«Auch die Schützenvereine sind nicht stehen geblieben»
Seit 1873 gibt es die Feldschützen Dornach. Ursprünglich zur Erhaltung der Schweizer Unabhängigkeit gegründet, steht heute der Sport im Vordergrund.
Er ist nicht ganz so alt wie das Schlachtrelief bei der Klosterkirche, doch auch der Feldschützenverein Dornach hat schon so einige Jahre auf dem Buckel. Vor dem Denkmal zur Schlacht bei Dornach von 1499 steht Präsident Donald Wunderlin zusammen mit seiner Frau und Kassierin Eveline Wunderlin sowie den beiden Ehrenmitgliedern Franziska Weiland und Alexander Gasser. In der Hand hält Präsident Wunderlin die kleine Vereinsfahne, auf der das Motiv des Denkmals als Logo zu sehen ist. «Früher waren Lorbeerkränze typisch für Vereinsfahnen, aber wir wollten einfach etwas aus Dornach. Und da wir ein ‹Brüggler›-Verein sind, kam das Schloss nicht infrage», erklärt Weiland schmunzelnd. Über den Jungschützenkurs fand sie vor 44 Jahren zum Feldschützenverein und wirkte fast 28 Jahre lang im Vorstand mit. Auch Präsident Wunderlin und Ehrenmitglied Gasser halten dem Verein seit über vier Jahrzehnten die Treue. «Früher war es normal, Mitglied in einem Schützenverein zu sein. Als das Sport- und Freizeitangebot noch nicht so gross war, gab es pro Dorf einfach den Schützen- und den Turnverein», sagt Wunderlin rückblickend.
Zunehmender Frauenanteil in der Männerdomäne
In der Dornacher Dorfchronik ist zu lesen, dass die Feldschützen 1873 zur «Förderung des Schiesswesens» gegründet wurden. Ein Motiv damals, wie auch bei vielen anderen Gründungen von Schweizer Schützenvereinen zu dieser Zeit: «die Erhaltung der Schweizer Unabhängigkeit», die man durch die Auswirkungen des Deutsch-Französischen Krieges bedroht sah. Heute sind die Gründe für einen Vereinsbeitritt bei den Feldschützen natürlich etwas anders gelagert. «Die Waffe ist für uns einfach ein Sportgerät. Beim Schiessen habe ich gelernt, ruhig und konzentriert zu bleiben», begründet Weiland ihre Faszination. Wunderlin ergänzt: «Unsere Vereinsmitglieder sind vielleicht nicht alle die ehrgeizigsten Schützen. Die Resultate sind da zweitrangig. Dafür sind wir ein offener Verein, bei dem die Freude am Schiessen und das Gesellige ganz klar im Vordergrund stehen.»
Dieses Konzept scheint auf Anklang zu stossen – aktuell zählen die Feldschützen rund 70 Mitglieder und konnten allein im laufenden Jahr zehn neue Vereinseintritte verzeichnen. Die meisten stossen über Bekannte zum Verein. Das Durchschnittsalter liegt bei rund 40 Jahren. Besonders freut sich die ehemals langjährige Präsidentin Weiland über den steigenden Frauenanteil im männerdominierten Schützenwesen: «Seit den 80er-Jahren nimmt er stetig zu und mittlerweile sind wir sicher 20 Prozent Frauen im Verein.» Ehrenmitglied Gasser fügt schmunzelnd hinzu: «Auch die Schützenvereine sind nicht stehen geblieben.» Vor allem das Pistolenschiessen sei bei den Schützinnen beliebt.
Ausflug mit geheimem Ziel
Das Angebot des Dornacher Feldschützenvereins umfasst eine Gewehrdisziplin auf eine Distanz von 300 Metern sowie eine Pistolendisziplin, bei der auf eine Entfernung von jeweils 25 und 50 Metern geschossen wird. In diesen Disziplinen wird auf der Schiessanlage Ramstel an der Gempenstrasse fleissig geübt: «Wir trainieren von März bis Oktober und kommen dieses Jahr auf 57 Schiesstage», erklärt Gasser, der kurzerhand die Daten auf seinem Handy nachgezählt hat.
Der wohl wichtigste Termin des Vereinsjahres steht aber noch bevor: Am 19. August wird das 150-jährige Bestehen mit einem ganztägigen Ausflug gefeiert. Speziell daran: Ausser dem Treffpunkt wird nichts über das Tagesprogramm verraten. «Nicht mal ich weiss es», sagt Präsident Wunderlin über das gut gehütete Geheimnis. Bei einem solchen Jubiläum darf aber auch der Blick nach vorne nicht fehlen: «Für die Zukunft wünschen wir uns, dass wir weiterhin einen Beitrag zur Erhaltung der Dornacher Schiessanlage leisten können.» Bei den Feldschützen wird die Flinte also noch lange nicht ins Korn geworfen.