Vivaldis Vogelstimmen und Haydns Sommergewitter
Seit 18 Jahren leitet Sebastian Goll den Studienchor Leimental. Vor dem Konzert «Jahreszeiten» im Goetheanum hat er mit dem Wochenblatt über Musikpädagogik, das Goetheanum und sein Wunschprojekt gesprochen.
Am Wochenende führen Sie mit dem Studienchor Leimental und dem Orchester Musici Amici die «Jahreszeiten» im Goetheanum auf. Wie ist dieses Projekt entstanden?
Als ich das Programm für das Jahr 2022 für den Studienchor zusammenstellen wollte, kam der Wunsch nach Haydns «Die Jahreszeiten» auf. Ich selbst habe früher als Sänger dieses Stück in der Mischung mit Vivaldis «Die vier Jahreszeiten» aufgeführt. Wenn man die beiden Werke mischt, hat man abwechslungsweise nur das Instrumentale und das vokal Gesungene als Geschichte. Das hat mir sehr gefallen.
Vor der Aufführung gibt es morgen Freitag ein Programm für Primarschülerinnen und -schüler. Was ist der Unterschied im Programm für die Kinder im Vergleich zu den Konzertabenden?
Die Konzertabende sind für Jugendliche und Erwachsene. Bei den Kindern geht es darum, Musik erleben und erfahren zu dürfen. In dieser einstündigen Moderation werde ich kurze Ausschnitte aus beiden Werken zeigen. Die Kinder können erkennen: Wie klingt es, wenn Vivaldi Vogelstimmen nachmacht? Bei Haydn können sie hören, dass sich ein Sommergewitter anbahnt. Dabei werde ich die Gelegenheit nutzen, einzelne Instrumente vorzustellen. Viele Kinder wissen zum Beispiel nicht, was ein Fagott ist. Die Honorare der Solisten und des Orchesters übernimmt dabei der Studienchor, für die Schulklassen ist der Anlass somit kostenlos. Die Klassen kommen aus der Region, von Arlesheim bis Biel-Benken und Riehen nach Dornach.
Können die Kinder auch selbst
mitwirken?
Ja! Ich habe den Lehrpersonen im Voraus passend zu den Jahreszeiten Lieder geschickt. Diese sollen sie mit ihren Klassen vorbereiten. Für das Lied «Bunt sind schon die Wälder» wurde extra eine Begleitung für grosses Sinfonieorchester arrangiert, damit die 400 Kinder das Stück gemeinsam mit dem gesamten Orchester singen können. Es wird aufregend werden – denn ich weiss nicht, was mich von den Schulklassen erwarten wird.
Welchen Bezug hat der Studienchor
Leimental zu der Region hier?
Der Chor tritt regelmässig in Dornach auf. Zudem kommen auch einige Sängerinnen und Sänger aus Arlesheim und Dornach.
Was zeichnet den Studienchor Leimental aus?
Wie der Namen schon sagt, will der Chor nicht nur schöne Konzert aufführen, sondern sich auch intensiv mit den Werken beschäftigten. So schreiben die Sängerinnen und Sänger Artikel zu den Themen und betreiben Recherche für das umfangreiche Konzertheft. Wir führen auch Studienreisen durch an die Orte, an denen die Stücke entstanden sind.
Wie ist die Zusammenarbeit mit dem Goetheanum entstanden?
Wir treten schon seit einigen Jahren immer wieder im Goetheanum auf. Das Goetheanum hat eine fantastische Akustik und Grösse – was man hier in der Region sonst suchen muss. Wir sind dort immer Gäste. Dieses Jahr ist die Situation aber etwas anders. Ich habe ihnen unser Jahreszeiten-Projekt vorgestellt und sie gefragt, ob sie dabei mitmachen wollen. Dass so viele Kinder nach Dornach kommen, ist auch für das Goetheanum eine Chance: Die Lehrpersonen konnten sich mit ihren Klassen für Führungen in und rund um das Goetheanum anmelden, dabei wird das Thema Jahreszeiten aufgegriffen.
Was würden Sie in der Zukunft gerne einmal im Goetheanum aufführen?
Wenn ich einen Wunsch frei hätte und nicht über Geld nachdenken müsste, dann würde ich Szenen aus Goethes «Faust» von Robert Schumann aufführen. Schumann hat einzelne Szenen aus «Faust» musikalisch eindrücklich dargestellt, das könnte man vielleicht auch experimentell angehen und den Gesang mit Schauspiel verbinden. Das wäre auch sehr passend zu dem Ort.
Konzert mit dem Studienchor Leimental. «Die Jahreszeiten»: Sa, 29.Oktober, 19 Uhr, Vivaldis Winter und Sommer, Haydns Frühling und Herbst. So, 30. Oktober, 17 Uhr, Vivaldis Frühling und Herbst, Haydns Sommer und Winter. Goetheanum.
