Kommt es zum Blackout?

Der Herbstanlass des Hauseigentümerverbandes HEV Dorneck-Thierstein gab Antworten auf die brennendsten Fragen.

Wenn der Strom ausgeht: Rede und Antwort zu diesem Thema standen Lukas Küng (l.), Leiter der Ostral, und Volkswirtschaftsdirektorin Brigit Wyss auf Einladung von Präsident Roman Baumann. Foto: Bea Asper
Wenn der Strom ausgeht: Rede und Antwort zu diesem Thema standen Lukas Küng (l.), Leiter der Ostral, und Volkswirtschaftsdirektorin Brigit Wyss auf Einladung von Präsident Roman Baumann. Foto: Bea Asper

Der Bund und die Kantone bereiten sich auf eine Energiemangellage vor. Welche Massnahmen in Arbeit sind, erfuhren die 330 Gäste des HEV letzten Mittwoch in der Aussenanlage des Schlosshofes Dornach aus erster Hand. Rede und Ant-wort standen die Solothurner Volkswirtschaftsdirektorin Brigit Wyss und der Leiter der Organisation Stromversorgung in ausserordentlichen Lagen (Ostral) Lukas Küng. Die Ostral sei quasi die Gruppe «Fünf nach zwölf», meinte Küng. In seinem spannenden Referat gelang es ihm, den Ernst der Lage aufzuzeigen ohne Ängste zu schüren. So gab es auch Humorvolles zu hören, zum Beispiel, dass man mit einem kurzen Haarschnitt einen Beitrag zum Stromsparen leistet. Wie Küng ausführte, konnte er diesen Beweis erbringen, als er zu Hause in der Dusche einen Zähler montierte. «Das hatte ich schon vor zehn Jahren getan, allerdings war es damals noch zu einem Familienaufstand gekommen.» In der heutigen Lage, in der die Behörden zum Stromsparen aufgerufen haben, sei ein Zähler beim Warmwasserverbrauch eine gute Sache. «Das Erwärmen des Wassers ist einer der grössten Energieverbraucher», gab Küng zu bedenken.

Im Moment befinde man sich in der Schweiz in dieser Phase der Freiwil­ligkeit. Noch setze der Bund auf Sparappelle. Sollte sich im Verlauf des Winters jedoch das Verhältnis zwischen ­Angebot und Nachfrage – und diese hänge zu einem grossen Teil von den Aus­sentemperaturen ab – verschlechtern, könne der Bund die nächsten Phasen einleiten. «Dafür braucht es eine Verordnung – analog zur ausserordentlichen Lage während der Corona-Pandemie», veranschaulichte Küng. Dann kämen Verbrauchseinschränkungen und Verbote. Im schlimmsten Falle gäbe es verordnete Stromabschaltungen für alle, zum Beispiel in Intervallen von jeweils vier Stunden.

«Ausweg führt nur über Ausbau der erneuerbaren Energien»

Gemäss Küng liegt die Ursache für die Energiemangellage darin, dass sich die Energiestrategie – auf erneuerbare Energien zu setzen – erst am Anfang befindet und die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern im Ausland noch zu gross ist. Wegen des Ukraine-Konflikts sei die Situation der Stromversorgung nun deutlich angespannt. Küng sprach davon, dass man gefordert sei, einen Mangel von zehn bis zwanzig Prozent auszugleichen. Die Verknappung des Angebots wiederum habe zu einem Preisanstieg geführt, der in seinem Ausmass die kühnsten Erwartungen übertraf. Nachdem der Energiesektor liberalisiert worden war und an der Börse gehandelt wird, hätten heute weder der Staat noch die Anbieter wie Primeo Energie Einfluss auf die Preispolitik an den Börsen. «Der Ausweg führt nur über den Ausbau der erneuerbaren Energien», resümierte Küng. Aus dem Publikum ­kamen kritische Bemerkungen. In einer Energiemangellage die E-Mobilität voranzutreiben, sei doch ein Hohn, ausserdem hätte man das AKW Mühleberg nicht abschalten sollen. Küng sagte dazu, dass man letztlich nur mittels erneu­erbarer Energien zu einer vernünftigen Preispolitik in der Versorgung finden werde. «Reparaturen oder Neubauten von AKWs sind enorm teure Lösungen.» In Frankreich zum Beispiel sind von 50 AKWs derzeit 25 nicht in Betrieb.

Küng gab den Hauseigentümerinnen und Hauseigentümern mit auf den Weg, in erneuerbare Energien zu investieren. Dazu rief auch die Solothurner Volkswirtschaftsdirektorin Brigit Wyss auf und erinnerte daran, dass der Kanton den Fonds für die Förderprogramme aufgestockt hat. Grundsätzlich gelte, wer auf seiner bestehenden Liegenschaft eine neue Solarkollektoranlage mit einer thermischen Mindestleistung von 2kW in­stalliere, sei förderberechtigt. Man solle sich an die Energieberatung wenden und aktiv dazu beitragen, das Angebot der erneuerbaren Energien zu vergrössern und somit für Unabhängigkeit zu sorgen.

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