Sanieren oder abreissen?

In Gempen steht der Schalterdienst erneut zur Diskussion – und es gibt verschiedene Überlegungen zur Zukunft des Gemeindehauses.

«Chance nutzen»: Geht es nach einigen Votanten, sollen das Gemeindehaus und das angrenzende Feuerwehrmagazin 
einem Neubau weichen, der auf den künftigen Bedarf der Bevölkerung ausgerichtet ist.Foto: Bea Asper
«Chance nutzen»: Geht es nach einigen Votanten, sollen das Gemeindehaus und das angrenzende Feuerwehrmagazin einem Neubau weichen, der auf den künftigen Bedarf der Bevölkerung ausgerichtet ist.Foto: Bea Asper

Die Gemeinde soll in Gempen wieder einen Schalterdienst anbieten. Dies fordert ein Postulat, das beim Gemeinderat eingegangen ist, wie Gemeindepräsidentin Eleonora Grimbichler (Freie Liste) gegenüber dem Wochenblatt bestätigt. Der Gemeinderat werde das Postulat der nächsten Gemeindeversammlung vorlegen. Der Entscheid der Gemeindeversammlung, die Einwohnerdienste nach Hochwald auszulagern, war vor einem Jahr mit nur einem Stimmenunterschied gefallen. Gemäss Grimbichler ist er zukunftsweisend, weil die Digitalisierung im Kanton Solothurn fortschreitet: «Immer mehr Dienstleistungen, für die Einwohner den Gemeindeschalter aufsuchen, kann man von zu Hause aus erledigen. Selbst das Baugesuch gibt es bald online», erklärt Grimbichler.

Der Gemeinderat möchte nun den nächsten Schritt gehen und entscheiden, was mit dem Gemeindehaus passieren soll. Er lud die Bevölkerung deshalb ein, mögliche Ideen in einer Gesprächsrunde einzubringen. Allerdings erschienen zu diesem Workshop vom letzten Freitag nur ganz wenige Interessierte – und die Meinungen gingen auseinander. So gab es Vorschläge, das Gemeindehaus zu sanieren und es weiterhin für die Sitzungen der Behörde und der Kommissionen zu nutzen. In Zukunft gebe es Bedarf für Büroräumlichkeiten für die Gemeindeschreiberin und für den technischen Dienst, informierte Gemeinderat Roman Baumann (FDP). Diesbezüglich plant der Gemeinderat eine Anpassung der Gemeindeordnung und der Dienst- und Gehaltsordnung. Er möchte, dass die Gemeindeschreiberin nicht mehr an der Urne gewählt, sondern vom Gemeinderat angestellt wird. Dieses Geschäft müsse aber noch der Gemeindeversammlung vorgelegt werden.

Seniorenwohnungen und eine Begegnungsstätte

Einige Votanten riefen dazu auf, die Neustrukturierung als Chance zu nutzen. Das Gemeindehaus und das angrenzende Feuerwehrmagazin mit seinem Saal im ersten Stock sollen einem Neubau weichen, der auf den künftigen Bedarf der Bevölkerung ausgerichtet ist, forderten sie. Zu prüfen seien auch der Bau von Wohnungen für Senioren und Angebote für eine Begegnungsstätte. Das Ziel, das Gemeinschaftsleben zu fördern, sei im räumlichen Leitbild verankert worden. Dieses war von der Gemeindeversammlung verabschiedet worden und bildet die Basis für die Ortsplanrevision.

Im Rahmen der Anpassung der Zonenvorschriften wäre es tatsächlich denkbar, das heutige Feuerwehrmagazin aus der Wohnzone zu entfernen und an der Peripherie durch einen Neubau zu ersetzen – ergänzt mit Räumlichkeiten für den Werkhof, sagte Grimbichler. Allerdings nannte sie einen Zeithorizont von mehreren Jahren. Der Gemeinderat habe sich beim Kanton erkundigt, ob eine solche Umzonung grundsätzlich möglich wäre und die Auskunft erhalten, dass es nicht ausgeschlossen, doch mit verschiedenen Auflagen verbunden sei. Baumann erinnerte daran, dass der finanzielle Handlungsspielraum der Gemeinde bezüglich Investitionen nicht allzu gross sei. Aus der Gesprächsrunde kam der Aufruf, bei der Zukunftsplanung mit der Stiftung Brüggli zusammenzuarbeiten. Die Stiftung ziehe in Betracht, ihre Liegenschaft gegenüber dem Gemeindehaus zu erneuern und dabei Alterswohnungen zu errichten. Eine entsprechende Projektstudie sei in Arbeit, hiess es.

Busverbindung nach Hochwald soll aufrechterhalten werden

Des Weiteren braucht es im Dorf eine neue Bushaltestelle. Mit dem Fahrplanwechsel wird voraussichtlich die heutige Wendeschlaufe Richtung Gempenturm aufgehoben. «Die künftige Bushaltestelle muss barrierefrei gestaltet werden. Aufgrund der engen Platzverhältnisse an der Hauptstrasse ist es nicht einfach, eine Lösung zu finden», gab Baumann zu bedenken. Der Entscheid liegt in der Kompetenz des Kantons. Der Gemeinderat habe sich dafür eingesetzt, die heutige Busverbindung nach Hochwald aufrechtzuerhalten und erachte es nicht als gute Idee, das Postauto von Hochwald aus direkt über die schmale Strasse nach Dornach fahren zu lassen. Der Kanton habe die Meinungen der Gemeinden abgeholt und sei an der Erstellung des Mitwirkungsberichts. Entschieden werde im Verlauf des nächsten Jahres im Kantonsrat, führte Baumann aus.

Gemeindepräsidentin Eleonora Grimbichler bedankte sich am Ende der Veranstaltung bei den Teilnehmenden für die Inputs und erklärte, der Gemeinderat würde weiter an diesen Themen arbeiten und die Bevölkerung auf dem Laufenden halten.

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