Gemeinderatswahl: Grüne sind neu stärkste Kraft, FDP muss Federn lassen
Die FDP verliert bei den Dornacher Gemeinderatswahlen gleich zwei Sitze. Gewinnerinnen sind die Grünen und die SVP, die neu den Sprung in die Exekutive schafft.

Sonntag, 15 Uhr. Die Kandidierenden sind im Gemeinderatszimmer versammelt, die Resultate werden vorgelesen. Schnell wird klar: Die Grünen sind neu stärkste Kraft im Dornacher Gemeinderat. «Damit hätte ich nicht gerechnet», sagt Ramon Glatz, Präsident der Grünen Dornach, sichtlich bewegt. Die Partei, die erst im letzten Jahr gegründet wurde, war gemeinsam mit den Freien Wählern (FWD) zu den Wahlen angetreten. In ihrem Amt bestätigt wurden Gemeindepräsident Daniel Urech – er erreichte mit 947 Stimmen das beste Resultat – und Janine Eggs mit 673 Stimmen. Beide sind sowohl FWD- als auch Grünen-Mitglied.
Neu in den Gemeinderat einziehen wird Grünen-Kandidat Fabian Mathiuet (443 Stimmen). «Ich bin sehr überrascht, aber es freut mich total», sagt der IT-Unternehmensarchitekt nach seiner Wahl. Zur Wahl verholfen hat ihm die Listenverbindung zwischen FWD/Grünen, der Liste Urs Kilcher und der SP. Für Letztere wurde Kevin Voegtli, der mit 719 Stimmen das zweitbeste Resultat einfuhr, wiedergewählt. Damit gewinnt Links-Grün mit vier Sitzen die Mehrheit im Rat. Im Amt bestätigt wurde ebenso Mitte-Kandidatin Maria Montero Immeli mit 661 Stimmen. Die Bildungschefin konnte an diesem Tag gleich doppelt feiern, weil auch der Landabtausch zwischen Einwohnergemeinde und Kirchgemeinde an der Urne angenommen wurde (siehe Text rechts).
Enttäuschter Freisinn und eine Überraschung bei Urs Kilcher
Beim Dornacher Freisinn hingegen war die Enttäuschung nach der Wahl gross: Nachdem die FDP seit 2021 stärkste Kraft im Gemeinderat gewesen war, gelang an diesem Sonntag nur noch Daniel Müller die Wiederwahl (714 Stimmen). Finanzchef Ludwig Binkert (FDP) wurde nicht wiedergewählt. Seine Abwahl nahm Binkert gelassen. «Bei so vielen Kandidierenden und der Listenverbindung bei den Rot-Grünen war damit zu rechnen», stellte er nüchtern fest. Bei Müller war die Enttäuschung hingegen deutlich spürbar: «Ich bin zufrieden mit meinem persönlichen Resultat. Dennoch schmerzt dieser Sitzverlust. Ich bin davon ausgegangen, dass wir drei bürgerliche Sitze halten.»
Dass es für die Freisinnigen schwierig werden dürfte, hatte sich bereits im Vorfeld abgezeichnet. Gemeinderat Urs Kilcher kehrte der FDP vor den Wahlen den Rücken und trat mit einer eigenen Liste an. Mit 758 Kandidaten- und 912 Parteistimmen erreichte er ein äusserst respektables Resultat. «Ich bin stolz, dass ich am zweitmeisten Stimmen geholt habe», sagt er sichtlich zufrieden. Weil der Gemeinderat im Proporzsystem gewählt wird, reichte es trotzdem nicht für einen Sitz – er erreichte zu wenige Listenstimmen.
Dass der ehemalige Bauunternehmer noch nicht genug hat, wurde bereits einen Tag nach der Wahl klar: Kilcher kandidiert nun überraschend für das Bürgerratspräsidium. Diese Wahl wird am 18. Mai stattfinden.
Starke Präsenz zeigt Wirkung
Eine Partei war in diesem intensiven Wahlkampf lauter als alle anderen: Die SVP nutzte jede Gelegenheit, auf sich aufmerksam zu machen. Die Strategie zahlte sich offensichtlich aus: Die Partei schafft nach einer vierjährigen Pause wieder den Einzug in den Dornacher Gemeinderat. Dominic Tschudin erreichte mit 688 Stimmen ein sehr gutes Resultat, lag er damit doch gleich vor zwei Bisherigen. «Viele Leute sagten mir im Vorfeld, dass ich das Rennen machen würde. Ich nehme die Aufgabe dankend an», sagt Tschudin. Ein Wermutstropfen sei jedoch der Sitzverlust auf bürgerlicher Seite: «Ich hätte gehofft, dass wir drei bürgerliche Sitze sichern können», so Tschudin weiter.
Daniel Urech als Gemeinde-präsident unangefochten
Daniel Urech schaffte zwar den Sprung in die Solothurner Regierung nicht, sein Amt als Gemeindepräsident hingegen wird er behalten können. Keine Partei stellt sich einem Wahlkampf gegen Urech, damit dürfte seine Wahl am 18. Mai reine Formsache sein.
Spannend wird, ob es bei der Verteilung der Ressorts Verschiebungen geben wird. Dominic Tschudin meldet bereits Interesse für das frei werdende Ressort Bau und Infrastruktur von Urs Kilcher an. Fabian Mathiuet liebäugelt derweil mit dem Finanzressort. Egal, wer das Ressort übernehmen wird: Aufgrund der desolaten finanziellen Lage der Gemeinde kommt auf den gesamten Gemeinderat eine grosse Aufgabe zu.