Wer wird Präsident der Bürgergemeinde Dornach?
Am 18. Mai wählen die Bürgerinnen und Bürger von Dornach einen neuen Präsidenten ihrer Bürgergemeinde. Zwei Kandidaten stellen sich zur Wahl.

Während die Wahlen für das Dornacher Gemeindepräsidium dieses Mal mit nur einem Kandidaten keine Spannung versprechen, ist die Ausgangslage bei der Bürgergemeinde deutlich spannender: René Umher und Urs Kilcher wollen beide an ihrer Spitze stehen. Beide amteten schon als Gemeinderäte; Umher vor mehr als zehn Jahren für die SP, Kilcher seit 2021 für die FDP. Und beide verliessen ihre Partei: Umher ist heute Mitglied der SVP, Kilcher trat kürzlich mit einer eigenen Liste an.
Das Wochenblatt wollte von den beiden wissen, warum sie für das Amt als Bürgergemeindepräsident kandidieren und welche Schwerpunkte sie setzen wollen.
Herr Umher, weshalb kandidierenSie für das Präsidium?
Weil ich in Dornach geboren, aufgewachsen und zu Hause bin. Mir liegt die Bürgergemeinde am Herzen – ich möchte mich aktiv für sie einsetzen.
Bei den Wahlen sind Sie auf der Liste «Bürger für Dornach» angetreten. Weshalb nicht für die SVP?
Bei der Bürgergemeinde geht es um Sachpolitik, nicht um Parteipolitik. Wir vier Kandidaten kennen uns seit langem, sind befreundet und allesamt Bürger von Dornach – und nicht alle gehören einer Partei an. Deshalb haben wir die Gruppe «Bürger für Dornach» (BfD) gegründet.
Sie engagieren sich bereits im Bürgerrat. Welche Dinge funktionieren aus Ihrer Sicht gut?
Sehr vieles, was ausserhalb des Bürgerrats in Kommissionen und Stiftungen geleistet wird, funktioniert gut. Und da wird auch grossartige Arbeit geleistet. Innerhalb des Bürgerrats und der internen Organisation der Bürgergemeinde gibt es aus meiner Sicht noch Verbesserungspotenzial.
Welche Dinge möchten Sie verändern, wenn Sie Präsident werden?
Ich möchte die Bürgergemeinde aktiver und zeitgemässer gestalten – und dafür sorgen, dass man auch etwas von uns hört. Ein grosses Anliegen ist der Abschluss des Projekts Freilaufstall Schlosshof. Danach möchte ich den Fokus auf die bestehenden Liegenschaften legen – Gebäude müssen gepflegt und unterhalten werden.
Vergangenen Juli machte das Wochenblatt publik, dass es beim Ausbau der Stallungen beim Schlosshof (Bauernhof) Verzögerungen gibt. Wie ist der aktuelle Stand und welche Massnahmen würden Sie als Präsident ergreifen, damit die Umsetzung möglichst rasch vorangeht?
Da es sich um ein laufendes Bauverfahren handelt, äussere ich mich öffentlich nicht dazu. Wichtig ist für mich: Wir brauchen bis zum Ende der laufenden Legislatur, also bis zum 12. August 2025, ein bewilligtes Projekt. Seit Anfang Jahr gibt es eine Strategiekommission, der ich als Präsident vorstehe. Ich bin zuversichtlich, dass wir das schaffen.
Sie sind bereits im Bürgerrat, Ihr Konkurrent Urs Kilcher bisher nicht. Sehen Sie sich deshalb im Vorteil?
Nein, überhaupt nicht. Das Präsidium ist eine Kopfwahl – es geht um die Person. Jeder Kandidat bringt seine Stärken und Schwächen mit. Die Bürgerinnen und Bürger entscheiden, wem sie dieses Amt zutrauen und wie die Bürgergemeinde in die Zukunft geführt wird.
Im Jahr der Gründung der Bürgergemeinde 1888 waren in Dornach 1246 Einwohner registriert, davon waren 51,2 Prozent, also 638 Personen, Ortsbürger. Inzwischen ist die Gemeinde auf fast 7000 Einwohnende gewachsen, die Bürgergemeinde verzeichnet in Dornach aber noch fast gleich viele Mitglieder wie bei der Gründung (weltweit sind es mehr). Sollte die Zahl der Bürgerinnen und Bürger Ihrer Meinung nach wieder ansteigen?
