Schönheiten im Schrecklichen

Der ukrainische Künstler Oleg Ljubkiwsky stellt seine in den vergangenen Monaten erstellten Werke im KunstRaumRhein in Dornach aus. Am Samstag findet die Vernissage statt.

«Anagramm»: ein Werk von Oleg Ljubkiwsky aus dem Jahr 2023. Bild: OleG Ljubkiwsky

«Anagramm»: ein Werk von Oleg Ljubkiwsky aus dem Jahr 2023. Bild: OleG Ljubkiwsky

Buchvorstellung im Rahmen der Ausstellung: (v. l.) Judith Schifferle (Literaturwissenschafterin), Künstler Oleg Ljubkiwsky, Dorothea Deimann (Präsidentin Kunst Raum Rhein) und Simon Mugier (Geschäftsführer Kunst Raum Rhein).Foto: Tobias Gfeller

Buchvorstellung im Rahmen der Ausstellung: (v. l.) Judith Schifferle (Literaturwissenschafterin), Künstler Oleg Ljubkiwsky, Dorothea Deimann (Präsidentin Kunst Raum Rhein) und Simon Mugier (Geschäftsführer Kunst Raum Rhein).Foto: Tobias Gfeller

Am Montagmorgen betrat Oleg Ljubkiwsky erstmals das Haus Julian, den Kunstraum mit der speziellen Atmosphäre, auch wenn gar kein Bild an den verwinkelten Wänden hängt. Der ukrainische Künstler aus der Stadt Czernowitz im Süden des Landes an der Grenze zu Rumänien schaute sich erst einmal bedächtig um. Entstanden sind die 27 Werke für die Ausstellung in Dornach in den letzten Monaten unter schweren Bedingungen: Zwar blieb seine Heimatstadt aufgrund ihrer Nähe zu den Nato-Staaten Rumänien und Ungarn bisher von Bombardierungen verschont, doch die russischen Angriffe auf die zivile Infrastruktur betrafen auch Czernowitz. Oleg Ljubkiwsky malte oftmals ohne Licht und Heizung, was die Fertigstellung aufgrund der Anstrengungen speziell für die Augen leicht verzögerte.

Im Gegensatz zu anderen ukrainischen Künstlerinnen und Künstlern, die sich in ihrem Schaffen stark mit den Grausamkeiten des Krieges auseinandersetzen, ist für Ljubkiwsky der Krieg als Thema seiner Kunst keine Option. «Die Menschen brauchen jetzt Romantik und Schönheit. Wir müssen die Seelen schützen und verhindern, dass mit der Kunst die Traumata nicht verlängert werden.» Er wolle dem Krieg mit seiner Kunst keine Plattform bieten, sagt Oleg Ljubkiwsky. Genau dieser Fokus auf das Schöne gefällt ­Dorothea Deimann und Simon Mugier, sie Präsidentin, er Geschäftsführer des Kunst Raum Rhein in Dornach. «Der Schönheitsbegriff ist für mich ein Ausgleich gegen all das Schreckliche», findet Deimann.

Widerspiegelungen einer Wirklichkeit

In seiner Heimat ist Liubkiwsky ein hoch angesehener, mehrfach ausgezeichneter Künstler und wird immer wieder für die Gestaltung von Fresken und Denkmälern angefragt. In den vergangenen 15 Jahren hat der 1950 geborene Künstler sein Schaffen erweitert. Er kombiniert, wie es für viele Künstlerinnen und Künstler in der Ukraine typisch ist, seine Werke mit Texten. Seine Kompositionen und damit sein Schaffen beschreibt Oleg Ljubkiwsky selbst als «künstlerische Widerspiegelungen einer Wirklichkeit, wie sie in meiner Vorstellung, meinen Ideen, meiner sinnlichen Erfahrungswelt und der Fantasie lebt». Er kreiere Spiegel­bilder der Schönheiten, die in unserem Innern leben, schreibt der ukrainische Künstler selber im Buch zur Ausstellung. Entsprechend passt auch der Titel der Ausstellung «Spiegelungen – Konzeptuelle Utopien».

Künstlerischer Fokus auf die Ukraine

Oleg Ljubkiwsky ist bereits der zweite Künstler aus der Ukraine, der in diesem Jahr im Kunst Raum Rhein ausstellt. Dass Präsidentin Dorothea Deimann und ihr Team dieses Jahr auf ukrainische Kunst setzen, komme nicht überall gut an. Ihr ginge es aber nicht um ein politisches Statement. «Wir haben dieses Thema nicht gesucht, die Realität und eben die Menschen sind auf uns zugekommen.» Dorothea Deimann und Simon Mugier versichern, wie schon in der Vergangenheit auch in Zukunft auf einheimisches Kunstschaffen zu setzen. Doch die Themen Menschenwürde und Menschenrecht, die sich der Kunst Raum Rhein auf die Fahnen geschrieben hat, kämen aktuell mit ukrainischen Künstlerinnen und Künstlern optimal zum Tragen.

Buchpräsentation in Dornach

Die bis am 20. Mai dauernde Ausstellung von Oleg Ljubkiwsky wird am 30. April begleitet von einem Vortrag von Harald Hörmanseder über «Reise in die Bukowina» und am 7. Mai von einer Lesung und Vorstellung eines Buches des Künstlers selber, das er unter anderem zusammen mit Literatur- und Kunstvermittlerin Judith Schifferle erarbeitet hat. Die gebürtige Grenchnerin kennt die Ukraine von längeren Aufenthalten, spricht selber Ukrainisch und stellte für den Kunst Raum Rhein den Kontakt zu Oleg Ljubkiwsky her.

Oleg Ljubkiwsky:

«Spiegelungen – Konzeptuelle Utopien»

im Kunst Raum Rhein in Dornach.

Vernissage am 29. April, 17 bis 19 Uhr.

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