Mission Bambi

Der Verein Rehkitzrettung Dorneckberg rüstet sich mit fliegenden Wärme­bildkameras aus. Damit sollen Tiere während der Heuernte vor Maschinen in Sicherheit gebracht werden.

Eine «Herzensangelegenheit»: Hinten Lukas Kohler und Rhea Sieber, vorne Reto Baumgartner (l.), Anita Vögtli und Hanspeter Rutschmann von der Rehkitzrettung Dorneckberg. Foto: zVg

Eine «Herzensangelegenheit»: Hinten Lukas Kohler und Rhea Sieber, vorne Reto Baumgartner (l.), Anita Vögtli und Hanspeter Rutschmann von der Rehkitzrettung Dorneckberg. Foto: zVg

Gut getarnt: Rehkitze werden von ihren Müttern zum Schutz vor Feinden im hohen Gras versteckt. Foto: Symbolbild, Sascha Händle/Pixabay

Gut getarnt: Rehkitze werden von ihren Müttern zum Schutz vor Feinden im hohen Gras versteckt. Foto: Symbolbild, Sascha Händle/Pixabay

«Ich habe vor zwei Jahren begonnen, mit Drohnen Rehkitze im Gras aufzuspüren, um sie vor der Mähmaschine zu retten», erzählt der Dornacher IT-Spezialist Hanspeter Rutschmann. Dabei sei er auf Gleichgesinnte gestossen. Zusammen mit Reto Baumgartner, Lukas Kohler und Rhea Sieber hat er letzten November den Verein Rehkitzrettung Dorneckberg aus der Taufe gehoben. «Die Rehkitze zu retten, ist eine Herzensangelegenheit», sagt Rutschmann. Ausserdem mache es doppelt Spass, wenn man das technische Flair für eine gute Sache einsetzen könne.

Ab Frühling stehen fünf ausgebildete Pilotinnen und Piloten für den Verein im Einsatz. «Im Moment sind wir noch auf der Suche nach weiteren Piloten für die Drohnen, mit denen wir die Rehkitze in den Wiesen aufspüren», erklärt Präsident Reto Baumgartner. Für die hohen Anschaffungskosten der Drohnen setzt der Verein auf eine Spendenaktion im Bereich «Lokalhelden» der Raiffeisenbank. «Das entsprechende Crowdfunding läuft noch bis Ende April und wir sind dankbar für jede Unterstützung», sagt Baumgartner. «Das erklärte Ziel ist, die Rehkitzrettung den Landwirten gratis zur Verfügung zu stellen», hält Lukas Kohler fest. Wenn die Landwirte die Wiesen zu Fuss absuchen müssten, sei dies aufwendig. Mit einer fliegenden Wärmebildkamera lasse sich viel Zeit sparen, erläutert Rutschmann.


Nur ein kleines Zeitfenster für die Heuernte

Der Faktor Zeit ist wohl einer der Hauptgründe, warum schweizweit jährlich mehrere tausend Rehkitze vermäht werden. Je nach Wetterlage bleibt den Bauern nur ein kleines Zeitfenster für die Heuernte und in der Eile fehlen die Ressourcen, die Wiesen bis auf den letzten Quadratmeter abzusuchen. «Ein Landwirt möchte auf keinen Fall, dass ein Rehkitz in die Messer seiner Maschine gerät», sagt Edgar Kupper, Geschäftsführer des Solothurner Bauernverbandes auf Anfrage. Bisher hätten die Bauern mit den Jagdvereinen auf das so genannte Verblenden gesetzt. «Einige Stunden vor dem Mähen werden in den Wiesen Leuchtkörper und Plastiksäcke aufgestellt, die die Muttertiere veranlassen, die Rehkitze aus der Wiese zu holen.»

Mittlerweile gebe es im Kanton Solothurn verschiedene Angebote, die Wiesen mittels Drohnen abzusuchen, was von den Bauern sehr begrüsst werde. «An heissen Tagen funktioniert es aber nur in den frühen Morgenstunden, weil man mit Wärmebildkameras arbeitet», gibt Kupper zu bedenken.
Für die Piloten gelte «Morgenstund hat Gold im Mund», bestätigt Rutschmann. «Ich habe bisher die besten Erfahrungen gemacht, wenn ich mich morgens um vier Uhr auf den Weg gemacht habe», erzählt er. «Natürlich liegt die Rehkitzrettung in der Verantwortung der Landwirtschaft. Aber zusammen mit der Jägerschaft und uns Piloten geht es besser. Das ist im Sinne aller und es ist unser Beitrag als gemeinnütziger Verein», meint Baumgartner.


Auf der Suche nach entlaufenen Hunden

Der Vorstand rechnet mit einer grossen Nachfrage während der warmen Jahreszeit. «In der Landwirt- und der Jägerschaft reift die Erkenntnis, dass die Suche mit Drohnen eine wirksame Methode ist», meint Rutschmann und Baumgartner ergänzt: «Wir sind sehr gut vernetzt mit anderen Vereinen und selbstverständlich hilft man sich gegenseitig aus. In der Nordwestschweiz gibt es dafür eine Chatgruppe.» Der im Dorneckberg gegründete Verein profitiere vom Verein Rehkitzrettung Schweiz, «der hervorragende Ausbildungen und Unterstützung anbietet im Bereich der Software zur Flugplanung und eine hilfsbereite, aktive Community ist».
Die Rehkitzrettung Schweiz pflege auch eine Zusammenarbeit mit anderen Organisationen für die Suche von Tieren. «In ihrem Auftrag können wir ebenfalls aufgeboten werden. Vor einigen Wochen war ich auf der Suche nach zwei entlaufenen Hunden im Napfgebiet. Ausserdem wurde ich schon angefragt, Schäden von Wildschweinen in Maisfeldern fotografisch zu dokumentieren», führt Rutschmann aus.

rehkitzrettung-dorneckberg.ch
Informationen zur Spendenaktion unter lokalhelden.ch/rehkitzrettung-dorneckberg

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