Ein gesundes Wachstum scheint mir wichtig – so, wie es sich in den letzten Jahren entwickelt hat. Bürger zu sein – egal wo in der Schweiz –, ist ein Privileg. Die Bürgerrechte in einer Gemeinde wie Dornach sind ein wertvolles Gut – sie geben Einblick, Mitbestimmung und Mitverantwortung. Viele wissen heute gar nicht, was es bedeutet, Ortsbürger zu sein. Hier sehe ich Potenzial: Wir sollten verstärkt informieren – etwa durch Informationsabende, persönliche Einladungen oder sichtbare Präsenz bei Gemeindeanlässen. Es geht nicht darum, möglichst viele neue Bürgerinnen und Bürger zu gewinnen, sondern jene zu erreichen, die sich bewusst für diese Form der Gemeinschaft interessieren.
Die Bürgergemeinde besitzt über 200 Hektaren Wald. Welche Herausforderungen kommen in den nächsten Jahren auf den Wald zu und wie wollen Sie als Bürgergemeindepräsident auf diese reagieren?
Der Wald steht vor grossen Herausforderungen – Trockenheit und Schädlingsbefall nehmen zu. Gleichzeitig steigt der Nutzungsdruck durch die Bevölkerung. Als Bürgergemeinde tragen wir Verantwortung für eine nachhaltige Bewirtschaftung. Die Betriebskommission FB Dorneckberg, in der wir mitarbeiten, sorgt für eine fachgerechte Pflege. Als Präsident möchte ich diesen Dialog aktiv mitgestalten und unsere Rolle als verantwortungsvolle Waldeigentümer stärken.
Allgemein: Welche Relevanz hat die Bürgergemeinde aus Ihrer Sicht? Stünde auch die Idee einer Einheitsgemeinde im Raum?
Unsere Vorfahren haben 1888 etwas Vorausschauendes und Starkes geschaffen. Das gilt es – modernisiert und angepasst – weiterzuführen. Die Frage einer Einheits-
gemeinde stellt sich für mich daher nicht.
Herr Kilcher, Sie treten unerwartet zur Wahl für das Bürgerratspräsidium an – wann ist die Entscheidung gefallen und weshalb kandidieren Sie?
Mit dem Gedanken spielte ich schon, als ich mit einer eigenen Liste bei den Gemeinderatswahlen antrat. Mir war klar, dass ich dort als einzelner Kandidat eher geringe Chancen haben würde. Dann erfuhr ich, dass Bernhard Meister als Bürgerratspräsident zurücktreten wollte. Ich fühle mich zu jung, um ganz aufzuhören. Und es gibt einige Dinge, die die Bürgergemeinde zusammen mit der Einwohnergemeinde regeln muss. Stichwort Bauernhof beim Schlosshof; das ist für mich fast das wichtigste Projekt.
Vergangenen Juli machte das Wochenblatt publik, dass es beim Ausbau der Stallungen beim Schlosshof Verzögerungen gibt. Kennen Sie den aktuellen Stand, und welche Massnahmen würden Sie als Präsident ergreifen, damit die Umsetzung möglichst rasch vorangeht?
Den aktuellen Stand von heute kenne ich nicht. Aber weil ich als Gemeinderat viel mit dem Kanton zusammenarbeite, bin ich über das Projekt informiert. Zuerst würde ich mit der Strategiekommission zusammensitzen, damit ich weiss, was vonseiten Bürgergemeinde bereits in die Wege geleitet wurde. Ich würde ausserdem mit dem Kantonsplaner Sacha Peter sprechen. Das Projekt sollte dann noch einmal aufgenommen werden. Mein Legislaturziel wäre es, dass sowohl der Landwirt als auch der Wirt des Restaurants sowie die Bürger zufrieden sind.
Sie engagieren sich noch nicht im Bürgerrat. Welche Dinge funktionieren aus Ihrer Sicht in der Bürgergemeinde gut?
So wie ich informiert bin, funktioniert die Bürgergemeinde unter der Leitung von Bernhard Meister sehr gut. Der Bürgerrat macht einen guten Job. Das einzige Problem ist, wie schon angesprochen, die Situation beim Schlosshof.
Welche Dinge möchten Sie verändern, wenn Sie Präsident werden?
Ich glaube nicht, dass ich zwingend etwas verändern muss. Gäbe es etwas, hätte das der jetzige Bürgerrat schon umgesetzt. Die Bürger sind sehr aktiv.
