Nach 38 Jahren ist Schluss: Revierförster Roger Zimmermann geht in den Ruhestand

Roger Zimmermann hat den Forstbetrieb Dorneckberg aufgebaut. Nun übergibt er das Zepter. Wir blicken mit ihm zurück und sprechen über die aktuellen Herausforderungen für den Wald. Und reden über seine Pläne für die Zukunft.

Übergabe: Roger Zimmermann (rechts) und sein Nachfolger Patrick Fiechter (links) vor dem Werkhof in Gempen. In der Mitte steht Cyriak Fischer, Präsident des Forstbetriebs Dorneckberg. Foto: Nicolas Blust

Niemand hat den Forstbetrieb Dorneckberg so geprägt wie Roger Zimmermann. Der 64-Jährige, der im Sonntag seinen 65. Geburtstag feiert, ist seit 1987 Revierförster – also seit 38 Jahren. Er ist ein Jahr nach der Gründung des Betriebs dazugestossen. Und hat ihn quasi aus dem Nichts aufgebaut. Doch von vorne.

1986 haben die Bürgergemeinden von Dornach, Hochwald, Gempen und Nuglar-St. Pantaleon ein gemeinsames Forstrevier gegründet. Zuvor hatte jede Gemeinde einen eigenen Bannwart für ihre Waldstücke. Nun übernahm ein vollamtlicher Förster diese Aufgabe – kündete seine Stelle aber bereits nach einem halben Jahr wieder. Sein Nachfolger sollte es deutlich länger aushalten, genauer gesagt bis heute. Denn 1987 trat Roger Zimmermann die Stelle an. Der Forstbetrieb war quasi noch inexistent. «Ich hatte am Anfang nichts, nicht einmal ein Fahrzeug», sagt Zimmermann.

Seine erste Aufgabe bestand darin, ein Konzept für den Betrieb auszuarbeiten. Zimmermann erinnert sich gerne zurück an diese Zeit, die von einer Aufbruchsstimmung geprägt war. Im engen Austausch mit den Gemeinden stellte er sein Konzept vor und erhielt die Mittel für dessen Umsetzung. Der Werkhof in Gempen, der noch heute als Basis für den Forstbetrieb dient, wurde bereits fünf Jahre später eröffnet.

«Vivian» war der erste Härtetest

Die erste Belastungsprobe folgte aber bereits zwei Jahre zuvor. Im Februar 1990 fegte der Sturm Vivian über die Schweiz – mit verheerenden Folgen in der Region. 2500 Kubikmeter Holz lagen im Revier des Forstbetriebs Dorneckberg am Boden. Zimmermann, der mittlerweile Unterstützung von zwei weiteren Personen erhalten hatte, musste aufräumen. Und sein Forstbetrieb konnte erstmals zeigen, was in ihm steckt.

Die Geschichte sollte sich wiederholen. Am 26. Dezember 1999 wütete ein weiterer noch verheerenderer Sturm: Lothar. 15000 Kubikmeter Holz lagen am Boden, das Forstrevier wurde völlig zerstört. «Wir waren der am stärksten betroffene Forstbetrieb des Kantons», erinnert sich Zimmermann, der damals auch Präsident des Försterverbandes Solothurn war. «Ich bin stolz, wie wir dieses Ereignis über die Bühne gebracht haben», sagt Zimmermann. Noch heute freue es ihn, wenn er sieht, wie sich die im Nachgang an «Lothar» gepflanzten Bäume entwickelt haben und so die Spuren der Verwüstung langsam unkenntlich machen.

In der Folge übte der in Gempen wohnhafte Förster starke Kritik an der Politik. Diese habe zu lange gebraucht, um zu handeln. Ausserdem drohten den Forstbetrieben leere Kassen, da der Holzpreis auf einem Tiefpunkt lag. Auch 25 Jahre später prophezeit der 64-Jährige finanzielle Schwierigkeiten. Die Forstbetriebe würden immer stärker an ihren Finanzen gemessen, Sparmassnahmen des Kantons müssten sie jeweils ausbügeln. «Mit dem Holzertrag müssen wir sämtliche Kosten decken», sagt Zimmermann. Die Gelder des Kantons seien bescheiden. So stecken die Forstbetriebe in einer Zwickmühle: Sie müssen sich um eine optimale Waldpflege kümmern und gleichzeitig genug Bäume fällen, um die laufenden Kosten zu decken, darunter die Instandhaltung von 70 Kilometern Waldwegen. Dieser Trend ist Zimmermann ein Dorn im Auge: Er sei für die Flora und Fauna zuständig und nicht nur fürs Geldverdienen. Diese Aufgaben könnten aufgrund des finanziellen Drucks in den Hintergrund geraten.

