Apfelsee-Anwohner sind verunsichert

Mitte September wurde eine Frau in ihrer Wohnung im Dornacher Apfelsee-Quartier von einem Einbrecher bedroht. Die Polizei brauchte mehr als 30 Minuten, bis sie vor Ort war. Anwohnende machen sich nun Sorgen um die Sicherheit.

Vorkehrungen: Die Mieterinnen und Mieter rüsten sich mit Bewegungsmeldern und Alarmanlagen aus. Foto: Fabia Maieroni
Vorkehrungen: Die Mieterinnen und Mieter rüsten sich mit Bewegungsmeldern und Alarmanlagen aus. Foto: Fabia Maieroni

Daniel Bösch ist ein aufmerksamer Nachbar. In der Nacht vom 19. September vernahm der Dornacher in seinem Wohnquartier «Apfelsee» morgens um halb fünf Hilferufe. Sofort verliess er seine Wohnung an der Solothurnerstrasse, um nach der Person in Not zu suchen. Zuvor habe er noch die Polizei verständigt. Nach zwanzig Minuten fand der Helfer eine verängstigte Frau vor, die von einem Einbrecher in ihrer Wohnung im Hochparterre mit einem Messer bedroht worden war. Sie konnte dem Mann entkommen und über den Balkon fliehen. Doch die Hilfe liess auf sich warten: Opfer und Helfer mussten über 30 Minuten im Dunkeln ausharren, bis die Polizei schliesslich eintraf. Der Täter konnte in der Zwischenzeit fliehen. «Der Polizist erklärte mir, dass nur eine Nachtpatrouille im Bezirk unterwegs sei», sagt Bösch.

Er stellte daraufhin beim Kommandostab in Solothurn eine Anfrage, weshalb die Polizei erst nach über einer halben Stunde eingetroffen sei. Das Polizeikommando äusserte sich in einer zweiseitigen Stellungnahme, die dem Wochenblatt vorliegt: Es seien in jener Nacht zwei Notrufe zur selben Situation eingegangen. Nachdem die Person des zweiten Notrufs mitgeteilt habe, der Frau gehe es gut, hatte die Polizei die Lage offenbar als weniger dringlich eingestuft und zwei Polizisten aus dem Pikettdienst aufgeboten. Diese wohnen nördlich des Juras und benötigten 30 Minuten, bis sie vor Ort waren. Es habe sich «eine eher seltene ungünstige Konstellation» präsentiert. «Wir nehmen das Ereignis zum Anlass, unsere Abläufe im Rahmen des betrieblich Möglichen erneut zu überprüfen», schreibt die Polizei.

Weshalb die benachbarte Polizei Baselland nicht verständigt wurde, erklärt Astrid Bucher, Mediensprecherin der KAPO Solothurn, so: «Die Unterstützung einer Polizei eines unmittelbar angrenzenden Kantons hängt von den jeweiligen Umständen und von der Situation ab und erfolgt beispielsweise, wenn Gefahr in Verzug ist.» In diesem Fall habe man sich entschieden, die Solothurner Polizei aufzubieten.

Daniel Bösch hat auch beim Dornacher Gemeinderat nachgefragt, welche Massnahmen dieser zur «Wahrung der öffentlichen Sicherheit» beschliessen werde. Gemeindepräsident Daniel Urech (FWD) zeigte sich in einer Antwort-Mail betroffen und erklärte, er wolle sich mit der Polizei wegen der langen Interventionszeit austauschen. «Auf die Frage, welche Massnahmen getroffen und umgesetzt werden, um die Sicherheit zu gewährleisten, ist er noch nicht eingegangen», ­ärgert sich Bösch.

