Von Frankreich zurück nach Dornach

Heuer jährt sich ein fragwürdiges Ereignis zum 150. Mal: der ersatzlose Abriss der Schlachtkapelle St. Magdalena in Dornach. Ein Zufallsfund bei einer Auktion im Pariser Umland gab nun den Anlass zu einer Sonderausstellung.

Wiedergefunden: Diese gläserne Wappenscheibe hat eine besondere Geschichte. Foto: Florin Bürgler

Das 22 Meter lange Schlachtrelief beim Kloster Dornach ist wohl das bekannteste Denkmal an die Schlacht bei Dornach von 1499. Enthüllt wurde dieses Denkmal des Bildhauers Jakob Probst allerdings erst im Jahr 1949 und ist somit bei weitem nicht der erste Gedenkort an die Schlacht zwischen dem Schwäbischen Bund und den Eidgenossen vor 525 Jahren, die rund 3500 Tote forderte. Viele von ihnen wurden nicht begraben, aber 1512 wurde eine kleine Kapelle mit ­einem sogenannten Beinhaus errichtet, in dem die Knochen der gefallenen Soldaten aufbewahrt wurden. Sie wurde 1641 durch die grössere Magdalenen­kapelle ersetzt. Der Name geht dabei auf den Tag der Schlacht zurück, die sich am 22. Juli, dem Magdalenentag, ­ereignete.

Im Zuge des Baus der Juralinie zwischen Basel und Delémont wurde die Schlachtkapelle im Jahr 1874 ersatzlos abgerissen, um einen besseren Zugang zum Bahnhof zu ermöglichen. Der Grossteil des Inventars wurde verkauft, sofern die Einrichtungsgegenstände nicht vorher schon entwendet worden waren. Rückblickend ein unrühmliches und für viele wohl unverständliches Schicksal für so ein historisches Denkmal.

Grosser Zufalls- und Glücksfund

Doch zu Beginn dieses Jahres, zufällig genau 150 Jahre nach dem Abriss der Magdalenenkapelle, löste eine Entdeckung bei einer Kunstauktion im Pariser Umland eine verloren geglaubte Euphorie aus: eine gläserne Wappenscheibe, die der damalige Vogt Hieronymus ­Wallier für die Magdalenenkapelle gestiftet hatte. Darauf gestossen ist der Solothurner Historiker und Archäologe Jonas Flueck. Er ist Münzhändler und hat glücklicherweise auch ein Flair für Schweizer Geschichte: «Mir kamen die Wappen auf der Glasscheibe bekannt vor, das hat mein Interesse geweckt und ich wollte dem nachgehen.» Sehr zur Freude des Dornacher Historikers Hans Voegtli, der auch Stiftungsratspräsident des Heimatmuseums Schwarzbubenland ist. Mit finanzieller Unterstützung der Einwohnergemeinde konnte das Stück erworben werden und ist seit der Vernissage am vergangenen Mittwoch im Rahmen einer Sonderausstellung zu sehen.

Unverhofftes Geschenk eines dubiosen Landvogts

Bei seinen Nachforschungen stiess ­Voegtli auf eine interessante Geschichte hinter der Wappenscheibe: Landvogt Wallier wurde nämlich im Jahr 1640 vom Rat in Solothurn zu einer hohen Geldstrafe verurteilt, weil er Güter wie Getreide, Wein und Salz auf eigene Rechnung verkaufte. Als Alternative zur ­verhängten Sanktion wurde ihm jedoch angeboten, der Magdalenenkapelle in Dornachbrugg einen schönen Altar zu stiften. Er akzeptierte wohl oder übel, liess es sich aber nicht nehmen, sich als grosszügigen Wohltäter auf eben jener Wappenscheibe zu verewigen, die nun fast 400 Jahre später wieder in Dornach zu bestaunen ist.

Neben weiteren kleineren Glasmalereien und Allianzscheiben ist auch die damals neue Glocke der Kapelle aus dem Jahr 1805 Teil der Sonderausstellung, die sich im Chorraum der alten Dorfkirche St. Mauritius befindet. Darüber hinaus sind die beiden Schlusssteine des Gewölbes sowie Skizzen, Pläne und Abbildungen rund um die abgerissene Schlachtkapelle zusammen mit ihrer geschichtlichen Einordnung ausgestellt.

Historiker und Stiftungsratspräsident Voegtli meint zum Schluss der Vernissage: «Zu Zeiten des Abrisses war es in den Augen der Verantwortlichen bloss eine alte Kapelle. Wir sollten uns das vielleicht öfters bewusst machen, wenn wir heute über den Schutz von Kulturgütern nachdenken.»

Öffnungszeiten und Informationen: www.heimatmuseum-dornach.ch

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