Unterführung: Informationen statt verbaler Schlagabtausch

Das Dornacher Stimmvolk stimmt am 12. März über den Projektierungskredit für eine Velo- und Fussgängerunterführung im Apfelsee ab. Die Ortsparteien FWD, Die Mitte, SP und FDP luden zu einer Informationsveranstaltung ein.

Der Anlass fand letzte Woche wenige Stunden vor Fasnachtsbeginn in der Aula Brühl statt und sollte der sachlichen Aufklärung dienen. Alle Ortsparteien – mit Ausnahme der SVP – hatten zu einer Informationsveranstaltung geladen. Thema war die geplante Velo- und Fussgängerunterführung im Apfelsee, für deren Planung es einen Projektierungskredit von 260 000 Franken braucht. Über diesen stimmen die Dornacherinnen und Dornacher am 12. März ab.

Die politische Debatte solle später innerhalb der Parteien geführt werden, stellte Moderator Andreas Fritschi, Präsident der Verkehrskommission, zu Beginn der Veranstaltung klar. Jetzt wolle man keinen «verbalen Schlagabtausch», Suggestivfragen würden zurückgewiesen, betonte er. Veranstaltungen mit Maulkorb könne man nicht mittragen, liess die SVP ausrichten. Über mangelndes Interesse konnten sich die Organisatoren indes nicht beklagen: Die Aula im Schulhaus Brühl war voll.

Arealentwickler Julius Grewe-Rellmann machte den Anfang der Referaterunde. Er berichtete aus Sicht der ­Eigentümerschaft Hiag, wie die SBB-­Haltestelle sowie die Fussgänger- und Velounterführung in das Areal Wyden­eck integriert werden sollen. Der Zugang zur Haltestelle soll mit einem überdachten Begegnungsplatz verknüpft werden. Dieser wiederum stehe für den Wandel, er erinnere an das einstige Industrie­imperium der Metalli und weise den Menschen den Weg zum Zug oder in ihre Wohnungen, aber auch in die Naherholungszone Birsufer, so Grewe-Rellmann.

Die Fussgänger- und Velounterführung soll dabei die Verbindung schaffen zum restlichen Dornach, insbesondere zum Apfelsee-Quartier und zum Schulareal Brühl und Bruggweg.

«Scharnier» im Ausbau der Velo-Vorzugsroute

In der Fragerunde wurde die Befürchtung laut, die Hiag wäre Profiteurin der Unterführung, ohne sich an den Kosten zu beteiligen. Ortsplaner Martin Zweifel stellte klar, dass die Gemeinde der Hiag bei Auszonungen eine Mehrwertabgabe in Rechnung stellen werde. Dieses Geld fliesse dann in Infrastrukturprojekte, so Zweifel weiter. Zudem rechne Dornach fest damit, dass der Bund die ­Unterführung über den Agglomerationsfonds mitfinanzieren wird. Das entsprechende Verfahren sei angestossen.

Zweifel vertrat in seinem Referat die Ansicht, dass die Haltestelle, die Unterführung sowie die Neugestaltung dieses Apfelsee-Gebietes inklusive Haltestelle für den Bus eine grosse Chance für Dornach seien: Zum einen gebe es Verbesserungen und Taktverdichtung für die (Orts)Buslinien, zum andern würde das Gebiet durch die bessere Erschliessung auch für Investoren interessant. Dies alles verleihe Dornachs Standortattraktivität zusätzlichen Schwung, zeigte sich Zweifel überzeugt.

Auf die Frage, ob es vor Ort nicht Widerstand gebe, meinte Zweifel, man sei mit allen betroffenen Landbesitzern im «konstruktiven Dialog». Aus dem Plenum kam der Einwand, es liesse sich nicht ausschliessen, dass ein möglicher Rechtsstreit für zeitliche Verzögerung und damit zu Mehrkosten führen könnte. Warum die Zugänge zu den Perrons, welche von den SBB finanziert werden, nicht ausreichen für die Fussgänger und die Velofahrer, zeigte Ingenieur Roland Bechtiger (BG Ingenieure und Berater AG) auf. Im einem umfangreichen Variantenstudium (wobei auch eine Überführung geprüft wurde) habe sich das vorliegende Projekt als die beste Lösung herauskristallisiert. Es erfülle die gesetzlichen Anforderungen, wonach Velo- und Fussgängerbereiche voneinander getrennt sein müssen, und trage dazu bei, dass die Sicherheit für die schwächeren Verkehrsteilnehmer auf ihrem Weg zur Schule oder zur Arbeit massiv verbessert werde. Die Unterführung sei ein wichtiges «Scharnier» im Ausbau der überregionalen Velo-Vorzugsroute. Die Baukosten würden 15,9 Millionen Franken betragen, wobei man zum jetzigen Planungsstand mit Abweichungen von bis zu 30 Prozent rechne.

Kann sich die Gemeinde die Unterführung leisten?

Laut den Ausführungen des Dornacher Finanzverwalters, Thomas Hamann, kann sich Dornach diese Unterführung leisten, auch wenn man noch vor anderen grossen Investitionen steht. Er zeigte auf, dass Dornach in den letzten Jahren viel zu wenig in die Zukunft investiert hat. Dass die Gemeinde schuldenfrei sei, biete nun ideale Voraussetzung für die Unterführung, die man aus Kostengründen nur im Synergieeffekt mit der SBB-Haltestelle realisieren und somit nicht aufschieben könnte. In der Fragerunde räumte Hamann ein, dass die politische Diskussion, zu welchem Zeitpunkt und in welchem Ausmass die Schul- und Sportinfrastruktur erneuert werden würde, im Finanzplan nicht abgebildet sei und möglicherweise mit mehr als 25 Millionen Franken zu rechnen sei.

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