(K)ein Ende für Svanettes Hutladen

Nach 30 Jahren nimmt Kult-Hutverkäuferin Svanette Belka per Anfang Juli endgültig ihren Hut. Ihren Laden übernimmt die 25-jährige Emilie Jacquemai.

Stossen auf die neue Ära an: Svanette Belka (l.) und ihre Nachfolgerin Emilie Jacquemai. Foto: Benedikt Kaiser
Stossen auf die neue Ära an: Svanette Belka (l.) und ihre Nachfolgerin Emilie Jacquemai. Foto: Benedikt Kaiser

Es herrscht Feierstimmung in Svanettes Hutladen. Beim Besuch des Wochenblatts stossen Svanette Belka und ihre Nachfolgerin Emilie Jacquemai gerade mit einem Glas Prosecco an. «Wir waren soeben beim Notar und haben den Kaufvertrag unterzeichnet!», strahlen die beiden. Für die 64-jährige Belka bedeutet dies, dass sie nach knapp dreijähriger Suche und insgesamt 30 Jahren als Geschäftsinhaberin von Svanettes Hutladen nun einen Schritt zurück machen kann. Es sei immer ihr Wunsch gewesen, jemanden zu finden, der ihren Laden weiterführen könne, erzählt sie: «Ich bin erleichtert und überglücklich, mit Emilie eine so tolle Frau als Nachfolgerin gefunden zu haben!»

Hut im Blut

Gefunden haben sich Belka und Jacquemai eher zufällig über eine gemeinsame Bekanntschaft. Sie sei als Kind eines ausgewanderten Schweizer Künstlerehepaars in Spanien geboren, dort aufgewachsen und erst seit einem Jahr in der Schweiz, holt Jacquemai aus. «Seither habe ich in der Gastronomie gearbeitet und mache nebenbei an einer Fernuni meinen Master.» Bis zu ihrem Treffen mit Belka habe sie eigentlich geplant, im Herbst mit der Hotelfachschule in Luzern zu beginnen, erzählt die 25-jährige ­Jacquemai lachend. «Svanette hat mich dann aber schnell überzeugt, meinen Plan zu ändern!»

Mit der Übernahme von Svanettes Hutladen erfüllt sich Jacquemai ihren Traum der Selbstständigkeit. «Mein Ziel war es immer, irgendwann meine eigene Chefin zu sein.» Zudem könne sie ihre kreative Ader rund um den Hutladen ideal ausleben. Schon als kleines Mädchen habe sie ein Faible für das Nähen und Designen von Kleidern und Hüten gehabt und diese in allen Formen und Farben für ihre Brüder und sich fabriziert, erinnert sich Jacquemai. «Aufgrund der sengenden Sonne Spaniens war eine Kopfbedeckung für uns immer Pflicht!»

Neben dem praktischen Aspekt als Sonnenschutz böten Hüte aber noch viel mehr. «Ich merke immer wieder an mir selbst, dass Hüte nicht nur das Aussehen, sondern auch den Auftritt einer Person komplett verändern können.» Dem pflichtet Svanette Belka, die in der Zwischenzeit eine Kundin betreut hat, bei. «Die Frau hat den Laden gerade einen halben Kopf grösser verlassen!» Dies sei der klassische Huteffekt: «Mit einem Hut auf dem Kopf strecken sich die Leute und beginnen zu blühen.»

«Chez Svanette» heisst das neue Projekt

Auf die Frage, ob es denn für alle Köpfe den passenden Hut gäbe, nicken sowohl Belka als auch Jacquemai überzeugt. «Es gibt ja nicht nur eine riesige Vielfalt von Modellen, sondern auch unzählige Möglichkeiten, diese beispielsweise durch Hutnadeln oder Bänder ihrem Träger oder ihrer Trägerin anzupassen», erklärt die junge Chefin. Dies mache auch den Reiz ihres neuen Jobs aus: «Als Besitzerin von Svanettes Hutladen bin ich gleichzeitig Designerin, Schneiderin, Modeberaterin und Verkäuferin.»

Damit Jacquemai lernt, diese unterschiedlichen Aufgaben alle unter einen Hut zu bringen, erhält sie im Juni eine umfassende Einführung durch Belka. «Ich versuche, in diesem Monat möglichst viel von Svanettes Erfahrung profitieren zu können.» Ab 1. Juli ist die 25-Jährige dann – zumindest auf dem Papier – allein für Svanettes Hutladen ­zuständig. «Svanette hat mir aber angeboten, dass sie mir weiterhin für Tipps und Fragen zur Verfügung steht», verrät Jacque­mai.

In einer ersten Phase wird Jacquemai neben ihrem neuen Job als Besitzerin von Svanettes Hutladen weiter ihrem Teilzeitjob in der Bäckerei Kübler nachgehe. Mittelfristig ist es aber ihr Ziel, voll auf den Hutladen zu setzen und davon leben zu können. «Svanette hat 30 Jahre gezeigt, dass das funktionieren kann. Ich bin daher optimistisch!» Svanette wird es nach ihrem Rückzug aus dem Hutgeschäft bestimmt nicht langweilig. Ihr neues Projekt heisst «Chez Svanette» und ist ein veganes Bio-«Bed and Breakfast» in Zullwil. Hut ab vor so viel Innovationsgeist!

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