«Da wird nicht mit gleichen Ellen gemessen»
269 Personen fordern in einer Petition, dass das seit Jahren blockierte Bauvorhaben am Juraweg 13 fertiggestellt werden kann. Die Gruppe Professoren schaltet sich erneut ein.
Seit fünf Jahren steht die Baustelle am Juraweg 13 still. Es geht um ein anthroposophisches Ensemble, wovon das letzte der vier Häuser als einziges noch nicht fertig ist. Am 23. März 2018 verfügte der damalige Dornacher Bauverwalter Martin Zweifel einen Baustopp. Grund dafür waren diverse Differenzen zwischen realisiertem Bau und bewilligtem Baugesuch, hiess es damals von Seiten der Bauverwaltung. Architekt und Totalunternehmer John C. Ermel demonstrierte ein Jahr später vor der Dornacher Gemeindeverwaltung mit Bauarbeitern gegen den Entscheid und sprach von «unhaltbaren Zuständen» auf der Bauverwaltung. Gar von «Filz, Seilschaften und Willkür» war die Rede.
Der «Fall Juraweg» macht längst weit über Dornach hinaus Schlagzeilen. Das kann auch Therese Anner bestätigen, die mit weiteren Personen eine Petition lanciert hatte und diese am vergangenen Montag Gemeindepräsident Daniel Urech (FWD) übergeben hat. 269 Unterschriften seien zusammengekommen. «Wir haben Unterzeichnerinnen und Unterzeichner aus der ganzen Welt», berichtet Anner. In der Petition fordern sie primär «Rechtsgleichheit» und dass das Haus am Juraweg 13 fertiggestellt werden kann. Gemeindepräsident Daniel Urech soll Architekt John C. Ermel anhören.
«Offensichtliche Ungleichbehandlung»
Die international zusammengesetzte Gruppe Professoren wandte sich kürzlich wie schon vor knapp drei Jahren erneut an den Dornacher Gemeinderat und kritisierte den Baustopp scharf. Sie schlossen sich mit ihrer Kritik dem bekannten deutschen Maschinenbauingenieur und Hochschulprofessor Karl-Dieter Bodack an, der Dornach von diversen Besuchen her kennt. Bereits 2020 wandte er sich in einem persönlichen Schreiben an den damaligen Gemeindepräsidenten Christian Schlatter. Vor einem Monat schrieb er dem aktuellen Gemeindepräsidenten Daniel Urech. «Wie kann es geschehen, dass bei der offensichtlichen Not der betroffenen Firmen, der allgemeinen Wohnungsnot, dem Leid der betroffenen Wohneigentümer hier keine Entscheidung der Gemeinde erfolgt?»
Im zweiten Abschnitt schreibt Karl-Dieter Bodack über den grössten Streitpunkt des «Falls Juraweg», dass nämlich die Nachbarsfamilie am Juraweg 14 immer wieder Einsprachen gegen das Bauvorhaben einreicht und dabei selbst «zweifelhafte Umbauten» in ihrem Haus vornehme. Er könne nicht verstehen, dass «eine gut organisierte Gemeindeverwaltung» keine Lösung dieser Konflikte schafft. Karl-Dieter Bodack, der vor Jahren als Vermittler im Schlichtungsverfahren um den umstrittenen Milliardenbahnhof «Stuttgart 21» fungierte, bezeichnete die Situation am Ende des Schreibens als «offensichtliche Ungleichbehandlung und Verzögerung».
Das sieht auch Therese Anner so. «Da wird nicht mit gleichen Ellen gemessen.» Man verliere den Glauben an den Rechtsstaat. Die Initiantinnen und Initianten der Petition hoffen, dass mit dem neuen Bauverwalter Norbert Lüchinger der Fall neu beurteilt und für Rechtsgleichheit gesorgt wird.
Nicht nur die Gemeinde sei schuld
Gemeindepräsident Daniel Urech stellt klar, dass es auch in seinem Sinne sei, dass es vorwärtsgeht. «Und es geht vorwärts. Es sind halt komplexe Verfahren, bei denen mehrere Parteien mit anwaltlicher Vertretung beteiligt sind.» Urech betont, dass es nicht nur an der Gemeinde liege, dass die Baustelle nun schon so lange stillsteht. Auch die beteiligten Parteien selber sorgten immer wieder für Verzögerungen.
Einen konkreten Zeitplan und mehr juristische Details könne er aufgrund der noch immer laufenden Verfahren zum aktuellen Zeitpunkt nicht nennen, gibt der Dornacher Gemeindepräsident zu bedenken.