Aus Schuberts Schublade

Unter dem Titel «Ewigkeit berühren» begann Ende Oktober eine fulminante Konzertreihe: Das Faust Quartett bringt Musik von Franz Schubert auf die grosse Bühne des Goe­theanums – und das für die nächsten sieben Jahre.

Haben grosse Pläne: (v. l.) das Faust Quartett mit Cordula Kocian (2. Geige), Ada Meinich (Viola), Uta Klöber (1. Violine) und Birgit Böhme (Cello). Foto: zVg / François Croissant

«Schubert hat die Gabe, die Menschen mit seiner Musik direkt im Herzen zu berühren», sagt die Cellistin des Faust Quartetts Birgit Böhme über den österreichischen Komponisten. Trotz seines vergleichsweise kurzen Lebens, das in Wien 1797 begann und im Alter von nur 31 Jahren 1828 aufgrund einer Typhuserkrankung dort endete, hat Schubert ein riesiges Vermächtnis an Musikstücken hinterlassen, von denen er selbst nur wenige vollendet im Konzertsaal zu hören bekam. Über 600 Lieder, 20 Streichquartette sowie sieben vollendete und fünf unvollendete Sinfonien hat Schubert zeit seines kurzen Lebens komponiert. «Sehnsucht, Verzweiflung, Einsamkeit, gleichzeitig aber auch das Licht und die Hoffnung sind Gefühle, die in Schuberts Musik allgegenwärtig sind», meint Böhme fasziniert.

Zusammen mit Uta Klöber (1. Violine), Cordula Kocian (2. Violine) und Ada Meinich (Viola) bildet Birgit Böhme (Cello) das Faust Quartett. Die tiefe Begeisterung und Bewunderung für das Schaffen Schuberts inspirierte die vier Musikerinnen zu einer gross angelegten Konzertreihe im Goetheanum. Kennen gelernt haben sie sich vor 27 Jahren in Weimar als Studentinnen an der Musikhochschule – der Name des Faust Quartetts ist dabei eine Anlehnung an den ebenfalls in Weimar wirkenden Johann Wolfgang von Goethe. «Ein Quartett ist wie eine Ehe zu viert», meint Böhme schmunzelnd und fügt an: «Wir kennen uns alle sehr gut und haben eine starke Verbindung. Die vielen gemeinsamen Reisen und Erlebnisse machen das gemeinsame Musizieren noch schöner und intensiver.»

«Schubertiade» wird folgen

Die Idee für die Schubert-Konzertreihe schlummere schon seit fast 20 Jahren in ihnen, doch die Zeit für ein solch grosses Projekt müsse halt eben zuerst einmal reif sein, so Böhme. «Wir haben uns damals schon gedacht, dass wir gerne mal sämtliche Streichquartette von Schubert spielen würden. Aber jetzt passt einfach alles zusammen.»

Geplant sind nun zwei Anlässe pro Jahr, bei denen das Faust Quartett dem Publikum die Werke Schuberts näherbringen möchte. Dem grossen Hauptkonzert soll dann jeweils eine sogenannte Schubertiade vorausgehen. Solche gab es schon zu Lebzeiten Schuberts. Man kann sie sich als ein gemeinsames Musizieren im eigenen Bekanntenkreis vorstellen. Zentral war dabei zu Schuberts Zeiten, dass sich Künstlerinnen und Künstler aus allen Metiers, von der Musik über die Malerei, Poesie, Literatur und Philosophie bis hin zum Tanz, gemeinsam einen kreativen Freiraum in kriegsgeprägten Zeiten schufen. «Wir möchten die Idee der Schubertiaden in unserer Gegenwart authentisch aufblühen lassen und nicht nur historisch nachzeichnen. Über die Jahre haben wir ein tolles Netzwerk an Kunstschaffenden kennen lernen dürfen, von denen viele nun auch Teil dieses Projekts sein können.»

Die Jugend für Schubert begeistern

Nach der Schubertiade, die sich auch für das Publikum durchaus interaktiv gestalten und einen künstlerischen Dialog ermöglichen soll, folgt dann bald darauf jeweils das grosse Hauptkonzert. Die Programme sollen dabei einen möglichst umfassenden Eindruck von Schuberts facettenreichem Gesamtwerk vermitteln.

Am 27. und 29. Oktober wurde mit der Schubertiade und dem Streichquartett in a-Moll «Rosamunde» sowie Menuetten und Tänzen aus Schuberts Jugendzeit das erste Kapitel dieser siebenjährigen Konzertreihe geschrieben. «Das war überwältigend, die Stimmung war wirklich besonders. Wir hatten ein sehr aufmerksames Publikum und möchten uns herzlich bei allen Mitwirkenden bedanken», schwärmt Böhme von den beiden Anlässen. Im November 2024 wartet dann das zweite Programm der Konzertreihe: «Dort liegt der Fokus vor allem auf Schuberts Jugendzeit und den Quartetten, die er als 15- bis 16-Jähriger geschrieben hat», blickt Böhme voraus und merkt an: «Dazu möchten wir natürlich gerade auch Kinder und Jugendliche herzlichst einladen, in die Welt Schuberts einzutauchen.»

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