O Tannenbaum?

Dornach sollte mit gutem Beispiel vorangehen und nicht nur auf die Lichterketten, sondern ganz auf die Weihnachtsbäume verzichten, lautete der Vorschlag der zuständigen Gemeinderätin Janine Eggs.

Licht in dunklen Zeiten: In diesem Jahr werden vier Tannenbäume aufgestellt – aber nur einer davon wird beleuchtet sein. Foto: Kenneth Nars/Archiv
Licht in dunklen Zeiten: In diesem Jahr werden vier Tannenbäume aufgestellt – aber nur einer davon wird beleuchtet sein. Foto: Kenneth Nars/Archiv

«Jetzt kommen wir zum Highlight der heutigen Sitzung», kündigte Gemeindepräsident Daniel Urech (FWD) an. Seine Parteikollegin Janine Eggs wollte im Gemeinderat durchsetzen, dass Dornach nicht nur auf die Weihnachtsbeleuchtung verzichtet, sondern die Tannen, die bisher auf dem Nepomukplatz, im Apfelsee, beim Bahnhof und vor dem Heimatmuseum für Weihnachtsstimmung sorgten, im Wald bleiben.

Die besinnliche Zeit ergebe sich nicht aus beleuchteten Bäumen, sondern aus dem Zusammensein, aus Aktionen wie den Adventsfenstern und gemeinsamen Aktivitäten wie dem Gutzi backen, sagte Eggs. In der Diskussion stellte sie sich auf den Standpunkt, «dass Dornach ja auch während der Zeit ohne Weihnachtsbäume schön ist». Der Bund habe die Gemeinden zum Stromsparen aufgerufen. Dornach könne mit gutem Beispiel vorangehen und die Weihnachtsbäume weglassen, meinte Eggs. Damit spare man im Bereich des Werkhofs über 6000 Franken ein. Einzig der Verwaltung hätte sie ein Bäumchen zugestanden, aber nur wenn es eine im Topf gemietete Tanne ist.

Urech pflichtete Eggs bei, dass die Gemeinden aufgrund der alarmierenden Lage nicht einfach so tun könnten, als wäre nichts. Er schlug vor, man könnte auf drei Tannen verzichten und an jenem Weihnachtsbaum beim Heimatmuseum festhalten, wo auch der Weihnachtsmarkt stattfindet.

Symbolkraft ist wichtig

Die FDP-Gemeinderäte Daniel Müller und Urs Kilcher wollten davon nichts wissen. Müller appellierte an die Vernunft und erinnerte an die Symbolkraft der im Licht erstrahlenden Weihnachtsbäume und an deren faire Verteilung in den verschiedenen Quartieren von Dornach. Gerade in dunklen und schweren Zeiten sei eine Gemeinde gefordert, den Menschen Zuversicht zu spenden. «Man darf ihnen doch nicht die kleinen Freuden nehmen.» Denn die Kinder hätten zum Beispiel ihre Wunschzettel am Baum angebracht. Auch Kilcher meinte, die Weihnachtsbäume zu streichen, stehe in keinem Verhältnis zu anderen Ausgaben, die man hinnehme.

Maria Montero (CVP) wollte das Immergrün nicht aus der Weihnachtszeit streichen, machte aber den Vorschlag, die Beleuchtung zu ersetzen durch eine besondere Dekoration. Diese wiederum könnte als Gemeinschaftswerk entstehen, an dem sich Jung und Alt kreativ beteiligen. «Das ist nicht so leicht, wie es sich sagt», gab Müller zu bedenken. Beim Schmücken einer grossen Tanne sei man auf technische Hilfsmittel angewiesen wie zum Beispiel auf einen Lift, und dies alles sei mit Sicherheitsvorschriften verbunden, die nur der Werkhof erfüllt.

Letztlich setzte sich die Idee durch, dass es vier Weihnachtsbäume geben soll, von denen nur einer beleuchtet und die andern besinnlich geschmückt werden. Zusätzlich erliess die Ratsmehrheit ein allgemeines Verbot für Heizkörper während des Weihnachtsmarktes.

Rotstift angesetzt

Wie einfallsreich die Sparvorschläge der einzelnen Gemeinderäte bei der Erarbeitung des Budgets 2023 waren, darüber erfuhr man hingegen nichts. Die mehrtägige Budgetdebatte war unter Ausschluss der Öffentlichkeit erfolgt. An der Sitzung vom Montag wurde das Budget diskussionslos verabschiedet, wobei der Finanzverwalter sagte, dass der Rotstift angesetzt worden sei.

Man sei noch nicht am Ziel, doch auf dem richtigen Weg. Beim Operativen sind die Ausgaben höher als die Einnahmen, Dornach hat ein strukturelles Defizit und rechnet für das nächste Jahr aber dank der Auflösung von Neubewertungsreserven mit einem Ertragsüberschuss von rund 600000 Franken.

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