Gelungene Verführung

Die Oper «Così fan tutte» feierte am Dienstagabend Premiere im neuestheater.ch. Hier traf die Moderne auf ein Stück aus dem 18. Jahrhundert. Kann das gut gehen?

Tolles Ensemble: Jardena Flückiger, Remy Burnens, Maya Boog, Daniel Reumiller, Gerardo Garciacano, Bettina Gfeller (v. l.).  Foto: Lucian Hunziker
Tolles Ensemble: Jardena Flückiger, Remy Burnens, Maya Boog, Daniel Reumiller, Gerardo Garciacano, Bettina Gfeller (v. l.). Foto: Lucian Hunziker

Eine schlichte Bühne mit sechs schwarzen Stühlen. Der Dirigent hat die Noten vor sich auf dem iPad, das Da Vinci Orchestra stimmt sich ein. Die sechs Sängerinnen und Sänger betreten die Bühne unter grossem Applaus. Es kann beginnen. In der schnörkellosen, schlichten Atmosphäre des neuestheater.ch in Dornach wird die Premiere von «Così fan tutte» von Wolfgang Amadeus Mozart aufgeführt.

Zwei Intriganten, zwei Liebespaare

Die beiden Offiziere Ferrando und Guglielmo sind sich sicher, dass ihre beiden Verlobten Dorabella und Fiordiligi ihnen über alle Massen treu sind. Der schelmische Don Alfonso schlägt den beiden deshalb eine Wette vor: Er ist überzeugt, dass sich die beiden Frauen bis zum nächsten Morgen frisch verlieben und ihre hochgehaltene Treue bald vergessen werden. Siegessicher schlagen die beiden Männer ein – was soll schon schiefgehen? Schliesslich schwärmen die beiden Schwestern scheinbar endlos von ihren Verlobten.

Doch der gewiefte Don Alfonso hat einen Plan. Guglielmo und Ferrando sollen sich als fremdländische Herren verkleiden und inkognito um die Gunst ihrer Frauen werben. Mithilfe der männererfahrenen Kammerzofe Despina will er diesen umsetzen. Zu Beginn scheint Don Alfonso erfolglos, die beiden Frauen wollen von den Verehrern nichts wissen. Die intrigante Despina schafft es jedoch, die beiden Schwestern von ihrem Treue-Pfad abzubringen. Schliesslich heiraten sie die Fremden, die sich dann als ihre Verlobten zu erkennen geben, und liefern Don Alfonso damit den Beweis, dass alle Frauen untreu sind.

Inszenierung und Stimmen überzeugen

Nun, wie passt eine Oper aus dem Jahr 1790 in dieses moderne Gebäude vom neuestheater.ch in Dornach? Hervorragend, wie die Premiere gezeigt hat. Così fan tutte? Neuestheater.ch macht es anders. Georg Darvas geht mit seiner puristischen, modernen Inszenierung neue Wege. Der Bühnenraum ist bewusst schlicht gehalten – im ersten Akt besteht er nur aus den sechs schwarzen Stühlen und drei Holztüren, später werden sie durch Fadenvorhänge und darauf abgebildete Live-Projektionen ersetzt. Und auch die Besetzung ist bestens ausgesucht: Jardena Flückiger überzeugt als Fiordiligi und berührt mit ihrer vollen, bruchlos geführten Stimme. Bettina Gfeller spielt als Dorabella mit ihrer koketten Mimik und Gestik geschickt mit dem Publikum und Maya Boog erfrischt als immerwährend rauchende Despina mit ihrem glasklaren Sopran. Zusammen mit Daniel Reumiller als Don Alfonso geben die beiden das perfekte Intriganten-Paar ab. Ein Genuss ist es auch, Remy Burnens’ Tenor zuzuhören, wenn er als betrogener Ferrando Qualen leidet. Gerardo Garciacanos kräftiger Bariton passt ausserdem perfekt zum selbstbewussten Guglielmo, der – zuerst siegessicher – bald merken muss, dass auch seine Fiordiligi kein Unschuldslamm ist.

Kein Wunder also, dass die Premiere der Oper ein voller Erfolg war. Der stehende Applaus, immer wieder aufgefrischt durch Bravo- und Jubelrufe, wollte kaum ein Ende nehmen. Das nächste Mal aufgeführt wird «Così fan tutte» morgen Freitag um 19 Uhr. Tickets und weitere Informationen gibt es unter <link http: www.neuestheater.ch>www.neuestheater.ch.

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