Keine Atempause mit «Don Psychote»

Letzte Woche fand die Premiere des Musicals «Der Fluch des Don Qui­jote» im Neuen Theater statt. Die Theatercrew will mit der Produktion das Bild einer positiven ­Zukunft zeichnen.

Sollen ein Musical auf die Beine stellen: Die Schauspielerin als «Don Quijote» (Florentine Krafft) mit dem Techniker (Krishan Krone, oben) und der Fundusfrau (Monika Varga, rechts). Foto: Lucia Hunziker
Sollen ein Musical auf die Beine stellen: Die Schauspielerin als «Don Quijote» (Florentine Krafft) mit dem Techniker (Krishan Krone, oben) und der Fundusfrau (Monika Varga, rechts). Foto: Lucia Hunziker

Die Räumlichkeiten eines Musical Theaters sollen einem Schwimmbad weichen – eine nicht ganz unbekannte Ausgangslage in der Region Basel. In der neusten Produktion des Neuen Theaters, «Der Fluch des Don Quijote», beschäftigt sich Hausautorin Noëmie Steffen erneut mit Utopien, greift dabei politische Themen aus der Region auf und verpackt diese in ein Musical. Als Grundlage dient ihr dabei Miguel Cervantes’ Romanfigur Don Quijote, «quasi der Ur-Utopist», wie Steffen den Hobbyritter beschreibt.

Der Plot gleicht dabei einem Ritt auf einem ungebändigten Pferd: wild, rasant und unberechenbar. Eine desillusionierte Regieassistentin (Natalina Muggli), die mit Kritik am Theaterbusiness nicht spart, erhält vom Investor (Jürgen Herold) die Möglichkeit, Regie für das Musical «Don Quijote» zu führen und so das Theater doch noch vor der Schliessung zu retten. Einzige Bedingung: Die unzähmbare Schauspielerin (Florentine Krafft), der im Verlaufe des Abends eine Borderline-Persönlichkeitsstörung diagnostiziert wird, soll die Hauptrolle des Don Quijote übernehmen. Doch wie schon andere Regisseure an «Don Qui­jote» gescheitert sind – durch Unwetter zerstörtes Equipment, ein Bandscheibenvorfall und ein toter Schauspieler machten Filmproduktionen unmöglich –, steht auch das Musical auf wackeligen Beinen.

Zum einen sitzt der Versicherungsfachmann (Jonas Gygax) – sehr zum Amusement des Publikums – der Regieas­sistentin mit zahlreichen Auflagen im Nacken. Zum anderen setzte sich die Schauspielerin derart mit Don Quijote auseinander, dass sie diese Rolle nicht mehr verlässt, an Proben nicht mehr anwesend ist und ausserhalb des Theaters auf Abenteuersuche geht. Taucht sie dann doch im Theater auf, bringt sie die gesamte Theatercrew gegen sich auf und mutiert zum «Don Psychote», wie der Investor feststellen muss.

Es scheint ein Fluch über Don-Quijote-Produktionen zu liegen – und so lässt Noëmie Steffen die Regieassistentin mit ihrem Musical lustvoll scheitern. Die Theatercrew beschliesst zu streiken und marschiert mit Bannern («Kein Gott, kein Staat, kein Hallenbad») auf der Bühne auf. Die Produktion fällt ins Wasser – oder etwa doch nicht?

«Kein politisches Statement»

Die Crew des Neuen Theaters hat sich in dieser Saison dem Thema «Utopien» verschrieben und will nun in Krisenzeiten mit ihren Produktionen Lebensmut zurückerobern. Für das aktuelle Stück haben sie sich dafür lokalpolitischer, teilweise utopischer Themen angenommen, wie zum Beispiel des Baus einer Zahnradbahn auf den Gempen oder der Muttenzer Windräder. Ganz zentral ist dabei auch der im letzten Jahr angekündigte Umbau des Musical Theaters Basel in ein Hallenbad. Und trotzdem: «Unser Musical soll kein politisches Statement zum Erhalt des Basler Musical Theaters sein», schreibt das Neue Theater in seiner Medienmitteilung. Vielmehr gehe es darum, aufzuzeigen, dass utopisch wirkende Ideen unter der Nase des Publikums passieren und nicht nur Geschichten grosser Romane seien.

Ganz im Sinne einer Utopie kreieren die Schauspieler am Ende ihre eigene Realität, tanzen und singen fröhlich auf der Bühne. Überzeugend ist auf jeden Fall die von David Hohl und Xenia Wiener, einem Basler Komponistenduo, ­eigens für diese Produktion komponierte Musik. Die Songs, live aus dem Orchestergraben, sind eine gelungene Mischung aus Broadwaysound, Rock und Pop-Balladen. Obwohl einige der Schauspielerinnen mehr durch ihr Schauspiel als durch ihren Gesang überzeugen, verbreiten die Gesangseinlagen gute Laune und reissen das Publikum mit.

Auch wenn die Handlung von «Der Fluch des Don Quijote» etwas überladen wirkt und sehr viele Themen – leider nur etwas oberflächlich angeschnitten – in die rund 2,5-stündige Produktion gepackt wurden, ist es dem Neuen Theater gelungen, das Publikum einen Abend lang zu unterhalten.

Musical: «Der Fluch des Don Quijote». Neues Theater. Weitere Vorstellungen bis zum 24. Mai. neuestheater.ch.

Weitere Artikel zu «Dornach/Gempen/Hochwald», die sie interessieren könnten

Dornach/Gempen/Hochwald16.10.2024

Dornacher Gemeinderat will Steuern um sechs Prozent erhöhen

Der Gemeinderat erklärte die Lesungen des Budgets 2025 zur Geheimsache– auch jene Debatte um eine geplante Steuererhöhung. Das gab Anlass zu Spekulationen.
Dornach/Gempen/Hochwald09.10.2024

Neues Theater: Das Comeback einer vergessenen Autorin

Die Basler Schriftstellerin Ruth Waldstetter (1882–1952) genoss zu Beginn des 20. Jahrhunderts hohes Ansehen. Mit der Zeit geriet sie aber in Vergessenheit –…
Dornach/Gempen/Hochwald09.10.2024

«Birdwatching» auf dem Gempen

Die beiden Natur- und Vogelschutzvereine Dornach und Arlesheim trafen sich am Sonntag zum «Birdwatching»: Dabei wurden Zugvögel beobachtet, gezählt und…