Nachbar bemerkt weiteren Einbrecher

Der Fall vom 19. September blieb kein Einzelfall. Auch bei Edisa Mujic, die am Steinmattweg wohnt, kam es zu einer ähnlichen Situation – die Frau hatte jedoch mehr Glück: Ihr Nachbar bemerkte nachts, wie sich ein unbekannter Mann vom Balkon aus Zutritt zu ihrer Wohnung verschaffen wollte. Der Nachbar konnte den Unbekannten vertreiben. Doch seither plagt die Anwohnerin die Angst: «Ich traue mich nach 21 Uhr nicht mehr auf den Balkon oder nach draussen. Wir, und fast alle unsere Nachbarn, haben nun Bewegungsmelder, Kameras oder Alarmanlagen angebracht.» Die Solidarität untereinander sei gross, «aber die Angst bleibt», sagt die Frau. Sie ist im Apfelsee – im «besten Quartier von Dornach», wie sie sagt – aufgewachsen. «Der Apfelsee ist etwas abgeschottet vom Rest der Gemeinde und wird in Dornach nicht wirklich wahrgenommen.» Dennoch: Unsicher habe sie sich nie gefühlt – bis jetzt.

Streitpunkt Nachtabschaltung

Neben der polizeilichen Verspätung ärgert die Anwohner auch das Beleuchtungsregime der Gemeinde. Seit Anfang des Jahres bleiben die Strassenlampen nachts ausgeschaltet. «Wegen der Dunkelheit konnte ich nicht erkennen, wo sich die um Hilfe rufende Person aufhielt. Ich musste eine Taschenlampe mitnehmen, damit ich überhaupt etwas sah», schildert Bösch die Vorkommnisse. Dank eines Artikels im Wochenblatt vernahm er, dass der Gemeinderat bei der Abschaltung der Strassenbeleuchtung bleibe, die Dauer aber leicht reduziere. Verständnis hat er dafür nicht: «Was bringt eine Nachtabschaltung zwischen halb zwei und halb fünf Uhr nachts? Hier werden die Interessen von Vögeln höher gewichtet als die Sicherheit der Bevölkerung.»

Gemeinderätin Janine Eggs (FWD) wohnt selbst im Apfelsee-Quartier. Persönlich angesprochen worden sei sie noch nicht, sagt sie auf Nachfrage. «Ich habe es bisher nicht so wahrgenommen, dass im Quartier Panik ausgebrochen ist. Auch im Dunkeln spielen noch Kinder draussen und Leute unterhalten sich.»

Zudem sei zumindest ein Teil der Wege beim Steinmattweg weiterhin beleuchtet: «Es handelt sich um Privatgelände mit Wegleuchten», erklärt sie.

Gemeinderat Ludwig Binkert (FDP), der für das Ressort Sicherheit verantwortlich ist, sagt, die Sicherheitskommission der Gemeinde habe sich mit dem Fall noch nicht auseinandergesetzt – die nächste Sitzung finde im November statt.

Auf Nachfrage, weshalb Dornach an der Nachtabschaltung festhalte, erklärt Binkert: «Wegen der Energiemangellage. Wir haben die Zeiten nun aber so angepasst, dass die Leute nach dem letzten Zug in der Nacht und beim ersten Zug morgens auf beleuchteten Strassen laufen können.» Zum Vorfall im Apfelsee, der um halb fünf Uhr morgens passierte, erklärt er: «Auch die Beleuchtung hätte diesen nicht verhindert.» Das sehen Bösch und seine Nachbarin anders. Sie wünschen sich die Beleuchtung zurück. Die Energiekrise ist für Bösch kein Argument: «Sparen wir im Niedrigtarif wirklich derart viel Strom, dass wir dieses Risiko eingehen müssen?» Sie fordern vom Gemeinderat, dass dieser sich verstärkt für die Sicherheit der Anwohnenden einsetzt.

Ludwig Binkert rät den Betroffenen, dem Gemeinderat einen Antrag zu stellen mit der Bitte, er solle sich zur Sicherheit im Dorf Gedanken machen. Bösch kann das nicht nachvollziehen: «Ordnung, Sicherheit und Sauberkeit sollten in einer Gemeinde absolut prioritär gehandhabt werden. Nun soll die Bevölkerung einen Antrag stellen und darum bitten, dass sich die Gemeinde Gedanken um die Sicherheit macht? Das finde ich anmassend.»

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