Unvorstellbar und unvergessen

Am Ostermontag jährte sich die Flugzeug­katastrophe in Hochwald zum 50. Mal. Mit einer Gedenkfeier ­erinnern rund 200 Anwesende – darunter auch Angehörige der Opfer – an die Verunglückten.

Denkmal auf der Herrenmatt: Ein Ort der Erinnerung.  Foto: Florin Bürgler
Denkmal auf der Herrenmatt: Ein Ort der Erinnerung. Foto: Florin Bürgler

Er gilt als der folgenschwerste Flugunfall in der Schweiz. Die Katastrophe ereignete sich am 10. April 1973 – am Ostermontag vor genau 50 Jahren bei der Herrenmatt in Hochwald. Ein Charterflug der Invicta International Airlines startete am Morgen bei Sonnenschein im englischen Bristol und sollte planmässig nach einer Flugzeit von rund 90 Minuten am Flughafen Basel-Mulhouse landen – doch es kam anders. Dabei verlief der Flug über weite Strecken normal, doch kurz vor Basel herrschten enorm schlechte Wetterverhältnisse. Der Flughafentower ordnete aufgrund des Schnees und des Nebels einen Instrumentenflug an: Das bedeutet, dass die Fluglage nicht mehr durch äussere Anhaltspunkte, sondern nur durch die Hilfe von Instrumenten an Bord und allfälliger Unterstützung am Boden kontrolliert wird. Die ersten beiden Landeversuche mussten abgebrochen werden, die Piloten kündigten gegenüber dem Flughafentower einen dritten an. Zu diesem Zeitpunkt befand sich das Flugzeug, eine Vanguard 952, jedoch rund 16 Kilometer südlich vom Flughafen entfernt. Der Irrflug nahm ein jähes Ende – die Maschine krachte in den Berghang. 108 Menschen liessen ihr Leben auf tragischste Weise. 37 überlebten, da sie sich im hinteren Teil des Flugzeugs befanden. Unvergessen ist dabei auch die grosse Hilfe der Hobler Bevölkerung, die im Schneetreiben, so gut es ging, heraneilte (Hansruedi Vögtli, Retter der ersten Stunde, berichtet auf Seite 19 von seinen Erinnerungen an das Unglück).


Denkmal und Andacht

Was sich vor 50 Jahren in Hochwald abspielte, ist eine Tragödie, die viele Menschen in England prägte. Einige Angehörige der Opfer finden auch dieses Jahr wieder den Weg zum Denkmal Herrenmatt, zusammen mit vielen Menschen aus der Region, die Anteil nehmen. Unter den rund 200 Anwesenden befinden sich auch der britische Botschafter in der Schweiz, James Squire, Regierungsrat Remo Ankli und Matthias Suhr, Direktor des Flughafens Basel-Mulhouse-Freiburg. Auch die Feuerwehr Hochwald und einzelne Sapeurs-Pompiers des Euro-Airport stehen symbolisch in Uniform bereit. Die Musikerinnen und Musiker der Concordia Dornach leiten die Gedenkfeier ein, bevor der Hobler Gemeindepräsident Georg Schwabegger die Anwesenden begrüsst. «Das Unglück hat das Leben vieler Menschen in England und auch hier in Hochwald geprägt. Das Erlebnis war einschneidend. Mit diesem Denkmal wird weiterhin daran erinnert», meint Schwabegger.

Auch Botschafter Squire betont die Bedeutung eines solchen Denkmals: «Es ist unvorstellbar, was sich hier vor 50 Jahren ereignet hat. Solch ein Denkmal bietet einen Ort, wo die Familien, die hier ihre Liebsten verloren haben, sie ehren können. Ebenso ist es eine Erinnerung an die Freundschaft, Gastlichkeit und Freundlichkeit der Menschen in Hochwald.» Und Regierungsrat Ankli unterstreicht: «Es ist wichtig, dass wir uns heute versammelt haben, um zu gedenken. Das ist etwas zutiefst ­Menschliches.» Anschliessend werden verschiedene Trauerkränze beim Denkmal niedergelegt, musikalisch begleitet von der Concordia Dornach.

Der Abschluss der Gedenkfeier findet in der Kirche Hochwald statt. Hier wird mit einem grossen Herz, das aus 108 brennenden Kerzen besteht, der Verstorbenen gedacht. Eine ältere Angehörige aus England, die sich als Ruth vorstellt, findet in der Kirche zum Schluss tröstende Worte: «We remember, give thanks and hope for the future.»

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