Knappe Gemeinderat-Mehrheit will sich das Unicef-Label leisten
Der Dornacher Gemeinderat strebt das Label «kinderfreundliche Gemeinde» an und bewilligt eine Pensenaufstockung für die Jugendarbeit.
Solothurner Gemeinden, die das Unicef-Label «kinderfreundliche Gemeinden» anstreben, erhalten vom Kanton eine finanzielle Unterstützung. «Es geht um Kosten von 12000 Franken, davon übernimmt Solothurn 60 Prozent», erklärte der zuständige Gemeinderat Kevin Voegtli (SP) an der Ratssitzung vom Montag. Die Idee stammt von der Familien-, Jugend- und Kulturkommission (FJKK).
In der Schweiz sind 50 Gemeinden zertifiziert. «Ziel ist es, die jungen Menschen in die politischen Entscheidungen miteinzubeziehen», sagte Voegtli. Beispielsweise bei der Jungbürgerfeier ist die Gemeinde diesbezüglich auf gutem Weg. Diese fand früher an der 1.-August-Feier statt und wurde von den Jugendlichen gemieden. Seit der Gemeinderat das Konzept änderte und auf die Bedürfnisse der jungen Menschen eingeht und die Feierlichkeiten beispielsweise mit einem Ausflug auf die Bowling-Bahn verbindet, verzeichnet er 20 Teilnehmende.
Auch dass Label «kinderfreundliche Gemeinde» stehe dafür, dass man auf die Bedürfnisse der Jungen eingeht, ihre Anliegen ernst nimmt und damit das Miteinander fördert. «Dies stärke eine Gemeinde und bringe ihr Standortvorteile», ist Kevin Voegtli überzeugt. «Die Begleitung durch die Unicef fördert eine nachhaltige Vorgehensweise», hob auch Gemeindepräsident Daniel Urech (FWD) hervor. Seiner Meinung nach sollte man sich die Chance nicht entgehen lassen, zumal sie vom Kanton finanziell unterstützt wird.
«Das Label ist bloss Papier»
Das Label gibt es allerdings auch neben dem finanziellen Aufwand nicht umsonst. Dornach muss eine Analyse und einen Aktionsplan erarbeiten und diesen kontinuierlich anpassen. Die neue Generationenbeauftragte sowie die Jugendarbeit sollen dafür je zehn Stellenprozente aufbringen, lautete Voegtlis Vorschlag.
Nach Ansicht von Statthalter Daniel Müller (FDP) werden damit Prioritäten falsch gesetzt und Ressourcen verschwendet. Zu diesem Schluss kam auch Annabelle Lutgen (FDP): «Das Label ist bloss ein Papier und Papier ist geduldig.» Die Ressourcen sollten in die seit langem hängigen Projekte investiert werden. Lutgen erinnerte daran, dass die Gemeinde Dornach gerade bei den Tagesstrukturen, die für Familien entscheidend sind, im Vergleich mit anderen Gemeinden hinterherhinkt. In Dornach müssen sich Privatpersonen für Betreuungsangebote einsetzen, während die Gemeinde Hochwald bereits vor Jahren mit dem Aufbau der Tagesstrukturen begann.
Knappe Zustimmung im Rat
Voegtli hielt entgegen, dass beim Unicef-Label «kinderfreundliche Gemeinde» nicht das Erreichte, sondern der aus der Analyse abzuleitende Aktionsplan, mit dem die Gemeinde die Kinderfreundlichkeit steigern kann, massgebend sei. Dies verleihe den Projekten Auftrieb. In der Abstimmung sprach sich der Gemeinderat mit vier zu drei Stimmen dafür aus, das Label anzustreben.
«Es gibt zu viele Überstunden»
In einem separaten Traktandum bewilligte der Gemeinderat eine Aufstockung der Jugendarbeit um 20 Stellenprozente von 120 auf 140 Prozent – als Konsequenz, um vermehrt auf die Anliegen der jungen Einwohnerschaft einzugehen, doch auch als Wertschätzung für die bisher geleistete Arbeit.
Erbracht wird diese vom Trägerverein Jugendarbeit Dornach. Neben der reinen Treffpunktarbeit führt die Jugendarbeit mehrere Projekte durch und sorgt mit dem Spielmobil für die Belebung von Plätzen. «Es zeigt sich, dass das Stellenpensum zu knapp bemessen ist, um die vielseitigen Aufgaben zu bewältigen. Es gibt zu viele Überstunden», gab Voegtli zu bedenken. Die Jugendarbeit erbringt neben der Beschäftigung von Jugendlichen, der Vernetzung von regionalen Akteuren auch Leistungen im Bereich der Sucht-, Gewalt- /Konfliktprävention und begleitet Jugendliche auf dem Weg des Einstiegs ins Berufsleben. Der Gemeinderat stimmte der Aufstockung mit fünf zu zwei Stimmen zu.