Spannungsfeld Wald

Doch nicht nur finanziell nimmt der Druck auf den Wald zu. Seit Corona hat der Wald als Naherholungsgebiet an Bedeutung zugenommen. Das habe nicht nur Vorteile, so Zimmermann, der selber auch gerne mit dem Fahrrad im Wald unterwegs ist. Der Wald wurde zum 24-Stunden-Freizeitort. Er betont, dass alle Zutritt zum Wald haben sollten, der Wald aber nicht allen gehöre. «Gewisse Spielregeln müssen eingehalten werden», sagt Zimmermann. Er ist überzeugt, dass es künftig Ranger braucht, die die Einhaltung dieser Regeln kontrollieren. Aktuell müssten Zimmermann und seine Mitarbeiter auch «Waldpolizei» spielen, dabei hätten sie andere Aufgaben. Und auch das Verständnis nehme ab, würden er und seine Mitarbeitenden die Leute auf Fehlverhalten hinweisen: «Die Anfeindungen haben seit Corona deutlich zugenommen.»

Eine weitere Herausforderung ist das Klima, das heisser und trockener wird. Die Kantone machen Vorgaben, dass resistentere Baumarten gepflanzt werden. Zimmermann sieht das kritisch. Er mahnt, dass man noch nicht genau wisse, wie sich diese fremden Arten auf das Ökosystem auswirkten. Ausserdem traut er der Natur auch eine gewisse Anpassungsfähigkeit an die neuen Umstände zu. Er betont zwar, dass die klimatischen Veränderungen bereits sichtbar seien: Viele Bäume leiden unter Sonnenbrand – Bäume, die er und sein Team über Jahre mit grossem Aufwand gepflanzt haben. Trotzdem mahnt Zimmermann: «Man sollte nicht alles hysterisch umpflügen.»

Künftig wird sich sein Nachfolger Patrick Fiechter darum Gedanken machen müssen, denn Zimmermann gibt Ende Monat seine Schlüssel ab – auch mit einer gewissen Erleichterung, wie er selbst zugibt. Dass ihm der Wald weiterhin am Herzen liegt, ist aber spürbar.

Er übergebe einen funktionierenden Betrieb. Und konnte seinen Nachfolger auch persönlich einarbeiten. Denn Fiechter, der sich nach der Forstwart-Ausbildung zum Förster weitergebildet hat, ist seit fast zwei Jahren im Betrieb tätig. «Ich erwarte, dass er die Aufgabe mit Respekt übernimmt», sagt Zimmermann. Sorgen mache er sich aber nicht. Trotzdem brauche es eine gewisse Zeit, bis man den Betrieb, die Gemeinden und die Leute verstehe, gibt Zimmermann zu bedenken. Er hoffe aber, dass Fiechter dieselbe Unterstützung der Bevölkerung erhalte, wie er sie habe geniessen dürfen.

Fiechter freut sich derweil auf seine Aufgaben: «Wir sind ein spannender Betrieb, der gut ausgerüstet und vielseitig einsetzbar ist.» Komplett umkrempeln will er den Forstbetrieb ohnehin nicht. Frei nach dem Motto «Schuster, bleib bei deinen Leisten!» gehe es darum, die bestehenden Betriebe und Abläufe weiter zu optimieren. Und den Spagat zwischen Holzwirtschaft und anderen Projekten zu meistern.

Eine neue Zeitrechnung beginnt

«Jetzt ist es Zeit, dass ich gehe», sagt Zimmermann. Er wolle seinem Nachfolger nicht reinreden und werde sich künftig heraushalten, auch wenn er im Dorf weiterhin auf Themen, die den Wald betreffen, angesprochen werden dürfte. Es habe ihn gefreut, welchen Zuspruch er in seinen 38 Jahren erhalten habe, von den Gemeinden und den Anwohnenden. Die Bestätigung, die er habe erleben dürfen und weiterhin darf, sei sehr schön. «Das gibt mir das Gefühl, nicht alles falsch gemacht zu haben», sagt Zimmermann schmunzelnd. Er möchte die Lobeshymnen, die ihn nun teilweise erreichen, aber auch nicht überbewerten. Denn er sagt selbst: «Meine Arbeit wird erst in ein paar Generationen sichtbar sein.»

Für den bevorstehenden Ruhestand sieht sich Zimmermann bestens gewappnet. Er fahre gleich am ersten Tag mit dem Wohnmobil in die Ferien in den Süden. Danach plant er eine Motorradfahrt nach Italien. Daneben habe er mit der Jagd im Engadin, dem Velofahren und dem Golfspielen genügend Hobbys, um sich die Zeit zu vertreiben. Ausserdem absolviere er gerade die Winzerausbildung, damit er sich um seine Weinreben in Dornach kümmern kann. Und im Wald wird man Zimmermann sicher auch immer wieder antreffen.

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