Sie sind nicht im Bürgerrat, Ihr Konkurrent René Umher hingegen schon. Sehen Sie ihn deshalb im Vorteil?
Nein, es ist wie immer bei Wahlen: Es gibt zwei Kandidaten und wir beide haben unsere Stärken und Schwächen. Am Ende entscheiden die Bürger, welche Person sie gerne hätten. Die Bürger wissen, was sie erwartet, wenn sie mich wählen. Eine Prognose kann ich nicht abgeben.
Im Jahr der Gründung der Bürgergemeinde 1888 waren in Dornach 1246 Einwohner registriert, davon waren 51,2 Prozent, also 638 Personen, Ortsbürger. Inzwischen ist die Gemeinde auf fast 7000 Einwohnende gewachsen, die Bürgergemeinde verzeichnet in Dornach aber noch fast gleich viele Mitglieder wie bei der Gründung (weltweit sind es mehr). Sollte die Zahl der Bürgerinnen und Bürger Ihrer Meinung nach wieder ansteigen?
Wenn man Bürger werden will, muss man gewisse Kriterien erfüllen. Natürlich ist das Einbürgern nicht gratis, das hält vielleicht einige von diesem Schritt ab. Jeder und jede muss selbst beurteilen, ob er oder sie Bürger oder Bürgerin von Dornach werden möchte. Mit Nachdruck Bürgerinnen und Bürger zu suchen, nur damit man sie hat, sehe ich nicht als zielführend.
Die Bürgergemeinde besitzt über 200 Hektaren Wald. Welche Herausforderungen kommen in den nächsten Jahren auf den Wald zu und wie wollen Sie als Bürgergemeindepräsident auf diese reagieren?
Ein grosses Problem für den Wald sind Schädlinge und die langen Trockenperioden. Dazu kommen die extremen Stürme, die wir in den vergangenen Jahren immer öfter spüren. Wir müssen uns Gedanken machen, wie wir den Wald in Zukunft pflegen wollen. Lassen wir einen Naturwuchs zu oder machen wir einen Kahlschlag und pflanzen einen neuen Wald, der mit den Temperaturen umgehen kann? Klar ist: Wir müssen die öffentlichen Fusswege sicher halten.
Allgemein: Welche Relevanz hat die Bürgergemeinde aus Ihrer Sicht? Stünde auch die Idee einer Einheitsgemeinde im Raum?
Nein, eine Einheitsgemeinde stünde aus meiner Sicht nicht zur Debatte. Unsere Bürgergemeinde funktioniert seit Jahrzehnten sehr gut. Sie hat immer Lösungen gefunden und wächst stetig. Die Bürgergemeinde besitzt überdies Land, das sie an Unternehmen verpachtet. Dadurch schafft sie Arbeitsplätze, davon profitiert auch die Gemeinde. Das ist wichtig. Die Bürgergemeinde schaut nicht nur für sich, sondern auch für die Einwohnergemeinde.
Was macht die Bürgergemeinde?
Die Bürgergemeinde Dornach wurde 1888 ins Leben gerufen. Sie besitzt mit 217 Hektaren den Grossteil des Dornacher Waldes. Daneben gehören ihr Reben, aus denen der Dornacher Bürgerwein produziert wird. In ihrem Besitz befinden sich überdies Grundstücksparzellen, die sie verpachtet. Neben dem Bürgerhaus an der Hauptstrasse ist auch der Schlosshof ein Teil des Portfolios.
Die Bürgergemeinde setzt sich besonders für den Erhalt von Traditionen ein; sie organisiertetwa den Banntag an Auffahrt.
Seit 1929 werden der siebenköpfige Bürgerrat und die Kommissionsmitglieder im Proporzverfahren gewählt (gleich wie bei den Gemeinderatswahlen).Silvana Boder-Zerbini war die erste Frau, die 1981 (zehn Jahre nach der Einführung des Frauenstimmrechts) als Bürgerschreiberin gewählt wurde.
Heute sind 610 Bürgerinnen und Bürger in Dornach wohnhaft, 2583 sind es weltweit.
Im Kanton Solothurn gibt es auch sogenannte Einheitsgemeinden. Als solche werden Gemeinden bezeichnet, in welchen die Einwohnergemeinde und die Bürgergemeinde fusioniert haben.
In Dornach sind die Einwohnergemeinde und die Bürgergemeinde eigenständig.