«Ich wollte mich als Fotograf der Malerei annähern»

Der in Dornach wohn­hafte Künstler Julian Salinas hat für seine ­Arbeit als Fotograf den kantonalen Anerkennungspreis erhalten.

Vom Kanton Solothurn ausgezeichnet: Julian Salinas in seinem Atelier auf dem Dreispitzareal. Foto: Caspar Reimer
Vom Kanton Solothurn ausgezeichnet: Julian Salinas in seinem Atelier auf dem Dreispitzareal. Foto: Caspar Reimer

Die Werke von Julian Salinas bewegen sich an der Schnittstelle zwischen Fotografie und Malerei: «Als Fotograf oder bildender Künstler sucht man immer nach neuen Ausdrucksformen. Man will sich mit seiner Bildsprache ab­heben», erzählt der in Dornach wohnhafte Künstler, der vergangene Woche mit dem kantonalen Preis für Fotografie, den es nur auf Empfehlung gibt, ausgezeichnet wurde.

«Julian Salinas macht aus der Optik, der Blende und dem Schärfenring fotografische Gemälde», ist in der Laudatio zu lesen. Man fragt sich: Handelt es sich bei Salinas’ Werken um fotografierte Gemälde oder gemalte Fotografien? «Ich wollte mich als Fotograf der Ma­lerei annähern», erzählt Salinas in ­seinem Atelier, das auf dem Dreispitzareal nahe der Hochschule für Gestaltung und Kunst liegt. Seine Werke entstehen über Reproduktionstechniken: «Ich gehe meistens von einer ­normalen Fotografie aus und verändere diese sukzessive, etwa indem ich sie mit falschen Farben ausdrucke oder mehrmals abfotografiere», erzählt er. Dadurch entstehe – im Endergebnis durchaus zufällig – dieser «malerische Effekt». Manchmal finde die Verän­derung aber auch schon beim Foto­grafieren selbst statt, etwa «indem ich die Kamera unscharf einstelle».

Seine Motive sucht sich Salinas nach strukturellen Aufbaupunkten aus. Einfache Linien, grafisch wirkende Motive eignen sich für Salinas’ Kunst besser als eine wilde Blumenwiese mit Bienen und Schmetterlingen: «Das Meer mit seinem Horizont oder ein ganz reduziertes Bergpanorama liegen auf der Hand.» Drei seiner Bilder tragen zum Beispiel den schlichten Titel «Mare». Der fotografische Meereshorizont wird zum Ausgangsmaterial, die Bilder werden durch Farbverschiebungen und Körnungen beim Druck weiterbear­beitet, sodass die Fotografie wie eine ­gemalte Meerlandschaft wirkt.

Mit dem Preis für Fotografie wurde aber nicht ein bestimmtes Werk, sondern das ­gesamte Schaffen des Künstlers ausgezeichnet.

Erfahrung und Netzwerk

Die Zeiten, als Fotografen wie heisse Brötchen gesucht und begehrt waren, sind vorbei – gerade bei Zeitungen wird heute häufig mit dem Smartphone fotografiert: «Es ist tatsächlich so, dass das Smartphone für solche Bilder ausreicht.» Salinas, geboren 1967, hat seine berufliche Laufbahn zu einer Zeit begonnen, als die Zeichen noch anders standen: «Damals gab es in Basel noch Studios für Werbe- und Modefotografie, die Lehrlinge ausbildeten. Über eine Lehrstelle bei einer solchen Firma bin ich zur Fotografie gekommen.» Das Metier habe ihn damals sofort fasziniert, und er begann, sich als Fotograf in verschiedenen Bereichen zu betätigen, schaffte sich ein Netzwerk und einen Namen. «Ich weiss, wer bereit ist, für gute Fotografie Geld auszugeben. Der Fall ist das etwa im ­Bereich der Architekturfotografie.»

Sobald ein Neubau fertiggestellt ist, kommt ­Salinas zum Zug und muss die Gebäude aus unterschiedlichen Perspektiven ablichten, bevor Bewohnerinnen und Bewohner einziehen. An der Fachhochschule in Muttenz unterrichtet er zudem das Fach Architekturfotografie. «So kommen verschiedene Aufträge zusammen, durch die ich als Fotograf leben kann.»

Über 60 Ausstellungen

Julian Salinas ist 1967 in Düsseldorf geboren, wuchs in der Region Basel auf und lebt seit 14 Jahren in Dornach. Von 1989 bis 1993 bildete er sich an der Kunstgewerbeschule in Basel zum Fotografen aus und arbeitet nach verschiedenen Assistenzen im In- und Ausland seit 1995 als selbstständiger Fotograf. Aus seinem Fotoatelier sind 21 Einzelausstellungen, 42 Gruppenausstellungen und fünf Fotobände entstanden.

Werke von ihm sind unter anderem in den Sammlungen des Kunstkredits Basel-Stadt und Baselland vertreten, in der Christoph Merian Stiftung, in der Sammlung Hoffmann-La Roche und auch in der Kunstsammlung des Kantons Solothurn. Bis Ende Jahr sind seine Arbeiten noch im Kunstmuseum Solothurn zu sehen.

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