerten sich Gehrig und Blind. Dies sei ein grosses Privileg der Metalli-Lehrlinge gewesen, das Lehrlinge in anderen Betrieben so nicht gehabt hätten.

Auch die ehemaligen Mitarbeiter im Publikum konnten sich scheinbar bestens an die Lager erinnern. Einer erzählte, dass bei ihm einmal der Direktor der Metalli ins Lager gekommen sei. «Er hat am Abend eine Pfeife geraucht – nur leider direkt unter dem Rauchmelder!» Daraufhin sei die Feuerwehr gekommen. «Der Direktor hat das aber geregelt und wir Lehrlinge hatten ein unvergessliches Lager!»

Merguez aus dem Werkzeugofen

Ein weiteres Mal hoch her ging es bei Bildern aus dem Presswerk. «Die Pressen waren riesige und durchaus gefährliche Monster», meinte Gehrig, der viele seiner 34 Arbeitsjahre bei der Metalli im Presswerk verbracht hat. Trotzdem habe er sich immer wohlgefühlt, nicht zuletzt, weil die Arbeit im Presswerk immer interessant und lehrreich gewesen sei. Blind, der 38 Jahre für die Metalli tätig war, pflichtete ihm bei. Als Werkselek­triker sei er immer wieder von der rohen Gewalt der Presswerkmechaniker beeindruckt gewesen, die mit Ringschlüssel und Vorschlaghammer bewaffnet mit gezielten Rundumschlägen die Muttern an den Pressen anzogen oder lösten. Auch Geesing erzählte mit leuchtenden Augen davon, wie er als Lehrling ein Ventil einer Presse während deren Betrieb justieren musste. «Die unglaubliche Kraft der Presse liess die Leitungen im Innern beinahe tanzen!»

Eine andere gute Erinnerung habe er an die Merguez, die sie ab und zu im Werkzeugofen des Presswerks gebraten hätten. Dem Grinsen im Gesicht von Blind und Gehrig und dem Gelächter aus dem Publikum nach war das eine Anekdote, an die sich viele erinnern konnten.

Gehrig fügte hinzu, dass zu den Merguez auch immer eine Flasche Wein gehört habe. Überhaupt sei der Alkoholkonsum während der Arbeitszeit beträchtlich gewesen: «Zwei Flaschen Wein pro Schicht waren keine Seltenheit!» So etwas sei heute unvorstellbar.

Weiter Talks geplant

Initiator Tschans Idee, mit dem Talk die Erinnerungen an die Metalli wieder aufleben zu lassen und lebendig zu halten, hat definitiv funktioniert. «Das hier war ‹oral history›!», meinte er nach dem Anlass begeistert. Solange noch möglich, gelte es unbedingt, diese Geschichten zu erzählen. Tschans Ziel ist deshalb, es nicht bei dem einen Metalli-Talk zu belassen. «Wir haben jetzt eine Kerngruppe, die wir aufs nächste Mal hin beispielsweise mit den ehemaligen Mitarbeitern der Metalli aus dem Elsass zu ergänzen versuchen könnten.» Das scheint logisch: Beim Familientreffen sind schliesslich die Cousins auch immer dabei.

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