Er hört auf – aber nicht ganz

Georg Schwabegger war elf Jahre lang Gemeindepräsident von Hochwald. Bei den kommenden Wahlen tritt er nicht mehr an. Dennoch hat er gestern Abend die Grünen Hochwald mit­gegründet – und tritt aus der SP aus.

Kein bisschen müde: Georg Schwabegger hat bereits eine neue Idee für Hochwald. Foto: zvg

Einen Parteiwechsel am Ende einer lo­kalen Politkarriere zu vollziehen, ist eher selten. Nach Jahrzehnten in der Politik schliessen viele ab, setzen ihre Segel – wenn überhaupt – dann innerhalb der Partei neu. Anders Georg Schwabegger. Der SP-Mann verlässt seine Partei, für die er 18 Jahre lang im Hobler Gemeinderat sass. Gestern Mittwochabend (nach Redak­tionsschluss) gründete er zusammen mit seiner Gemeinderatskollegin Linda Da­gli Orti und weiteren Personen die Grünen Hochwald. «Ich fühlte mich in den vergangenen Jahren von meiner Partei, der SP, wenig getragen in meiner Arbeit als Gemeindepräsident. Eher wurde ich kontrolliert statt unterstützt. Ich fühle mich ihr gegenüber nicht verpflichtet; mein Fokus lag immer auf unserer Bevölkerung», begründet der 67-Jährige seinen Austritt bei den Sozialdemokraten. Die Situation in der Partei habe sich in den vergangenen Jahren zugespitzt. Trotzdem: Dass die SP in Hochwald «sterbe», das wolle er nicht.

Stabile Verwaltung aufgebaut

Schwabegger gehörte selbst zu den Mitbegründern der SP in Hochwald. Damals habe er die Partei unterstützt, weil mit Joël Beljean ein junger Gemeinderat antrat. «Es war mir immer ein Anliegen, junge Kräfte zu fördern», so Schwabegger. Kurze Zeit nach seinem Zuzug in Hochwald wurde Schwabegger in die Baukommission gewählt. «Nach der Gründung der SP wurde Joël Beljean für die SP in den Gemeinderat gewählt. Ich unterstützte ihn als Ersatzmitglied im Gemeinderat. Nach seinem Wegzug übernahm ich sein Amt.»

2014 demissionierte der damalige Gemeindepräsident Andy Tomasi (CVP) überraschend. Schwabegger übernahm interimsmässig und wurde 2017 bei den Wahlen bestätigt. «Als ich Gemeindepräsident wurde, hatte Hochwald keine stabile Verwaltung. Im Gegenteil, es herrschte schlechte Stimmung.» Nun sei sie so aufgebaut, dass sie stabil funktioniere, erzählt Schwabegger stolz. «Ich habe dieses Amt wirklich gerne gemacht. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt aufzuhören.»

Sein Ziel: junge Kräfte fördern

Politikmüde ist Schwabegger augenscheinlich nicht. Seine Beweggründe, nun eine neue Ortspartei zu gründen? Sein Fokus liege klar auf den «jungen Kräften im Dorf». Man könne die Jungen mit grünen Themen abholen, ist er überzeugt. Motiviert habe ihn vor allem das «grosse Engagement» seiner Ratskollegin Linda Dagli Orti: «Linda hat in kurzer Zeit viel umgesetzt. Da unterstütze ich lieber sie.»

In der Tat scheint die Hoblerin in ihrem Dorf sehr beliebt. Ursprünglich wurde sie vor etwas mehr als einem Jahr als Parteilose von der SP in den Hobler Gemeinderat portiert. Vor wenigen Monaten entschloss sich die 41-Jährige, den Grünen beizutreten. Bei den Kantonsratswahlen im März waren die Grünen im rund 1200-Seelen-Dorf denn auch gleich die grossen Wahlgewinner: Mit 26,2 Prozent ist die Partei klar stärkste Kraft; ihre Parteistärke nahm um rekordverdächtige 10,8 Prozentpunkte zu. Schwabegger ist sich sicher, diese Entwicklung sei auf das Engagement Dagli Ortis zurückzuführen. Sie verzeichnete bei den Kantonsratswahlen das beste Resultat aller Kandidierenden in Hochwald. Schwabegger wünscht sich deshalb, dass Dagli Orti nach den Gemeinderatswahlen auch gleich ins Rennen um das Amt der Gemeindepräsidentin steigt. Sorgen bereite ihm, dass andere Kandidierende bloss Eigeninteressen verfolgen könnten. Namen will er keine nennen.

Linda Dagli Orti will sich derzeit noch offenlassen, ob sie fürs Präsidium antritt. «Je nach Ausgang der Gemeinderatswahlen und wenn ich genügend Rückhalt in der Bevölkerung spüre, könnte ich mir eine Kandidatur vorstellen», sagt sie gegenüber dem Wochenblatt. Die Idee zur Gründung der Grünen sei erst vor einer Woche aufgekommen. Dennoch spüre sie schon jetzt starken Rückhalt im Dorf.

Die Wahllisten für den 18. Mai sind noch nicht einsehbar, die Wahlen dürften aber mit einer neu gegründeten Partei spannend werden.

Ein Engagement im Seniorenrat?

Ganz zurückziehen will sich ­Schwabegger noch nicht. Beim Thema «Alter in Hochwald» gebe es noch Potenzial, ist der 67-Jährige überzeugt. «Ich könnte mir gut vorstellen, dass man einen Seniorenrat gründen könnte, der Themen des Alters aufnimmt. Das Feld müsste man noch entwickeln.»

Ob er in diesem Rat selbst aktiv würde? «Ich könnte mir das gut vorstellen.» Er wolle seine neu gewonnene Freizeit zwar erst einmal nutzen. Gar nichts mehr zu machen – das kann sich Georg Schwab­egger aber nicht ­vorstellen.

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